Bundesliga

Höhepunkt der Schalker Schlammschlacht naht

Am Sonntag sind die Mitglieder gefragt

Höhepunkt der Schalker Schlammschlacht naht

Wird aus den eigenen Reihen angefeindet: Clemens Tönnies.

Wird aus den eigenen Reihen angefeindet: Clemens Tönnies. picture alliance

Das ist doch eigentlich völlig widersinnig: Da hat der FC Schalke gerade seine beste Bilanz aller Zeiten erzielt, blickt angesichts der komplett umgekrempelten sportlichen Führung mit Manager Christian Heidel und Trainer Markus Weinzierl als neue Aushängeschilder sehr zuversichtlich in die Zukunft, spielt auch in der nächsten Saison international und kann sich obendrein mit einer äußerst vorbildlichen Jugendarbeit rühmen - und trotzdem ist vieles zerrüttet. Im Zentrum des Ganzen steht Clemens Tönnies, der sich am Sonntag gern erneut in den Aufsichtsrat wählen lassen würde und zudem darauf hofft, Vorsitzender des Gremiums bleiben zu dürfen.

Schnell gewinnt man allerdings den Eindruck, dass es offenbar vielen Menschen im Klub - sowohl auf Seiten der handelnden Personen als auch im Fanlager - nicht in erster Linie um das Wohl und den Erfolg von Schalke 04 geht, sondern um persönliche Eitelkeiten und gezielte Diffamierung.

FC Schalke 04 - Vereinsdaten
FC Schalke 04

Gründungsdatum

04.05.1904

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Im aktuellen Aufsichtsrat, dem Tönnies vorsteht, ist in den vergangenen Monaten ein tiefer "Riss" entstanden, wie der Fleischfabrikant selbst zugibt. In dem elfköpfigen Gremium hat sich eine mindestens dreiköpfige Gruppe gebildet, die Tönnies akutes Fehlverhalten vorwirft und ihn mit aller Macht stürzen will. Auch in der Fangemeinde hat sich eine breite Front gegen Tönnies gebildet.

Wenn wir elf Trottel es nicht schaffen zusammenzuarbeiten, dann haben wir es alle nicht verdient, im Schalker Aufsichtsrat zu arbeiten.

Aufsichtsratsmitglied Peter Lange

So weit, so normal - allerdings ist der allgemeine Umgang miteinander längst unwürdig. Tönnies verwendet in diesen Tagen gern das Wort "beschämend". Und er sieht sich Anfeindungen ausgesetzt, die jeglichen Rahmen sprengen. "Wenn einer meint, dass das, was da gerade passiert, an mir abprallt, dann kennt er mich nicht", sagt der 60-Jährige. "Das geht rein, das tut mir weh. Ich bin auch nur ein Mensch." Warum er dann weitermachen will? "Weil ich durch und durch Schalker bin", sagt Tönnies. Zudem sieht er sich in der Pflicht, die Risse zu kitten.

Doch so einfach ist das nicht. Peter Lange, der ebenfalls wiedergewählt werden möchte, stellt beim Blick auf die Gesamtlage fest: "Das Miteinander bei uns funktioniert nicht, das bereitet mir große Sorgen." Er schämt sich für das Bild, das der Klub derzeit in der Öffentlichkeit abgibt. "Wir beweisen gerade mal wieder, dass wir einen Hang zur Selbstzerstörung haben, und blamieren uns damit bis auf die Knochen." Und allein dieser Satz von ihm in Anspielung auf den Zwist im Aufsichtsrat lässt tief blicken: "Wenn wir elf Trottel es nicht schaffen zusammenzuarbeiten, dann haben wir es alle nicht verdient, im Schalker Aufsichtsrat zu arbeiten und müssten am Ende des Tages alle unser Mandat niederlegen."

Die Mitglieder stimmen am Sonntag nicht über alle elf ab, wohl aber über zwei - Tönnies und Lange. Als Alternative bieten sich Michael Stallmann und Andreas Goßmann an, bei denen viele Fans allerdings Zweifel haben, ob sie es besser machen würden. Rund 10.000 Mitglieder werden in der Schalker Arena erwartet, auch der neue Trainer Weinzierl, der neue Sportvorstand Heidel sowie traditionell die Mannschaft werden da sein. Sie alle sind gespannt, wie viele unsachliche Wortbeiträge es wohl geben wird und wie viele Reden mit Schlammschlacht-Niveau geschwungen werden.

Toni Lieto