Bundesliga

Wagner: "Peinlich und zum Fremdschämen"

Darmstadt: Porträt des Angreifers in Bestform

Wagner: "Peinlich und zum Fremdschämen"

Polarisiert: Darmstadts Sandro Wagner.

Polarisiert: Darmstadts Sandro Wagner. imago

Mit der Verpflichtung des U-21-Europameisters von 2009 gelang Darmstadts Trainer Dirk Schuster im vergangenen August ein absoluter Volltreffer. Wagner, bei Hertha BSC ausgemustert, schaffte nach einigen Wochen Anlaufzeit den Sprung zum Stammspieler – und Leistungsträger. Mit zehn Toren und zwei Assists ist er der Top-Scorer des Aufsteigers. Dabei hatte den 28-Jährigen kaum noch jemand auf der Rechnung, in Berlin kam er 2014/15 ausschließlich als Joker zum Zug.

Doch nach dem Wechsel zu Darmstadt 98 mauserte sich Wagner binnen weniger Monaten zu einem respektierten und gefürchteten Angreifer in der Bundesliga. Der Wandstürmer steht fast ständig im Brennpunkt, bestreitet die zweitmeisten Zweikämpfe aller Erstligaspieler, begeht die meisten Fouls, muss aber auch unheimlich viel einstecken. Kein Wunder, dass er damit polarisiert, nicht wenige Fußballfans verteufeln ihn wegen seiner Spielweise, werfen ihm Theatralik vor. Dem Torjäger ist das egal. "Mich interessieren keine Leute, die im Internet irgendetwas anonym schreiben. Es ist unglaublich, wer alles seinen Senf dazugeben kann. Solche Leute sind für mich bemitleidenswert, weil sie sich offensichtlich allein daran ergötzen, andere schlechtzumachen", sagt Wagner.

Vieles meiner Fußball-Kollegen finde ich nur noch peinlich und zum Fremdschämen.

Sandro Wagner über die Social-Media-Aktivitäten seiner Kollegen

Um klare Worte ist er nie verlegen. Der 28-Jährige will sich nicht verbiegen lassen, die üblichen Phrasen vieler Profifußballer sind von ihm nicht zu erwarten. Bei manchen Leuten mag er damit anecken, andere schätzen ihn für seine geradlinige Art.

Im großen, dreiseitigen Wagner-Porträt in der aktuellen Montagsausgabe des kicker spricht der Stürmer aus der Talentschmiede des FC Bayern über die Höhen und Tiefen seiner Karriere und erklärt, warum er trotz aller Rückschläge zufrieden ist ("Ich bereue keinen Schritt, den ich gemacht habe."). Außerdem kritisiert er das "aalglatte" Verhalten, das er bei vielen Bundesligaspielern ausmacht: "Vieles meiner Fußball-Kollegen finde ich nur noch peinlich und zum Fremdschämen. Was sie teilweise auf diesen Seiten (soziale Netzwerke, Anm. d. Red.) von sich geben, das ist für mich nicht nachvollziehbar." Zu Wort kommen auch frühere sowie sein aktueller Trainer und Peter Niemeyer, der Wagner schon eine halbe Ewigkeit kennt, mit ihm bei Werder Bremen und Hertha BSC zusammenspielte.

Julian Franzke