Bundesliga

Hradecky: "Lange Tage wie im Büro"

Frankfurt: Torhüter ist mental noch stärker

Hradecky: "Lange Tage wie im Büro"

Freut sich auf den Spaß in der Bundesliga: Frankfurts Keeper Lukas Hradecky.

Freut sich auf den Spaß in der Bundesliga: Frankfurts Keeper Lukas Hradecky. imago

Aus Frankfurts Trainingslager in Gais/Italien berichtet Julian Franzke

Petz könnte Hradecky auch die 80 Dreitausender im näheren Umkreis des Trainingslagers in Südtirol hochscheuchen, der Torhüter hätte wohl immer noch ein Lächeln im Gesicht und wäre zu Späßen aufgelegt. Der Finne ist eine Frohnatur wie sie im Buche steht.

Zurzeit absolviert der 26-Jährige die achte Vorbereitung als Profi – es ist die bislang umfangreichste. "Trainingseinheiten über zweieinhalb Stunden habe ich noch nicht erlebt", sagt Hradecky und ergänzt mit einem Schmunzeln: "Das sind lange Tage wie im Büro, die in Frankfurt manchmal von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends dauern." Beklagen will er sich darüber nicht, und doch erklärt er: "Ich will einfach, dass diese Vorbereitung vorbei ist. Es ist momentan mehr harte Arbeit als Spaß. Aber in der Bundesliga wird der Spaß zurückkommen, das kann man wieder genießen."

Dass sich all die Plackerei lohnt, spürt Hradecky schon jetzt. "Ich fühle mich topfit", erzählt der Schlussmann und kündigt an: "Wir wollen die anderen Mannschaften kaputtlaufen und plattmachen."

Die Arbeit mit dem Ball war in Gais bisher allerdings ziemlich knapp bemessen, am Montag und am Donnerstag blieb das Spielgerät gar ganz außen vor. Das überrascht nicht nur die mitgereisten Journalisten. "Es ist nicht so viel Fußball gespielt worden. Hoffentlich wissen die Trainer, was sie machen...", sagt Hradecky scherzhaft und lacht laut los, "aber das glaube ich schon".

Das bevorstehende Vorbereitungsspiel am Samstagabend bei Atalanta Bergamo bezeichnet er als "ersten richtigen Test gegen einen starken Gegner". In dieser Partie wird Trainer Niko Kovac vermutlich die derzeit stärkste Elf aufbieten, was erstmals seriöse Rückschlüsse auf den Leistungsstand der Mannschaft zwei Wochen vor dem Pflichtspielstart in Magdeburg zulassen dürfte.

Die schwierige vergangene Saison, die beinahe im Abstieg endete, hat auch beim Torhüter Spuren hinterlassen. Die dramatischen Wochen im Saisonendspurt gingen ihm auch während der Familienurlaube - drei Wochen in Finnland, eine Woche in der Slowakei - immer wieder durch den Kopf. Hradecky spricht von der "schlimmsten Situation" und betont: "Das will ich nicht nochmal erleben! Wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben."

Dabei hat er von der enormen Drucksituation sogar profitiert. "Ich fühle mich mental ganz stark, das hat mir geholfen und mich noch stärker gemacht. Jetzt freue ich mich auf eine hoffentlich bessere Saison."

Ich bin ein Typ, der der Mannschaft helfen muss.

Lukas Hradecky

Persönlich nimmt er sich vor, häufiger die weiße Weste zu verteidigen - in der vergangenen Saison kassierte er in acht Ligaspielen kein Tor - und seine Vordermänner noch mehr zu führen: "Ich bin ein Typ, der der Mannschaft helfen muss." Im Torwartspiel will der finnische Nationaltorhüter vor allem seine Strafraumbeherrschung weiter verbessern, er selbst spricht von "Libero spielen".

Eine Säule ist der vor einem Jahr von Bröndby IF verpflichtete Keeper schon jetzt. Den Verlust von Kevin Trapp hat Hradecky auf Anhieb kompensiert, mit seiner aufgeschlossenen und humorvollen Art hat er sich zudem im Eiltempo in die Herzen der Fans gespielt. Sein kicker-Notenschnitt von 2,91 kann sich sehen lassen. In Zeiten des Umbruchs kann sich Frankfurt glücklich schätzen, über einen derart sicheren Rückhalt im Tor zu verfügen.