Bundesliga

Allofs: "Hecking ein Glücksfall, Ismael keine Notlösung"

Der Manager spricht über die Trainerentlassung und seine Pläne

Allofs: "Hecking ein Glücksfall, Ismael keine Notlösung"

Erste Trainerentlassung seiner Karriere: Wolfsburgs Manager Klaus Allofs.

Erste Trainerentlassung seiner Karriere: Wolfsburgs Manager Klaus Allofs. imago

... die Hecking-Entlassung: Am Montagnachmittag teilte Allofs dem Coach nach fast vierjähriger Zusammenarbeit die Entlassung mit. "So eine Entscheidung ist ein Einschnitt in die Lebensgeschichte einer Person", sagt der Manager, "das geht nicht leicht von der Hand. Dementsprechend gewissenhaft haben wir darüber diskutiert." Der sportliche Niedergang, der in der vergangenen Saison eingesetzt hatte und auch nach dem personellen Umbruch in diesem Sommer vom Trainerteam nicht gestoppt werden konnte, zwang Allofs nun zum Handeln. "Dieter Hecking war ein Glücksfall für den VfL", sagt der Geschäftsführer, "er war der richtige Trainer im richtigen Moment." Aber: "In dieser Konstellation haben wir es nicht mehr hinbekommen. Es ist schade, dass diese Ära beendet ist."

... die Trainersuche und Chancen von Valerien Ismael: Allofs, der den Franzosen 2003 als Spieler zu Werder Bremen und als Trainer 2013 und 2015 zum VfL geholt hatte, kennt Ismael bestens. Hat der 41-Jährige gar die Chance, dauerhaft im Amt zu bleiben? "Das ist keine Notlösung", sagt Allofs, "er traut sich das zu, ich traue ihm das sowieso." Die Wahrscheinlichkeit auf eine Dauerlösung erscheint jedoch erst einmal gering. Allofs hat sich längst auf die Suche nach einem neuen Chef begeben. "Wir sind sehr gut aufgestellt, prüfen in dieser Situation aber auch, welche Alternativen es gibt." Die Entscheidung, räumt Allofs ein, hänge auch, "vom Verlauf der nächsten Spiele ab".

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Die Entscheidung hängt vom Verlauf der nächsten Spiele ab.

Klaus Allofs über Ismaels Chancen zur Beförderung

Nun ist Ismael gefragt. Was erwartet sich der Manager von der Interimslösung? "Wir sind uns einig, dass die Mannschaft unter Wert gespielt hat." Ismael sollte in der Lage sein, "„das bei einer Vielzahl der Spieler zu verändern". Und: Der Franzose soll "die mannschaftliche Geschlossenheit stärken". Ein Punkt, an dem sich Hecking in den vergangenen Monaten die Zähne ausgebissen hat. Bei der Suche nach einem neuen Chef lässt sich Allofs alles offen. Potenzielle Kandidaten wie der verfügbare Portugiese André Villas-Boas, zuletzt bei Zenit St. Petersburg im Amt, lässt er unkommentiert. Die Sprache sei zwar grundsätzlich wichtig, räumt er ein, "sollte aber auch kein Ausschlusskriterium sein, wenn man von einer Person total überzeugt ist".

Villas-Boas, ein Kandidat?

Ganz nebenbei: Vor einem Monat hat Villas-Boas angefangen, Deutsch zu lernen. Geprüft wird nun alles. Hecking konnte einst dank einer Ausstiegsklausel während der Saison aus Nürnberg verpflichtet werden. Auch heute sagt Allofs: "Wenn es eine Ausstiegsklausel gibt, dann würde ich das nicht ausschließen." Wer kommt für den VfL tatsächlich infrage? "Die Palette ist erst einmal groß", betont Allofs, bei dem bereits zahlreiche Bewerbungen eingegangen sind. Erfolgreiche Trainer wie ein Julian Nagelsmann aus Hoffenheim oder Peter Stöger aus Köln, die man in Wolfsburg sicher mit Kusshand nehmen würde, dürften kaum verfügbar sein. Gehandelt werden neben Villas-Boas erst einem die üblichen Verdächtigen. André Breitenreiter etwa, der zuletzt Schalke in die Europa League führte. Oder Bruno Labbadia, gerade beim HSV geschasst. Oder Thomas Schaaf, Allofs' langjähriger Partner in Bremen. Die Wahrscheinlichkeit: gering.

... die Mannschaft: Auch hier wird viel geredet dieser Tage. Am Montag wurde das Team kurz vor der offiziellen Bekanntgabe von der Hecking-Entlassung informiert, am Dienstag saß Allofs zunächst mit Ismael und dem Mannschaftsrat (Benaglio, Schäfer, Luiz Gustavo, Blaszczykowski, Bruma) zusammen, vor dem ersten Training am Nachmittag mit der gesamten Truppe. Der Druck wird erhöht. Denn: Was Hecking und Allofs zuletzt auch versucht haben, gefruchtet hat es nicht. "Natürlich bin ich enttäuscht über einige Dinge, die sich in den letzten Monaten getan haben." Er nimmt seine Spieler – mal wieder - in die Pflicht. "Jeder weiß, dass er seine Verantwortung hat. Ich erwarte von allen, dass sie dem neuen Trainer die totale Unterstützung zukommen lassen."

... das Saisonziel: Die Rückkehr in das internationale Geschäft, bestenfalls in die Königsklasse, das hat der VfL vor der Saison als Ziel ausgegeben. Und jetzt? Nach sieben Spielen und sechs Punkten haben die Niedersachsen den Anschluss bereits verloren. Deswegen steht das Vorhaben erst einmal "gar nicht so im Vordergrund", sagt Allofs. "Erst einmal wollen wir erfolgreicheren und besseren Fußball spielen." Grundsätzlich aber hält der Manager an den auch von Eigner Volkswagen vorgegebenen Plänen fest: "Unser Ziel ist es, zurück in den internationalen Wettbewerb zu kommen - so schnell wie möglich."

Thomas Hiete

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