Bundesliga

Petersen: Keine Lust auf Leipziger Understatement

Freiburger Angreifer drückt Bremen die Daumen

Petersen: Keine Lust auf Leipziger Understatement

Vorsprung durch Erfahrung? Freiburgs Nils Petersen sieht darin einen Vorteil gegenüber RB Leipzig.

Vorsprung durch Erfahrung? Freiburgs Nils Petersen sieht darin einen Vorteil gegenüber RB Leipzig. imago

Während Petersen mit Freiburg erst den Aufstieg und später die Zweitligameisterschaft feierte, musste Werder um den Klassenerhalt kämpfen. Der Torjäger fieberte trotz seiner Ausbootung an der Weser mit. "Ich kenne die Jungs zu gut, war drei Jahre dort und bin zu sehr Werder-Fan, als dass ich jemandem dort etwas Schlechtes wünschen könnte, nur weil ich gehen musste. Im Gegenteil: Ich habe es jedes Wochenende verfolgt, die Daumen gedrückt und hoffe, dass endlich mal Konstanz reinkommt", erzählt der 27-Jährige, bezweifelt aber, dass sich seine Hoffnung bald erfüllt: "Wie in Hamburg und Stuttgart zuletzt kommt sie aber auch in Bremen leider bisher nicht."

Teilweise sei die riesige Erwartungshaltung durch die erfolgreichen Jahre noch da, obwohl die meisten Fans bereits akzeptiert hätten, dass es nicht mehr das Werder Bremen von früher ist und man jetzt kleiner sei als Mainz oder Gladbach, meint Petersen. "Für mich ist es aber noch der große Name und auch in der Fanwahrnehmung gefühlt deutschlandweit noch die Nummer drei hinter Dortmund und Bayern. Wahrnehmung, Anspruch und Realität passen aktuell aber nicht so zusammen. Ich habe mich gefreut über die Rettung, weiß aber nicht, ob es nächste Saison nicht von Neuem losgeht und sie einer unserer Konkurrenten im Abstiegskampf werden."

Spielersteckbrief Petersen
Petersen

Petersen Nils

Das würde ihm und seinem neuen Team vermutlich aber nicht ungelegen kommen, schließlich geht es für Freiburg in erster Linie um den Klassenerhalt. Gewöhnlich kann man sich dabei am Mitaufsteiger orientieren - außer es handelt sich um ein von einem Konzern mit großer Finanzkraft unterstütztes Projekt wie RB Leipzig. Das sieht auch Petersen ähnlich: "Es wäre eine Überraschung, wenn wir wieder vor Red Bull landen würden. Nicht überraschend wäre ein einstelliger Tabellenplatz von Leipzig. Trotzdem kennen wir, die Fans, der Trainer und das ganze Umfeld die Bundesliga. Das ist in Leipzig neu, die müssen sich erst damit auseinandersetzen. Vielleicht können wir den kleinen Vorsprung nutzen."

Ich möchte keine Interviews lesen, wo es heißt, wir müssen die Klasse halten. Wenn man in der Größenordnung wie München investieren kann, muss man sich andere Ziele setzen.

Nils Petersen über RB Leipzig

Und wie steht der in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) geborene Petersen allgemein dem Red-Bull-Projekt in der sächsischen Metropole gegenüber? "Ich bin eine Stunde von Leipzig entfernt aufgewachsen und weiß, dass sich der Osten nach Bundesligafußball gesehnt hat. Viele Vereine hatten die Chance und haben es nicht geschafft. Wenn es nun dank der Red-Bull-Millionen klappt, bin ich davon entfernt zu sagen, das kann ich überhaupt nicht leiden. Ich freue mich für den Standort Leipzig und den Osten", sagt der ehemalige Stürmer von Carl-Zeiss Jena und Energie Cottbus. Es sei eben auch eine Kunst, mit Geld umzugehen. "Du kannst dir nicht immer nur Erfolg kaufen. Red Bull hat in der Regionalliga auch drei Jahre für den nächsten Schritt gebraucht und dann erkannt, dass es wichtig ist, sinnvoll zu investieren und nicht nur altgediente Stars zu holen. Das haben sie gelernt, jetzt sind die richtigen Leute am Werk", so der Angreifer weiter.

Bei allem Wohlwollen und Verständnis findet Petersen allerdings Understatement beim Brause-Klub unangebracht: "Jetzt müssen sie auch mit dem Druck leben, Erfolg haben zu müssen. Ich möchte keine Interviews lesen, wo es heißt, wir müssen die Klasse halten. Wenn man in der Größenordnung wie Bayern München investieren kann, muss man sich andere Ziele setzen."

Meinungsstark, eloquent, reflektiert und pointiert – so bewertet Petersen Dinge, nach denen er gefragt wird. Im großen Interview mit dem kicker (Montagausgabe) schildert er seine Achterbahn der Gefühle in Freiburg und erzählt, warum er dort so schnell eine echte Heimat gefunden hat. Außerdem lesen Sie, weshalb der Torjäger ein echter Fußball-Junkie ist - und wie ihn Trainer Christian Streich im vergangenen Sommer täglich nervte.

Carsten Schröter

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