Bundesliga

Kovac über Handwerk und Kunst

Frankfurt: Der Gegner soll laufen

Kovac über Handwerk und Kunst

Sucht die Balance zwischen Handwerk und Kunst: Frankfurts Trainer Niko Kovac.

Sucht die Balance zwischen Handwerk und Kunst: Frankfurts Trainer Niko Kovac. imago

Aus Frankfurts Trainingslager in Flachau berichten Julian Franzke und Georg Holzner

"Verteidigung ist Handwerk, Angriffsspiel ist Kunst", sagt Kovac. Was er meint: Das reine kompakte Verteidigen, die defensiven Automatismen kann man einer Mannschaft relativ schnell vermitteln.

Die Herausforderung für jeden Fußballlehrer besteht darin, in Ballbesitz Lösungen für ein erfolgreiches Offensivspiel zu finden. Speziell gegen tief stehende Gegner tat sich die Eintracht in der vergangenen Saison schwer, gefährlich ins letzte Drittel vorzudringen, vor allem, da es zu wenige schnelle Spieler im Kader gab. Kovac hat dieses Defizit erkannt und legt nun großen Wert darauf, dass die Neuzugänge überdurchschnittliches Tempo gehen können.

Kovac blickt auf Frankreich und Portugal

Man könnte dies als Indiz werten, dass die Hessen ihr Augenmerk zur neuen Saison insbesondere aufs Konterspiel legen werden, zumal Kovac sagt: "Die Franzosen und Portugiesen haben es bei der EM vorgemacht. Sie standen sehr gut im Block und haben versucht, über Konterspiel zum Erfolg zu kommen."“

Dennoch schwebt ihm nicht vor, eine reine Kontermannschaft zu entwickeln. "Wenn man den Ball hat, kann man das Tempo diktieren und sich ausruhen. Man kann nicht 90 Minuten rauf und runter laufen wie ein Hase, das schafft keine Mannschaft der Welt. Man muss sich schon die Freiminuten nehmen, das heißt, wenn ich den Ball habe, muss der Gegner laufen. Das muss unser Ziel sein", erläutert der 44-Jährige und fährt fort: "Dafür braucht man spielstarke und qualitativ gute Spieler. Wir arbeiten daran, dass wir solche Spieler entwickeln und verpflichten."

Gleichwohl sei ihm natürlich klar, dass man keinen "Ballbesitzfußball wie Bayern oder Dortmund" praktizieren könne. Ganz allgemein konstatiert er: "Wir können nur das umsetzen, was wir auch leisten können. Wir müssen versuchen, den richtigen Spielstil für unsere Mannschaft zu finden, unsere Stärken herauszufiltern und zu optimieren, beziehungsweise unsere Schwächen zu erkennen und zu minimieren."

Weil hier einer fünf Meter nicht läuft, müssen die anderen 500 Meter laufen. Das ist doch hirnrissig.

Niko Kovac

Im Training gibt Kovac permanent Anweisungen, unterbricht viel, lobt und tadelt, achtet auf jedes Detail und korrigiert viele Kleinigkeiten. Am Dienstagabend haderte er während eines Trainingsspiels beispielsweise: "Weil hier einer fünf Meter nicht läuft, müssen die anderen 500 Meter laufen. Das ist doch hirnrissig."

Gefeilt wird auch an vermeintlich banalen Dingen wie Passspiel oder Ballan- und mitnahme. Verbesserungspotenzial gibt es überall. "Es gibt keinen Raum und es gibt keine Zeit. Das muss ich mir im Fußball irgendwoher holen. Es ist sehr viel intensiver geworden. Durch Passqualität und Passschärfe muss ich meinem Mitspieler die Möglichkeit geben, dass er mehr Zeit kriegt, als er bekommen würde, wenn der Pass schwach gespielt wird. Wird der Pass langsam gespielt, habe ich sofort mehr Druck. Da kann man sicher die eine oder andere Zehntelsekunde herausholen", erklärt Kovac. Bekanntermaßen sind es im Spitzenfußball oft jene Nuancen, die über Sieg und Niederlage entscheiden, wenn es Spitz auf Knopf steht.

Nachdem am Mittwochvormittag in zwei Gruppen gelaufen und Rad gefahren wurde, wird der Coach bei der zweiten Einheit des Tages um 17 Uhr wieder ganz genau hinsehen.

Saisoneröffnung gegen Celta Vigo

Am 14. August öffnen bei der Eintracht um 10 Uhr die Pforten zur Saisoneröffnung. Neben vielen Attraktionen steht das Spiel gegen den spanischen Klub Celta Vigo im Mittelpunkt. Zum dritten Mal wird der "Frankfurt Main Finance Cup" ausgespielt, diesmal duellieren sich die Hessen mit dem spanischen Europa-League-Teilnehmer. Eine Eintrittskarte berechtigt sowohl zum Zugang zur Saisoneröffnung, als auch zum Fußballspiel.