Aus Frankfurts Trainingslager in Gais (Italien) berichtet Julian Franzke
Die Anfahrt ist eine Tortur. Unzählige Staus, scharfe Kurven und Höhenmeter müssen überwunden werden, will man die Eintracht im 630 Kilometer von Frankfurt entfernten Gais besuchen. Gefühlt befindet sich das 3200-Seelen-Dorf im hintersten Winkel der Alpen. Für gerade einmal etwas mehr als 100 Stunden bereiten sich die Hessen in der Idylle Südtirols auf die neue Saison vor. Schon am Freitag reist das Team weiter nach Bergamo, wo am Samstagabend gegen Atalanta Bergamo getestet wird.
Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Gründungsdatum
08.03.1899
Vereinsfarben
Rot-Schwarz-Weiß
Nach der Ankunft am Montagnachmittag stand lediglich eine Lauf- und Dehneinheit auf dem Programm. Erst am Dienstag wird Trainer Niko Kovac die Mannschaft zu zwei Einheiten auf den Platz beordern. Mit dabei ist ein neues Gesicht: Martin Spohrer trat am Montag seinen Dienst als Athletik- und Rehatrainer an. Der 38-Jährige unterstützt Klaus Luisser, der bereits seit Vorbereitungsbeginn als neuer Athletiktrainer die Profis trimmt, und dessen lange Arbeitstage laut Hübner zuletzt erst um 24 Uhr endeten. Außerdem arbeiten während des Trainingslagers die Physiotherapeutin Julia Runzheimer (Proreha) sowie die Yogalehrerin Martina Sturm mit der Mannschaft.
Während die Profis am Montagnachmittag besagte erste Einheit absolvierten, sprach Bruno Hübner über die Kaderplanung und die Vorbehalte, die durch die sehr international zusammengestellte Truppe und den Verkauf von Stefan Aigner entstanden sind. Die Chance, dass ein neuer Innenverteidiger während des Trainingslagers dazu stößt, sind sehr gering. "Wir haben in den letzten 14 Tagen konkrete Gespräche geführt. Mit einem Kandidaten waren wir relativ weit, aufgrund der nicht vorhandenen finanziellen Möglichkeiten ist das aber leider gescheitert, sodass wir jetzt umdenken müssen. Wir haben eine lange Liste, die wir abarbeiten", erläutert der Sportdirektor. Deshalb muss Kovac im Abwehrzentrum weiterhin improvisieren – in David Abraham steht ihm nur ein gesunder Innenverteidiger zur Verfügung.
"Sicherlich steht und fällt das Ganze mit dem Erfolg"
Den Weg, junge Spieler aus dem Ausland zu verpflichten, beschreibt Hübner als alternativlos. Der 55-Jährige erkennt einen grundsätzlichen Trend in der Liga, sich verstärkt im Ausland zu bedienen. Von vier Neuzugängen seien drei, manchmal vier Ausländer. Borussia Dortmund lässt grüßen. "Der Entfremdung müssen wir entgegen treten, indem wir die Spieler schnell integrieren und den Fans im Umfeld nahebringen", sagt Hübner. Er weiß: "Sicherlich steht und fällt das Ganze mit dem Erfolg. Es ist uns bewusst, dass es ein steiniger und schwerer Weg wird. Aber wir glauben an diesen Weg."
Die Zeit bis zur Schließung des Transferfensters Ende August verspricht Spannung. Nicht nur in der Frage nach weiteren Neuzugängen. Mehrere Profis könnten der SGE noch den Rücken kehren. Für die beiden Stürmer Luc Castaignos und Haris Seferovic gibt es immer wieder Anfragen, noch zeichnet sich ein Wechsel aber nicht ab. Beim Schweizer Nationalspieler läuft es auf die Frage hinaus: Verlängern oder verkaufen? "Das ist nach wie vor unser Ziel. Entweder wir geben ihn werthaltig ab, oder wir verlängern den Vertrag. Wir wollen es vermeiden, dass Haris im nächsten Sommer ablösefrei geht", unterstreicht Hübner.
Ein Rechtsverteidiger geht wohl noch
Mit großer Wahrscheinlichkeit verlassen wird die Hessen einer der drei Rechtsverteidiger. Hübner: "Wir wissen um die Problematik, dass wir drei Rechtsverteidiger haben, warten aber noch ab, wie sich die Wettbewerbssituation entwickelt. Wenn der Trainer der Auffassung ist, dass sich das (interne Ranking, Anm. d. Red.) herauskristallisiert hat, sprechen wir diese Person an und regen einen Wechsel an. Das ist aber noch nicht aktuell." Timothy Chandler und Yanni Regäsel dürften sich in den kommenden Wochen somit einen heißen Konkurrenzkampf liefern, während Neuzugang Guillermo Varela natürlich nicht zur Diskussion steht.
