Bundesliga

"Potpourri" entscheidet: Bleibt Fritsch Lilien-Präsident?

Darmstadt: Klarheit über Kandidatur bis zum 15. August

"Potpourri" entscheidet: Bleibt Fritsch Lilien-Präsident?

"Es geht aber nicht nur um mich": Kandidiert Rüdiger Fritsch erneut als Präsident des SV Darmstadt 98?

"Es geht aber nicht nur um mich": Kandidiert Rüdiger Fritsch erneut als Präsident des SV Darmstadt 98? imago

In einer Sache darf man sich beim SV Darmstadt 98 in diesen Zeiten getrost weit aus dem Fenster lehnen: Kandidieren die Mitglieder des aktuellen Präsidiums, allen voran Präsident Rüdiger Fritsch, bei der nächsten Jahreshauptversammlung (spätestens im Oktober) für eine erneute zweijährige Amtszeit, dann werden sie auch ohne Gegenkandidaten gewählt. Die Basis ist - nicht nur wegen des sportlichen Erfolgs der vergangenen drei Jahre - insgesamt zufrieden mit der bisher sogar ehrenamtlich tätigen Vereinsführung.

Misserfolge wie der in der vergangenen Woche vorerst als gescheitert verkündete Stadionneubau kreiden Fans und Mitglieder in erster Linie der Stadt und nicht den Lilien an. Nach dieser und anderen wichtigen Zukunftsentscheidungen, die der SV 98 in den vergangenen drei Wochen getroffen hat, wird nun mit Spannung erwartet, ob gerade Präsident Fritsch den Verein auf dem Weg zur Etablierung mindestens in der 2. Bundesliga weiter führen wird. Noch zögert der Wirtschaftsjurist zwar, eine Entscheidung steht aber an.

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SV Darmstadt 98 - Vereinsdaten
SV Darmstadt 98

Gründungsdatum

22.05.1898

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Derzeit weilt Fritsch im Urlaub in der Türkei, nimmt sich zwischendurch aber dennoch Zeit für ein Gespräch mit dem kicker. "Aus Tradition anders", greift er in diesem Zusammenhang den Slogan der 98er auf. Und grenzt schon einmal ein: Bis spätestens zum 15. August werde er seine Entscheidung bekanntgeben. "Es geht aber nicht nur um mich", betont er. Er werde sich mit den anderen Präsidiumsmitgliedern abstimmen, ob man womöglich wieder als Team kandidieren wolle.

Der gescheiterte Stadionneubau sorgte bei Fritsch für Ernüchterung

Neben der Frage, wer aus der bisherigen Führung mit den Lilien in die nächsten zwei Jahre geht, spielen bei Fritschs Entscheidung mehrere weitere Faktoren eine Rolle. Ein "Potpourri", nennt es der Präsident selbst. Positiv auf seine Entscheidungsfindung dürfte sich die Verabschiedung der neuen Satzung Ende Juni auswirken, die nicht nur die Haftungsrisiken der Präsidiumsmitglieder beschränkt, sondern auch eine "marktgerechte" Vergütung - unter Einbeziehung des Verwaltungsrats als Kontrollorgan des SV 98 - ermöglicht. Der "Teilzeitanwalt", wie er Fritsch gerade in den vergangenen beiden Jahren in Liga zwei und eins wurde, ließe sich dann auch finanziell mindestens teilweise kompensieren.

Der gescheiterte Stadionneubau, der erst einmal "nur" durch 10,7 Millionen Euro teure (von der Stadt mit Ausnahme der Hintertortribünen bezahlte) Modernisierungen des Merck-Stadions am Böllenfalltor ersetzt wird, sorgte bei Fritsch für Ernüchterung, obgleich er gute Miene zum bösen Spiel zu machen versuchte ("akzeptable Zwischenlösung"). Das K.-o.-Kriterium für seine erneute Kandidatur sei das Desaster aber nicht gewesen. Fritsch kämpferisch: "Bei alldem sind zwei Sichtweisen möglich: trotzig oder nach dem Motto 'Jetzt erst recht'."

Fritschs Vorgänger wollte mehr Zeit fürs Fliegenfischen haben

Für Fritsch stehen nach der Rückkehr aus dem Urlaub zudem noch einige Gespräche "auf politischer Ebene" an, die seine Entscheidung mit beeinflussen könnten. Wesentlicher Punkt nach neun Jahren als Präsident und vorher Vizepräsident sei bei allen lilienspezifischen Faktoren indes aber auch seine "persönliche Lebensplanung".

Wie die derzeit aussieht, ist bei Fritsch öffentlich weniger klar als bei seinem Vorgänger Hans Kessler, der das "Wunder von Darmstadt" strukturell einleitete: Kessler hatte keinen Hehl daraus gemacht, auf seine etwas älteren Tagen mehr Zeit fürs Fliegenfischen in Kanada haben zu wollen - und mit der Entscheidung, deshalb nach fünf Jahren nicht erneut als Präsident zu kandidieren, den Weg für Fritsch als ersten Mann beim SV 98 freigemacht.

Jens Dörr