Bundesliga

Mainz: Gegen die Wand gerannt

Müde FSV-Spieler simulieren Ernstfall

Mainz: Gegen die Wand gerannt

Hat die Zügel mächtig angezogen: FSV-Trainer Martin Schmidt.

Hat die Zügel mächtig angezogen: FSV-Trainer Martin Schmidt. imago

Die Mannschaft des Schweizers befindet sich in der zweiten englischen Woche am Stück. Dazu kommen umfangreiche, intensive Einheiten. Die Folge: Müdigkeit im Kopf und in den Beinen. "Das wollte ich provozieren." Noch am Mittwochabend hatte Schmidt seine Jungs nach einer 90-minütigen Vormittagseinheit und einem Kraft- und Stabilitätsprogramm zum Schlittenziehen auf den Platz geschickt. "Das würde ich nie im Leben am Tag vor einem Pflichtspiel machen. Das ist ja der Killer schlechthin."

Diesen schweren Rucksack setzt der 49-Jährige seiner Truppe aus zwei Gründen auf. Zum einen will er "die Vorbereitung bis zum Ende nutzen, damit uns nicht hintenraus die Körner fehlen". Zum anderen simuliert er neben physischen Hürden den psychischen Druck, der den Rheinhessen ob der Mehrfachbelastung durch die Europa League bevorsteht. Was passiert also mit so einer Mannschaft, die erst Liverpool 4:0 schlägt, dann müde trainiert wird, dann Köln mit 0:3 unterliegt? Schmidt hat sehr genau registriert, wer sich auch in der Niederlage gewehrt hat. "Bello wurde irgendwann ein bisschen böse, ging dann auch mal ein bisschen fieser hin. Das war schon ein Zeichen." Auch Besar Halimi, spät eingewechselt, habe ihm gefallen. Dass es dann auch Akteure gibt, die einfach nur mitfließen, sei angesichts der Belastung normal.

Trainersteckbrief Schmidt
Schmidt

Schmidt Martin

1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
1. FSV Mainz 05

Gründungsdatum

16.03.1905

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Das wird noch eine verdammt harte Geschichte für die Jungs bis Montagmittag.

FSV-Trainer Martin Schmidt

Und noch einen zweiten Punkt hat der Ober-Walliser auf der Agenda: Wie präsentieren sich seine Jungs nach der Partie und in den nächsten Tagen? Das Profil ist bei jedem Einzelnen ein bisschen anders: "Der eine hat damit zu tun, dass er nicht gespielt hat, der andere damit, dass er nicht gut war, der nächste damit, dass er mausetot ist." Schmidt ist gespannt, wer wie reagieren wird. Er wird genau beobachten: "Kommen manche morgen mit hängendem Kopf oder ist er schon wieder oben?" Schließlich geht es jetzt noch um nichts, sehr wohl aber in einer Woche im DFB-Pokal. Und wenn es um etwas geht, "dann müssen die Köpfe hoch. Nur aus der Positivität kommt wieder Leistung."

Spritzige Elf? "Brauche ich im Moment nicht"

Jetzt eine frische, spritzige Elf, die gegen den FC und am Sonntag gegen Rot-Weiß Erfurt (15 Uhr) den Ball laufen lässt und dem Gegner mit Zweikampfgift über 90 Minuten zusetzen kann "brauche ich im Moment nicht", sagt Schmidt. Denn sonst könne es passieren, dass man sich auch im Pokal bei der SpVgg Unterhaching gut fühle - "und dann wird es dort schwierig und wir stehen vor der Wand. Doch in die Wand müssen wir jetzt laufen."

Schmidt bildet den September ab

Dank schwerer Beine und überbeanspruchter Köpfe lasse sich abbilden, was im September auf seine Elf zukommt. Und so waren die Nullfünfer in den Zweikämpfen zu spät, verloren Bälle und produzierten gerade im Aufbau zahlreiche Fehlpässe. "Gegen einen frischen Gegner gibt es dann eben ein 0:3." Es muss fast schon wie eine Drohung klingen, wenn Schmidt sagt: "Das wird noch eine verdammt harte Geschichte für die Jungs bis Montagmittag." Denn am Sonntag kommt mit Erfurt ein hochmotivierter Drittligist an den Bruchweg, der sich gegen den Bundesligisten zeigen will.

Benni Hofmann