Bundesliga

Wolfsburg: Ein heruntergekommenes "Team"

Spieltagskommentar von Thiemo Müller

Wolfsburg: Ein heruntergekommenes "Team"

Auch in Bremen verloren: Die Spieler des VfL Wolfsburg.

Auch in Bremen verloren: Die Spieler des VfL Wolfsburg. imago

Der Vizemeister und Pokalsieger des Vorjahres präsentiert sich im Liga-Finish als eine im wahrsten Wortsinn heruntergekommene Ansammlung namhafter Akteure - ohne jene Qualitätsmerkmale, die eine tatsächliche Mannschaft auszeichnen.

Beileibe nicht zum ersten Mal lag die Ausstrahlung der "Wölfe" in Bremen irgendwo zwischen Ignoranz und Arroganz. Vier Tage zuvor hatte man sich noch für ein ehrenvolles Aus im Champions-League-Viertelfinale bei Real Madrid zum Teil selbst auf die Schulter geklopft, doch im Bundesliga-Alltag ist von Profi-Ehre nichts mehr zu sehen. Für den Klub bot sich angesichts des Restprogramms sowie der Niederlagen von Gladbach und Schalke die Riesenchance auf einen fulminanten Endspurt in Richtung Europa League. Das wäre ein versöhnlicher und Mut machender Schlusspunkt unter eine durchwachsene Spielzeit in generell schwierigen Zeiten der VW-Krise (gewesen).

Doch sind solche Aspekte für die Akteure auf dem Rasen offenbar keine ausreichende Motivation. Im Weserstadion kämpfte nur ein Team, das der Gastgeber. Wolfsburg dagegen scheint die Saison auslaufen zu lassen und das Minimalziel teilnahmslos zu verspielen. Wird dieser Eindruck in den verbleibenden vier Partien nicht doch noch glaubwürdig revidiert (sofern das überhaupt noch möglich ist!), schreit die erschreckende Zustandsbeschreibung nach grundlegenden Veränderungen im Sommer.

In Bremen soll es diese bekanntlich auf der Trainerposition geben, unabhängig vom etwaigen Klassenerhalt und trotz der aktuell positiven Momentaufnahme. Die bestätigt Manager Thomas Eichin und die übrigen Verantwortlichen aber immerhin schon mal in ihrem vorläufigen Festhalten an Skripnik. Ganz anders als beim Gegner Wolfsburg belegten Einstellung und Geschlossenheit, dass Spieler und Trainer zumindest weiterhin in dieselbe Richtung arbeiten. Ein Befreiungsschlag für die Grün-Weißen war der hochverdiente Erfolg dennoch bei weitem nicht. Von einem "Pflichtsieg" spricht Eichin zu Recht aufgrund der parallelen Erfolge von Augsburg, Hoffenheim und Darmstadt. Bei einer weiteren Niederlage wäre der Kontakt zu Platz 15 bereits abgerissen.

Spannung im Abstiegskampf

So bleibt Werder dran und verschafft sich zugleich ein Polster auf den direkten Abstiegsrang. Den behält Eintracht Frankfurt mit nun vier Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz. Bedeutet das 0:3 in Leverkusen also schon den Abstieg für die Hessen? Dafür spricht aktuell vieles. Nicht zuletzt die Tatsache, dass Frankfurt in den vergangenen neun Spielen ganze zwei Treffer gelangen, beim 1:1 gegen Ingolstadt und dem 1:0 gegen Schlusslicht Hannover.

Jedenfalls macht diese Konstellation die Eintracht zur einzigen Mannschaft, die tatsächlich noch um Platz 16 kämpft. Alle übrigen Kellerkinder (mit Ausnahme von 96) liefern sich ein Rennen mit dem Ziel, der Relegation zu entgehen. Vor ihren Sonntagsspielen beim BVB bzw. in Mainz sind plötzlich auch die vermeintlich schon geretteten Hamburger und Kölner wieder mittendrin. Die Liga darf sich auf ein atemberaubendes Foto-Finish freuen.

Thiemo Müller

kicker-Redakteur Thiemo Müller

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