Bundesliga

Baumanns Antrittsgeschenk: Neuer Vertrag für Skripnik

Bremen: Neuer Geschäftsführer absolvierte Premiere mit Bravour

Baumanns Antrittsgeschenk: Neuer Vertrag für Skripnik

Seine erste Vorstellung in der ersten Reihe fiel überzeugend aus: Frank Baumann.

Seine erste Vorstellung in der ersten Reihe fiel überzeugend aus: Frank Baumann. picture alliance

Sein Schlusswort war kurz und deutlich vernehmbar. "Amen", sagte Frank Baumann, als er sein Debüt als Geschäftsführer Sport bei Werder mit Bravour hinter sich gebracht hatte. Eine gute Stunde dauerte der mit Spannung erwartete erste Auftritt des Eichin-Nachfolgers als erster Mann des Klubs im Medienraum des Weserstadions. "Ich freue mich, wieder zu Hause zu sein", hatte der 40-Jährige zu Beginn der Pressekonferenz, acht Tage nach seiner Berufung, betont. "Ich freue mich, es hier anpacken zu dürfen."

Gleich am Anfang beantwortete der neue Werder-Boss die zentrale Frage, die seit gut einer Woche sowohl die Fans als auch die Medien beschäftigt hat. Eine klare Ansage bei der Trainer-Diskussion. Baumann erwähnte das Vertrauen zu Viktor Skripnik, lobte den umstrittenen Coach in allerhöchsten Tönen und drückte seine "hundertprozentige Überzeugung" aus: "Viktor ist der Richtige. Er hat viel Positives bewegt und ist der bestmögliche Trainer für Werder." Und der einstige Mitspieler hatte für den Fußballlehrer aus der Ukraine sogar ein Antrittsgeschenk parat. Auf Nachfrage kündigte Baumann an, dass bald Gespräche mit Skripnik aufgenommen würden, um über eine Verlängerung des 2017 auslaufenden Kontraktes zu verhandeln: "Unsere Zielsetzung ist, mit Viktor weiterzuarbeiten, weil wir von ihm überzeugt sind."

Trainersteckbrief Skripnik
Skripnik

Skripnik Viktor

Werder Bremen - Vereinsdaten
Werder Bremen

Gründungsdatum

04.02.1899

Vereinsfarben

Grün-Weiß

mehr Infos

Es war die wichtigste Personalie an der Weser, bei der Baumann "mit dem Blick von außen in der letzten Saison", nach einer kritischen Analyse und zahlreichen intensiven Gesprächen in der ersten arbeitsreichen Woche als Manager eine klare Entscheidung getroffen hat: Absolutes Vertrauen für den Sportlehrer mit dem Angebot eines neues Vertrages.

Deutliche Erwartungshaltung an den Trainer

Dabei formulierte der Vorgesetzte aber auch seine deutliche Erwartungshaltung an den Trainer und sprach dabei diverse Punkte an, die in der abgelaufenen Spielzeit nicht gut gelaufen seien. Im einzelnen: die Größe des Kaders, die Unruhe durch den Wechsel der Talente zwischen Profielf und U 23, die chronischen Defensivprobleme, die Frage einer erfolgreichen Taktik, die Änderung im Bereich des Athletiktrainings. Baumann wörtlich: "Ich habe mit Viktor einige Sachen diskutiert. Er hat zu viel Energie auf Dinge verwendet, die nicht zum Fußball gehören. Dazu zählt auch sein Verhältnis zu den Medien."

Dass sich der manchmal sture Trainer in dieser Hinsicht ändern muss, um eine angenehme und erfolgsversprechende Arbeitsatmosphäre zu schaffen, machte Baumann deutlich. Im Klartext: Skripnik bekommt unter ihm eine neue Chance. Sollte der 45-Jährige sich indes nicht zu ändern bereit sein, so könnte die Luft für ihn auch in der Baumann-Ära dünn werden. Skripnik bleibt somit das große Fragezeichen. Selbst ein neuer Vertrag würde ihn nicht vor einem Rauswurf schützen, sollte der Erfolg in der nächsten Saison ausbleiben. Im Vertragswerk könnten Auflagen und Abfindungsmodalitäten eingebaut werden.

Kaderplaner Steidten

Zu einer weiteren Personalie bezog Baumann klar Stellung: Tim Steidten, die rechte Hand unter Vorgänger Eichin nach dem Weggang von Rouven Schröder nach Mainz, wird zu seinem Team gehören. Er soll nah an der Mannschaft und am Trainergespann sein, so Baumann, der die Aufgaben des Kaderplaners umriss: "Tim wird eine wichtige Rolle bei den Themen Scouting, Kontakte zu Beratern und Vertragsgestaltung spielen."

Kader soll deutlich reduziert werden

Zur Personalplanung bei den Profis konnte Baumann nur einige Eckdaten benennen: Mit Papy Djilobodji und Levin Öztunali haben Werder zwei Stammspieler verlassen. Was bedeutet: Der Transfer von Jannik Vestergaard zu Gladbach wird wieder infrage gestellt. Werder wird nicht die Kaufoption für Niclas Füllkrug (Nürnberg) ziehen. Bei den Leihspielern ist beschlossen, dass Felix Kroos nicht zurückkehrt, sondern zu Union Berlin wechseln soll. Vordringlich soll nun mit Johannes Eggestein, dem Super-Talent aus der Jugend, gesprochen werden, um ihn zum Bleiben zu gewinnen. Die Vertragsgespräche mit Florian Grillitsch, Santiago Garcia und Alejandro Galvez zwecks Verlängerung der im kommenden Jahr auslaufenden Kontrakte sind noch ohne Ergebnis. Für Garcia, für den unlängst das Interesse portugiesischer Vereine kolportiert worden ist, liegen laut Baumann keine konkreten Anfragen vor. Insgesamt soll der 36 Lizenzspieler umfassende Kader deutlich reduziert werden: auf 25 bis 26 Mitglieder, wie der Manager mit dem Trainer überein gekommen ist.

Ich weiß, dass ich nun verstärkt das Gesicht von Werder werden kann und werden muss.

Frank Baumann

Es liegen ereignisreiche Tage vor Baumann, der sich exzellent und eloquent präsentiert hat bei seiner Premiere. Seine erste Vorstellung in der ersten Reihe fiel überzeugend aus. Somit konnte der Newcomer auf Anhieb die Vorbehalte zerstreuen, er sei für die Rolle als Öffentlichkeitsarbeiter nicht geeignet. Baumann zu seinem Selbstverständnis: "Ich habe nie gesagt, dass ich die Öffentlichkeit scheue. Doch meine Auffassung war: Ich brauche nicht in der ersten Reihe zu sein, wenn ich einen verantwortungsvollen Posten im Hintergrund bekleide." Als Sportdirektor habe er sich damals bewusst zurückgehalten. Nun sei seine Position eine andere: "Ich weiß, dass ich nun verstärkt das Gesicht von Werder werden kann und werden muss."

Baumann packt es an bei Werder. Eine kleine Auszeit gönnt sich der Bremer, der sein Sabbatjahr genutzt hat, um neben dem Auftanken auch seine A-Lizenz als Trainer zu erwerben, noch einmal im nächsten Monat. Der Vormann des Nord-Klubs fährt Ende Juni mit der Familie nach Mallorca. "Dass der lange geplante Urlaub stattfindet, war eine Bedingung meiner Frau. Sonst hätte ich Werder nicht zusagen dürfen."

Hans-Günter Klemm

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