Bundesliga

Darmstädter Manko: derzeit nur drei Spieler gefährlich

Schuster verzichtet auf Wette mit dem Mittelfeld

Darmstädter Manko: derzeit nur drei Spieler gefährlich

Darmstädter Jubel: Drei Spielter erzielten fast alle Tore der Lilien.

Darmstädter Jubel: Drei Spielter erzielten fast alle Tore der Lilien. imago

Eigentlich liebt es der Coach, gemeinsam mit seinem Trainer-Team die Spieler durch kleine Wettkämpfe in den Übungseinheiten, aber auch durch Wetten zu kitzeln. Was schon zweimal Löcher in die Geldbörse Schusters riss: In der vergangenen Zweitliga-Saison erzielten die Innenverteidiger Aytac Sulu und Romain Brégerie mehr Tore, als ihnen ihr Trainer zugetraut hatte. Mäuse für die Mannschaftskasse, die Schuster freilich gerne löhnte. Was in dieser Saison erst recht galt, als mit den Innenverteidiger-Toren von Sulu und Slobodan Rajkovic beim 2:0 in Hoffenheim auch die für diese Runde gesetzte Marke frühzeitig erreicht wurde. Was insbesondere auf Sulus Konto ging, jedoch dem gesamten Team ein paar extra Scheinchen einbrachte.

Angesprochen auf seine Mittelfeldreihe, will der Coach unterdessen keine Wette anbieten: "Die würden sie auch nicht eingehen, weil sie sie verlieren würden", meint Schuster augenzwinkernd. Um sich gleichwohl ernsthaft der Frage zu stellen, wie er die Harmlosigkeit seines Kaders (mit Ausnahme eben von Wagner, Sulu und Heller) vor dem gegnerischen Gehäuse einordne: "Es sind alle in der Lage und haben den Willen, ein Tor zu schießen." Dass sich das recht einseitig verteile und man aktuell besonders von Wagner abhängig scheint, sei kein Problem: "Wir sind alle froh und glücklich, dass Sandro Wagner so gut für uns trifft."

Spielersteckbrief Wagner
Wagner

Wagner Sandro

Spielersteckbrief Heller
Heller

Heller Marcel

Spielersteckbrief Sulu
Sulu

Sulu Aytac

Generell glaube er "nicht, dass wir nur von den drei genannten Spielern abhängig sind", so Schuster. Obgleich zumindest die blanke Statistik anderes aufzeigt: Kein Akteur außer Wagner, Heller und Sulu hat bisher mehr als einen Treffer erzielt. Überhaupt trugen sich erst sieben Spieler in die Liste der Schützen ein. Abwehrmann Rajkovic, die Mittelfeldspieler Konstantin Rausch und Peter Niemeyer sowie Stürmer Marco Sailer erzielten jeweils ein Tor. Die Mittelfeldspieler Jerôme Gondorf, Tobias Kempe, Mario Vrancic und die hängende Spitze Jan Rosenthal haben in dieser Runde zusammen zwar schon 79 Erstliga-Einsätze (inklusive Kurzeinsätzen nach Einwechslungen) erhalten, aber noch keinen Treffer erzielt.

Die Gründe dafür sind vielseitig. Rosenthal verwies vor einiger Zeit berechtigterweise darauf hin, dass auch die Offensivspieler der Lilien überwiegend damit beschäftigt seien, gegen den Ball zu arbeiten und sich der eigene Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte in engen Grenzen halte. Schuster nennt etwa das Beispiel des fast immer durchspielenden Gondorf, der sich - weil nicht der Größte - bei eigenen Standards als Absicherung nach hinten fallen lasse und in diesen Szenen entsprechend nicht vorn auftauche. Allerdings mangelt es bei den meist harmlosen Versuchen aus der Distanz wohl auch an der individuellen Klasse mancher Darmstädter, die viel über das Teamgefüge und den Zusammenhalt statt Einzelkunst regeln. Davon zeugt auch, dass noch keiner der direkten Freistöße ins gegnerische Tor traf. Der letzte direkt verwandelte ruhende Ball war jener von Tobias Kempe im Zweitliga-Spiel gegen den 1. FC St. Pauli im Mai 2015 - was indes gleichbedeutend mit dem 1:0-Sieg und dem Sensationsaufstieg der 98er war.

Jens Dörr