Bundesliga

Darida: "Dann wird der Hunger noch größer"

Verletzter Hertha-Mittelfeldmann im kicker-Interview

Darida: "Dann wird der Hunger noch größer"

Will schnellstmöglich wieder ins Geschehen eingreifen: Vladimir Darida.

Will schnellstmöglich wieder ins Geschehen eingreifen: Vladimir Darida. picture alliance

Am 18. September, beim Berliner 2:0-Heimsieg gegen Schalke am dritten Spieltag, zog sich der Mittelfeldspieler einen Außenbandriss im linken Sprunggelenk zu. Trainer Pal Dardai rechnet in der Hinrunde nicht mehr mit der Rückkehr des Mannes, der in den beiden vergangenen Jahren jeweils laufstärkster Spieler der Bundesliga war. Jetzt spricht Darida über...

... seine Verletzung: "Ich habe einen Schuss geblockt und hatte in diesem Moment unglücklicherweise keine Spannung im Fuß. Ich war mit dem linken Fuß vorn und auf dem Sprung, deshalb war der Fuß locker. Das wurde mir zum Verhängnis. Es war erst die zweite Operation in meiner Karriere. Die erste war ein Eingriff an der Nase, da war nach zwei Tagen wieder alles gut. Jetzt zwei oder drei Monate zuschauen zu müssen, ist ungewohnt für mich. Ich kann aktuell immerhin einiges für den Oberkörper machen und Fahrrad fahren."

Vladimir Darida

Darida zog sich gegen Schalke einen Außenbandriss im linken Sprunggelenk zu. picture alliance

... seinen Zeitplan: "Dem Fuß geht es gut, die Operation verlief ohne Komplikationen. Es sieht gut aus. Wenn alles glatt geht, kann ich nächste Woche den Airwalker abnehmen. Mein Ziel ist es, noch im Jahr 2016 wieder zu spielen. Ich werde mit noch mehr Lust auf Fußball zurückkommen. Es ist mein Leben. Ich habe immer Lust, aber wenn man dann nicht spielen darf, wird der Hunger noch größer."

... Herthas Höhenflug: "Wir machen es sehr gut und spielen ähnlich wie letzte Saison in der Hinrunde. Wir spielen unseren Fußball - mit Mut und Überzeugung, mit vielen kurzen Pässen. Wenn man Glück braucht, weil man viele lange Bälle spielt, ist es kein Fußball. Aber wir wollen uns nicht auf Glück verlassen, sondern wollen anders spielen."

... Tschechiens Chancen im Spiel gegen Deutschland: "Deutschland war für mich die stärkste Mannschaft bei der Europameisterschaft, auch der Auftritt im ersten WM-Quali-Spiel in Norwegen war eine Demonstration. Wir sind klarer Außenseiter, aber wir machen gegen große Gegner oft unsere stärksten Spiele. In der EM-Qualifikation haben wir zweimal die Niederlande geschlagen, bei der EM haben wir gegen Spanien bis zur 87. Minute ein 0:0 gehalten. Wir brauchen eine Top-Leistung - und auch etwas Glück. Ohne Glück geht es nicht gegen Deutschland."

... den neuen Trainer Karel Jarolim: "Er versucht gerade, uns eine etwas andere Spielphilosophie zu vermitteln als sein Vorgänger Pavel Vrba. Jarolim will, dass wir uns auch gegen gute Gegner nicht so weit zurückziehen, sondern immer wieder in Pressing-Phasen kommen und früher attackieren. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu Vrba, unter dem ich schon bei Viktoria Pilsen erfolgreich gearbeitet habe und zweimal Meister wurde, aber meine Rolle ändert sich auch unter Jarolim nicht. Jarolim sieht mich eher auf der Sechs als auf der Acht oder der Zehn. Für mich ist das kein Problem, ich kann im zentralen Mittelfeld defensiver und offensiver spielen."

... Tschechiens Aus in der EM-Vorrunde: "Gegen Spanien haben wir uns vernünftig präsentiert, auch gegen Kroatien (2:2, d. Red.) 180 Minuten lang war die EM für uns okay, danach nicht mehr. Gegen die Türkei (0:2, d. Red.) haben wir schlecht gespielt und verdient verloren. Ich war enttäuscht, dass wir nach der guten Qualifikation im Turnier ohne Sieg geblieben sind. Alle waren enttäuscht."

Vladimir Darida

Ohne einen Sieg musste die tschechische Nationalelf bei der EM nach der Vorrunde die Heimreise antreten. picture alliance

... den Umbruch nach den Rücktritten von Petr Cech und Jaroslav Plasil: "Es kommt gerade eine neue Generation nach, auch gegen Deutschland werden einige junge Spieler auf dem Platz stehen. Speziell Petr Cech hinterlässt natürlich eine Lücke. Die, die nachkommen, haben auch Talent. Aber immer den Vergleich mit den großen Teams von 1996 (EM-Finalist, d. Red.) und 2004, als Tschechien im Halbfinale unglücklich an Griechenland scheiterte, anzustellen, bringt nichts. Damals hatten wir zehn Jungs, die bei europäischen Topklubs gespielt haben. Im Moment ist niemand von uns in einem Topklub. Zwei oder drei können es schaffen, aber sicher nicht acht oder zehn."

... Jarolims im kicker-Interview geäußerte Kritik, dass die tschechischen Talente zu früh ins Ausland wechseln: "Er hat recht, aber ich verstehe auch die Spieler, wenn sie in andere Ligen wechseln. Die tschechische Liga hat, auf die ersten sechs, sieben Teams bezogen, ein ordentliches Niveau. Aber dahinter sinkt das Niveau deutlich."

... die Perspektive in der Gruppe: "Im Normalfall ist Deutschland ungefährdet, dahinter werden wir mit Norwegen und Nordirland um Platz zwei kämpfen. So groß sind die Unterschiede nicht. Unser 0:0 zum Start gegen Nordirland war zu wenig. Wir haben nicht schlecht gespielt, aber keine der vielen Torchancen verwertet. Aber ich habe Rune Jarstein, meinem Kollegen von Hertha, schon angekündigt, dass ich gegen Norwegen mit ihm im Tor zweimal treffe. Er meinte nur, er bräuchte bei meinen Schüssen nicht mal seine Hände, um sie zu halten (lacht)."

Kuka, Baros, Koller - Tschechien hatte über Jahre sehr gute Stürmer. Zuletzt war das ein bisschen unser Problem.

Vladimir Darida über die Probleme im Angriff

... die Probleme im Angriff: "Kuka, Baros, Koller - Tschechien hatte über Jahre sehr gute Stürmer. Zuletzt war das ein bisschen unser Problem. Gegen Deutschland könnte Patrik Schick als Mittelstürmer starten. Er ist im Sommer zu Sampdoria Genua gewechselt, hat tolle Anlagen und in der U-21-Nationalmannschaft eine überragende Torquote. Ich halte sehr viel von ihm. Er ist erst 20, aber kann in zwei, drei Jahren in die Fußstapfen der großen Stürmer von früher treten."

... die Situation im Tor nach Petr Cechs Rücktritt und Jaroslav Drobnys Handgelenksverletzung: "Tomas Vaclik vom FC Basel wird im Tor stehen. Er hat sehr starke Reflexe auf der Linie, aber beherrscht auch bei hohen Bällen seinen Strafraum, obwohl er keine zwei Meter groß ist (1,89m, d. Red.). Er traut sich, von der Linie nach vorn zu kommen, und hat da ein gutes Timing. Gegen Deutschland wird es viel auf ihn ankommen."

Rosicky und Darida

Tschechien muss einmal mehr auf den verletzten Star Tomas Rosicky verzichten. picture alliance

... den Ausfall des verletzten Tomas Rosicky und sein Erbe: "Wir wissen, wie es ist, ohne ihn zu spielen. Wir müssen es als Team auffangen. Tomas hat Fähigkeiten wie nur wenige. Er hat das Gespür für den Raum und sehr viel Gefühl im Fuß. Er weiß genau, wann er wohin spielen muss. Man wusste immer, was er macht. Man konnte in den freien Raum laufen, und er hat den Ball genau dorthin gespielt."

... den gefährlichsten deutschen Spieler: "Thomas Müller. Er läuft meistens richtig, er steht richtig, er hat einen guten Abschluss. Wir müssen auf alle Deutschen aufpassen, aber am meisten auf Müller. Das wird am Samstag sehr wichtig für uns, ihn zu kontrollieren."

... das Angebot des AS Monaco im Sommer: "Das Angebot kam zwei Tage vor Ende der Transferperiode. Für mich war das kein Thema - auch wegen des späten Zeitpunkts und weil mich die französische Liga nicht so reizt wie die englische. Ich bin in Berlin zufrieden, diese Saison kann sehr gut werden."

Steffen Rohr