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Volland: "Teilweise fehlte uns der Plan"

Hoffenheim: Nationalspieler spricht über Höhen und Tiefen

Volland: "Teilweise fehlte uns der Plan"

"Die Herangehensweise von Julian Nagelsmann war genau richtig": Hoffenheims Führungsspieler Kevin Volland.

"Die Herangehensweise von Julian Nagelsmann war genau richtig": Hoffenheims Führungsspieler Kevin Volland. imago

kicker: 1899 und Ihrem Ex-Klub 1860 München gelang die Rettung, dann waren Sie noch beim Autorennen - war das vergangene Wochenende ein perfektes?

Kevin Volland: Bis auf die Niederlage in Hannover war alles perfekt. Aber unterm Strich sind wir überm Strich.

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kicker: Wie zehrend und nervenaufreibend war diese Saison?

Volland: Sie war schon sehr turbulent, ähnlich wie 2013. Zwei Trainerwechsel, viel erlebt, alles dabei gewesen. Aber wir haben uns nie hängenlassen, auch nicht in den schweren Phasen. Teilweise fehlte uns auf dem Platz der Plan, aber dann unter Julian Nagelsmann haben wir sehr gute Spiele abgeliefert und es im Endspurt noch geschafft.

kicker: War das jetzt ein verlorenes Jahr für Sie?

Volland: Überhaupt nicht. Ich konnte viele Erfahrungen mitnehmen. Der Abstiegskampf prägt einen, auch weil ich jetzt als Führungsspieler in einer anderen Position war als vor drei Jahren. Es war ein lehrreiches Jahr, auch wenn wir uns das anders vorgestellt haben. Meine Leistungen waren auch nicht immer so berauschend. Da bin ich durchaus auch selbstkritisch.

kicker: Fühlen Sie sich durch den Endspurt auch persönlich rehabilitiert?

Volland: Natürlich. Wenn man das Vertrauen und die Freiheiten bekommt auf dem Platz, dann läuft es. Ich war wieder an vielen Offensivaktionen beteiligt. Was ich in meinem sechsten Profijahr gelernt habe: Vertrauen ist wie in vielen anderen Lebenslagen auch auf dem Platz ein ganz wichtiger Baustein, aus dem erst Selbstvertrauen und dann Leistung entsteht.

kicker: Wann war Ihnen klar, dass es mit Stevens nicht gutgehen würde?

Die defensive Spielart unter Stevens fiel uns sehr schwer, da wir drei Jahre Pressingspiel gewohnt waren.

Kevin Volland

Volland: Fakt ist erst einmal, dass wir uns unter Stevens für den Abstiegskampf die nötige Fitness erarbeitet haben. Das ist sicherlich sein großer Verdienst. Dann musste er aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Nach dem Darmstadtspiel aber war die Stimmung bei allen - Spielern, Trainern und Verantwortlichen sowie den TSG-Angestellten - auf dem Tiefpunkt. Uns war klar: So können wir nicht weiter rumgurken auf dem Platz. Da war die Herangehensweise von Julian dann genau richtig. Denn die defensive Spielart unter Stevens fiel uns sehr schwer, da wir drei Jahre Pressingspiel gewohnt waren.

kicker: Wie oft mussten Sie sich auf die Zunge beißen in dieser Phase?

Volland: Schon einige Male. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, die Leistung schwankt, man dann auch noch auf der Bank sitzt, dann ist die Laune mies.

kicker: Welches war der schwerste Moment?

Volland: Als ich im Spiel bei den Bayern auf der Bank saß. Da dachte ich mir schon, na toll.

kicker: Und der schönste?

"Das war schon ein geiles Gefühl"

Volland: Die ersten Spiele unter Julian, als wir erkannten, jetzt läuft es wieder, wir leben noch. Das war schon ein geiles Gefühl.

kicker: Sie kennen Nagelsmann schon seit der B-Jugend, waren Sie seither stetig in Kontakt?

Volland: Er war Co-Trainer, als ich bei 1860 München in der U 17 spielte. Wir hatten immer wieder mal losen Kontakt, standen aber nicht permanent in Austausch. Als er kam, habe ich mich riesig gefreut. Ich wusste, was er drauf hat, wie er tickt. Natürlich hat er sich wahnsinnig weiterentwickelt. Ich habe seinen Aufstieg ja auch verfolgt. Als ich ihn kennenlernte, war ich 17. Er war menschlich schon immer ein super Typ. Und er hat sehr viel Ahnung vom Fußball.

kicker: Könnte das der entscheidende Faktor sein, doch noch bei der TSG zu bleiben?

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Volland: Erst einmal war mir wichtig, dass wir in der Liga bleiben. Das haben wir geschafft. Jetzt setzen wir uns an einen Tisch und reden, was geplant ist. Natürlich aber gibt es auch Optionen.

kicker: Was genau wägen Sie denn diesmal gegeneinander ab - sportlich, finanziell, privat, perspektivisch?

"Das kommende Jahr sollte schon sportlich gut laufen"

Volland: Es geht um die sportliche Perspektive - des Vereins und für mich selbst. Das kommende Jahr sollte schon sportlich gut laufen.

kicker: Also kommt nur ein international tätiger Spitzenklub infrage?

Volland: Es muss Sinn machen. Fakt ist aber auch: Ich habe hier noch einen Vertrag bis 2019. Zu einem Wechsel gehören viele Faktoren.

kicker: Was spricht denn für die TSG?

Volland: Unter Julian ist jetzt wieder Ruhe eingekehrt, es macht wieder sehr viel Spaß. Das ist auch ein Trainer, unter dem ich mich richtig gut zeigen kann. Es gibt einige Optionen, die eigentlich alle gut sind.

kicker: Eine beneidenswerte Situation.

Volland: Das stimmt.

kicker: Wie groß ist die Chance für Hoffenheim im Vergleich zu den Jahren davor?

Volland: Diese Chancen stehen genauso gut wie in den letzten Jahren.

kicker: Bis wann muss die Entscheidung fallen?

Volland: Ich habe keinen Stress. Weil ich ja unter Vertrag stehe.

kicker: Welche Rolle spielt dabei die EM-Nominierung?

Volland: Keine große. Ich könnte mich diese Woche entscheiden, aber auch erst nach der EM, falls ich dabei bin.

kicker: Aber die TSG muss ja auch planen.

Volland: Es wird in nächster Zeit ein Statement geben von mir, was die Zukunft bringt, wann genau, weiß ich jetzt aber noch nicht.

kicker: Ist diese verkorkste Saison nur noch mit der EM-Nominierung zu retten?

Volland: Wir sind ja in der Liga geblieben. Nach der Hinserie dachte doch jeder, wir steigen sicher ab.

Und dann steckst du voll im Abstiegskampf. Da lief vieles in der Hinrunde nicht nach Plan.

Kevin Volland

kicker: Sie auch?

Volland: In der Mannschaft haben wir auch gezweifelt. Wenn wir viel Glück haben, schaffen wir vielleicht noch die Relegation, so war der Tenor. Jetzt haben wir es sogar vorzeitig geschafft, das ist unglaublich. Als eine der besten Rückrundenmannschaften. Das hätte ja keiner gedacht. Deshalb ist es am Ende noch eine positive Saison. Wir mussten ja komplett umdenken. Wir wollten eigentlich noch eins draufsetzen und um die internationalen Plätze spielen. Und dann steckst du voll im Abstiegskampf. Da lief vieles in der Hinrunde nicht nach Plan.

kicker: Wie wichtig wäre Ihnen dennoch die EM, wo Sie schon die WM so knapp verpassten?

Volland: Im Trainingslager davor war ich noch dabei, das war schon eine coole Erfahrung. Auch wenn ich am Ende nicht nominiert wurde. Das war einfach geil. Das wäre ein Traum, wenn ich jetzt bei der EM dabei sein dürfte.

kicker: Würden Sie so einen Nackenschlag, auf den letzten Drücker aussortiert zu werden, noch einmal verkraften?

Volland: Schön ist es nicht, aber das ist so im Sport. Und wir reden hier über die besten Fußballer Deutschlands. Schon dazuzugehören ist eine Auszeichnung.

kicker: Und wenn nicht, geht es zu Olympia?

Volland: Das fällt in die Saisonvorbereitung, das muss man abwarten, da gibt es immer viele Dinge zu klären. Aber das wäre auch ein geiles Ziel, mal das olympische Flair zu schnuppern.

Interview: Michael Pfeifer