Bundesliga

Schuster: "Schäme mich für den Platz"

Darmstadt: Schlechter Rasen sorgt für Diskussionen

Schuster: "Schäme mich für den Platz"

Hoffnungsloser Fall: Der Rasen in Darmstadt ist nicht mehr zu retten.

Hoffnungsloser Fall: Der Rasen in Darmstadt ist nicht mehr zu retten. imago

Eine kurze Sieges-Gratulation an seinen Trainerkollegen Thomas Tuchel schob Dirk Schuster noch vor, dann wurde er deutlich. "Ich schäme mich, unseren Gästen hier in der Bundesliga so einen Platz anbieten zu müssen, wo Fußball gespielt werden soll. Das ist mir teilweise peinlich", ärgerte sich der Coach von Darmstadt 98 nach der Niederlage gegen Borussia Dortmund auf der Pressekonferenz ungewohnt vehement: "Das hat mit Bundesliga-Niveau nichts zu tun."

Mal wieder der Rasen - in Darmstadt seit einigen Wochen Dauerthema. Gegen Dortmund war das Geläuf erneut in einem schlechten Zustand, die Fünfmeterräume braun statt grün, Unebenheiten und Löcher über den ganzen Platz verteilt. Das Abschlusstraining musste Schuster nach eigenen Angaben sogar abbrechen, "die Verletzungsgefahr war zu groß". Die Schuld sieht der Trainer ganz klar bei der Stadt, konkret also bei der Darmstädter Sportstätten GmbH (DSG).

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
62
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
57
3
Hertha BSC Hertha BSC
42
Trainersteckbrief Schuster
Schuster

Schuster Dirk

SV Darmstadt 98 - Vereinsdaten
SV Darmstadt 98

Gründungsdatum

22.05.1898

Vereinsfarben

Blau-Weiß

mehr Infos

Für deren Geschäftsführer Klaus Drach ist die Lage allerdings "nicht so einfach", wie Schuster es darstellt: "Er suggeriert, dass die Verantwortung für die Rahmenbedingungen bei anderen liegt, das ist nicht wirklich so. Es gibt eine komplette Abteilung um ihn herum von Verein und der DSG, die dafür sorgt, dass er trainieren kann." Also sowohl Angestellte des Klubs als auch der DSG, die als städtisches Unternehmen dem Beteiligungscontrolling der für die Stadtwirtschaft zuständigen Heag Holding AG unterliegt. 98-Geschäftsführer Michael Weilguny sieht das anders: "Für die Platzpflege ist die Stadt verantwortlich – und in diese Richtung ging auch die Kritik."

"Das ist nicht fair und auch sachlich nicht richtig"

Entscheidungen rund um den Rasen trägt die DSG laut Drach immer in Absprache mit Darmstadt 98. Heißt: "Der Verein beauftragt den Austausch des Rasens. Wenn der Verein das früher angefragt hätte, hätten wir das früher gemacht", sagt Drach: "Für die suboptimalen Verhältnisse kann er nicht immer nur mit dem Finger auf die Stadt zeigen, das ist nicht wirklich fair und auch sachlich nicht richtig."

Allerdings habe diese Investition angesichts der 100.000 Euro, die eine neue Spielfläche samt Pflege kostet, immer auch "eine betriebswirtschaftliche Komponente", sagt Drach: "Man muss überlegen, ob ein im Winter ausgetauschter Rasen nicht schon wieder an Ostern kaputt ist." Weilguny bestätigt das: "Das Rasen-Fachunternehmen heiler hat witterungsbedingt empfohlen, den Rasen erst später auszutauschen, sodass sich auf den Termin im März verständigt wurde." Getragen werden die Kosten von DSG und Verein gemeinsam, wenn auch nicht zu gleichen Teilen.

Wir freuen uns, alle 14 Tage auf ordentlichen Fußballplätzen spielen zu können - und das ist nicht hier.

Dirk Schuster

Dass bei günstigen Witterungsverhältnissen ab Montag die neue Grünfläche verlegt wird, wie der kicker bereits vor dem Spiel gegen Dortmund berichtet hatte, ist ohnehin schon länger von beiden Parteien geplant. Deswegen kommt Schusters harsche Kritik zu diesem Zeitpunkt überraschend, auch wenn sie wohl vor allem auf die Pflege des bisherigen Rasens abzielt. Konstruktiv ist sie in jedem Fall nicht, obwohl sogar Drach Verständnis zeigt: "Das ist möglicherweise der Situation mit mehreren Heimniederlagen nacheinander geschuldet." Das bekannte Problem in Darmstadt ist ohnehin, dass es nur wenige andere Trainingsplätze gibt - die Lilien nutzen meist im Wechsel einen Rasen- und einen Kunstrasenplatz am Böllenfalltor, müssen je nach Wetter aber auch gelegentlich ins Stadion ausweichen.

Ob die Heimmisere, in zwölf Spielen gelangen den Lilien nur sieben Punkte, dem Platz geschuldet ist, wollte Schuster auf Nachfrage nicht direkt bestätigen, schmunzelte nur und sagte: "Wir freuen uns, alle 14 Tage auf ordentlichen Fußballplätzen spielen zu können - und das ist nicht hier."

Patrick Kleinmann