Bundesliga

"Kriminell": Hellmann spricht von "Tiefpunkt"

DFB ermittelt nach den Ausschreitungen von Magdeburg

"Kriminell": Hellmann spricht von "Tiefpunkt"

Rauch im Block der Frankfurter Fans, von dem ein Feuerwerkskörper Richtung FCM-Block fliegt.

Rauch im Block der Frankfurter Fans, von dem ein Feuerwerkskörper Richtung FCM-Block fliegt. imago

Es waren hässliche, angsteinflößende Szenen, die sich zu Beginn der zweiten Hälfte in Magdeburg abspielten. Erst sorgten Chaoten durch das Abbrennen von schwarzem Rauchpulver dafür, dass der ganze Block in undurchdringlichem Nebel verschwand, anschließend flogen aus der Anonymität heraus Leuchtraketen in den benachbarten Sitzplatzblock, in dem sich auch Familien aufhielten. Die Szenerie verdeutlichte einmal mehr: Eintracht Frankfurt kriegt sein dramatisches Fanproblem nicht in den Griff. Der DFB-Kontrollausschuss hat am Montag die Ermittlungen aufgenommen, Vorstand Axel Hellmann spricht von einem Tiefpunkt und kriminellem Verhalten.

Es ist gerade mal sechs Wochen her, da erklärte Hellmann nach dem letzten Sportgerichtsurteil: "Allen muss bewusst sein, dass wir das Urteil auch als klare Mahnung zu verstehen haben, dass gerade mit Blick auf das Abbrennen von Pyrotechnik das Ende der Fahnenstange erreicht ist und wir unter besonderer Beobachtung stehen."

Insgesamt sechs Vorfälle zwischen Februar und Mai 2016 wurden an jenem 12. Juli mit einer Geldstrafe in Höhe von 80.000 Euro und einer Blocksperre gegen Schalke 04 geahndet. Mit diesem Urteil, so die vorherrschende Meinung, kam die Eintracht noch ziemlich glimpflich davon. Nun droht Frankfurt mindestens eine weitere Sperre in Block 40, da für diesen Bereich ein Zuschauer-Teilausschluss mit einer Bewährungszeit bis zum 31. Mai 2017 ausgesprochen wurde. Doch niemand dürfte überrascht sein, sollten die Ausschreitungen in Magdeburg mit einem kompletten Geisterspiel oder gar einem Pokalausschluss sanktioniert werden.

Das Feuern von Leuchtspurmunition in den Block ist schlichtweg als kriminell zu bezeichnen.

Eintracht-Vorstand Axel Hellmann

Hellmann verurteilte die erneuten Ausschreitungen von Teilen der Frankfurter Anhängerschaft. "Das war ein Tiefpunkt, was die Wahrnehmung der Fans anbelangt", sagte der 45-Jährige gegenüber Frankfurter Medien. "Das Feuern von Leuchtspurmunition in den Block ist schlichtweg als kriminell zu bezeichnen." Hellmann rief die Eintracht-Fans zudem auf, die Täter vom Sonntag zu benennen: "Wenn wir die Täter nicht ausfindig machen, sind wir nicht glaubwürdig und haben keine Argumente gegen Kollektivstrafen."

Im Rahmen der letzten Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht Mitte Juli hatte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz bereits kritisch angemerkt, dass Eintracht Frankfurt - trotz entsprechender Zeit zur Ermittlung - sehr wenige Täter präsentiere. Die Aufklärungsarbeit sei trotz Kameraüberwachung selbst für die Polizei schwierig, hatte Justitiar Philipp Reschke als Vertreter der Eintracht eingewendet.

"Krimineller Akt": Eintracht bittet um Unterstützung

Ein entsprechender Aufruf stand auch im Mittelpunkt einer Vereinsmitteilung am Dienstag. "Das Ziel all jener, denen Eintracht Frankfurt am Herzen liegt, muss es sein, den oder die Täter zu finden und zu bestrafen", heißt es darin. "Das Abschießen von Leuchtspurmunition im allgemeinen und das Abfeuern in Richtung eines gefüllten Blocks hat nichts mit einer lebendigen, offenen und kreativen Fanszene zu tun", stellt die SGE weiter fest: "Hierbei handelt es sich um einen kriminellen Akt, den es - ungeachtet jeglicher Provokation der Gegenseite - strafrechtlich zu verfolgen gilt." Entsprechend bittet der Klub "alle, die in Magdeburg waren und alle organisierten Fangruppen" um Unterstützung.

zum Spiel

Unmittelbar nach dem Spiel in Magdeburg hatte Sportdirektor Fredi Bobic eine unvoreingenommene Aufarbeitung der Geschehnisse angemahnt und am Sky-Mikrofon Fehlverhalten von Magdeburger Anhängern angesprochen: "Auch beim Warmmachen sind schon ein paar Sachen geflogen, aber in die andere Richtung." Bei der Frage nach möglichen Konsequenzen gab sich Bobic betont zurückhaltend: "Das müssen wir sehen." Zunächst müsse man "Stück für Stück das Ding aufarbeiten".

Eintracht-Fanabteilung: "Nur noch kriminell, nicht entschuldbar, nicht tolerierbar"

Mit klaren Worten äußerte sich am Dienstag der Vorstand der Eintracht-Fanabteilung. "Die Ereignisse von Magdeburg stellen einen absoluten Tiefpunkt dar, einen endgültigen Bruch mit allem, was bisher Konsens war. Was in Magdeburg geschehen ist, war einfach nur noch kriminell, nicht entschuldbar, nicht tolerierbar, und mit allem, was wir und die gesamte Frankfurter Fanszene seit Jahren unter schützenswerter Fankultur verstehen, nicht im Geringsten vereinbar", ist in der ausführlichen Stellungnahme zu lesen. "Es ist unfassbar, dass in unserer Kurve Leute stehen, die Leuchtspur und/oder Leuchtraketen als Waffen einsetzen und in Heimblöcke schießen – ganz egal, wer da steht. Es ist unfassbar, dass sich irgendjemand zu so etwas hinreißen lässt, obwohl doch die Konsequenzen klar auf der Hand liegen: Es hätte zu schwersten Verletzungen oder Schlimmerem kommen können – und es wird zu schweren Strafen kommen, die Eintracht Frankfurt und die gesamte Fanszene werden ausbaden müssen."

kon

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