Bundesliga

Draxler und Wolfsburg: Der Machtkampf läuft

VfL-Königstransfer will weg

Draxler und Wolfsburg: Der Machtkampf läuft

Wie geht es weiter? Wolfsburgs Königstransfer Julian Draxler probt den Machtkampf.

Wie geht es weiter? Wolfsburgs Königstransfer Julian Draxler probt den Machtkampf. imago

Er kommt als einer der Letzten. Gemeinsam mit Daniel Caligiuri und Ismail Azzaoui trottet Julian Draxler am Mittwochmorgen auf den Trainingsplatz. Im VfL-Outfit mit der kleinen aufgeflockten Nummer 10, die Ärmel bei ungemütlicher Witterung weit nach unten gezogen. Draxler, der beim FC Schalke alle Junioren-Mannschaften durchlief, steht seit Sommer 2015 in Wolfsburg unter Vertrag. Die Niedersachsen legten damals 36 Millionen Euro auf den Tisch für den heute 22-Jährigen und statteten ihn mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2020 aus.

Doch trotz der perspektivenreichen Laufzeit plant der deutsche Nationalspieler nach nur einem Jahr schon wieder den Abschied. Nach Angaben des Offensivspielers wurde ihm bei Vertragsunterschrift "mündlich zugesichert, dass ich den Verein verlassen kann, wenn sich dazu Möglichkeiten ergeben. Sowohl von Hecking als auch von (Geschäftsführer Klaus) Allofs" . Draxler betrachtete im Sommer 2015 den deutschen Vizemeister, Champions-League-Teilnehmer und frischgebackenen Pokalsieger "als eine gute Perspektive", sah im VfL "aber auch ein Sprungbrett".

Spielersteckbrief Draxler
Draxler

Draxler Julian

Dieses "Sprungbrett" ist nun - nach einer ordentlichen EM (fünf Einsätze, vier in der Startelf, ein Tor, ein Assist, kicker-Notenschnitt 3,5) - offenbar vorhanden. Das Interesse des englischen Topklubs FC Arsenal ist bekannt, auch Juventus Turin, vor einem Jahr bereits dicht dran an einem Draxler-Deal, gilt als mögliches Ziel.

Draxlers Abschiedswunsch kommt nicht überraschend. Schon am 20. Juni, als das Turnier in Frankreich voll im Gange war, berichtete der kicker vom drohenden Abgang des Wolfsburger Königstransfers. Auf die Frage nach seinem Wechselwunsch wich der Techniker damals bereits aus ("Darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken"). Eine kolportierte Ausstiegsklausel, die bei 60 Millionen Euro liegen soll, gebe es laut VfL-Geschäftsführer Allofs in diesem Jahr nicht. "Das ist falsch" - eine einseitige Ausstiegsmöglichkeit sei für den Nationalspieler nicht vorhanden. Allofs betonte zudem: "Draxler bleibt."

Zur selben Zeit erschien in einer Geschichte des Nachrichtenmagazins Spiegel Draxlers Einschätzung, wonach ihm Wolfsburg nach nur einem Jahr furchtbar klein vorkomme. Auf die Frage, was ihm an der Stadt gefalle, würde er heute antworten: Die kurze Bahnfahrt nach Berlin. Sätze, die schon damals für reichlich Verärgerung beim VfL sorgten.

Die sportliche Perspektive ist für Draxler beim VfL Wolfsburg nicht rosig. Kein internationales Geschäft, Abwehrchef Naldo ist beim FC Schalke, Offensiv-Kollege André Schürrle beim BVB, Luiz Gustavo und Ricardo Rodriguez gelten wie viele andere als Wackelkandidaten. Seit Dienstag dreht es sich aber vor allem um den 22-Jährigen. Den teuersten Einkauf der Wolfsburger Vereinsgeschichte.

PS: Um 11.46 ist für Draxler das Training beendet. Als Erster verlässt er den Trainingsplatz und verschwindet in die Katakomben.

Thomas Hiete/bst

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