Ordentlich aber chancenlos beim 1:2 gegen Bayern; desolat beim 1:2 in Stuttgart; mit dem Glück und dem Schiedsrichter im Bunde gegen Köln (1:1), nachlässig und unentschlossen bei krisengeplagten Frankfurtern (0:0), fehlerhaft und enttäuschend gegen Ingolstadt (1:1) und Mittwoch schließlich ungeordnet und restlos überfordert bei anfangs verunsicherten Schalkern. Einzig beim 3:2 gegen Mönchengladbach kam die Elf von Bruno Labbadia an ihre Leistungsgrenze - viel zu wenig für einen Klub, der sich schon wieder mitten in einer gefährlichen Abwärtsspirale befindet. Weil die Tabelle mit dem trügerischen elften Platz noch gewisse Sicherheit vorgaukelt, der Trend aber bereits seit Ende November alarmierend ist.
"Bei uns haben nur wenige 100 Prozent gegeben", klagte René Adler, nachdem er im Alleingang ein Debakel beim zuvor kriselnden Gegner verhindert hatte, "wir waren nicht leidenschaftlich genug." Mal wieder nicht. Nur ein Sieg aus den zurückliegenden zehn Partien sind ein klares Zeichen dafür, dass sich der HSV in weit mehr als nur einer kleinen Delle befindet. Labbadia erlebt seine erste echte Krise seit der geglückten Rettungs-Mission in Hamburg, denn anders als in der Hinrunde als zwischendurch ebenfalls kurzzeitig die Ergebnisse fehlten, stimmt jetzt auch die Leistung nicht mehr. Nicolai Müller, Torschütze und Vorlagegeber am Mittwoch, beschwichtigt: "28 Punkte sind etwas zu wenig, aber es gibt keinen Grund, panisch zu sein." Wirklich nicht?
Viele laufen ihrer Form hinterher
Leistungsträger sind derzeit meilenweit von ihrer Form des ersten Halbjahres entfernt. Johan Djourou wackelt im neuen Jahr regelmäßig, erwies seinem Team mit der dummen Ampelkarte binnen fünf Minuten zudem einen Bärendienst; Pierre-Michel Lasogga untermauerte bei seinem Startelf-Comeback, weshalb Labbadia ihn zuvor drei Mal draußen gelassen hatte; Lewis Holtbys Formkurve zeigt nach stabiler Hinserie immer deutlicher nach unten. "Lewis hatte ein starkes erstes Halbjahr, wir hoffen, dass er schnell wieder daran anknüpft", formuliert Labbadia seine Kritik an dem Blondschopf noch moderat aber zwischen den Zeilen doch für jeden verständlich.
Vom Platz gestellt: Johan Djourou (li.) beim Spiel auf Schalke. imago
Holtby ist Teil der neuen Achillesferse des HSV: das Mittelfeldzentrum, eigentlich das Herzstück einer jeden Mannschaft, ist qualitativ unzureichend besetzt. Weil Aaron Hunt immer wieder durch kleinere Blessuren aus dem Rhythmus gerät, Albin Ekdal seit vier Monaten schmerzlich vermisst wird, Gojko Kacar durch monatelange Verletzungspause noch immer Defizite hat. Und weil Gideon Jung trotz seines Entwicklungssprungs in dieser Saison noch lange nicht so weit ist, einem Bundesligisten in dieser zentralen Rolle dauerhaft helfen zu können. Hinzu kommt: Mit seiner Treue tut Labbadia dem 21-Jährigen derzeit keinen Gefallen. Jung läuft seit zwei Partien nur hinterher, wenn es schnell wird, und steckt zurück, wenn der Gegner robust agiert.
Baustellen in einigen Mannschaftsteilen
Das Mittelfeld-Zentrum ist nur eine von Labbadias Baustellen. Auch für Josip Drmic hat er noch immer nicht den richtigen Platz gefunden. Auf welcher Position er dem HSV ganz offensichtlich nicht hilft, hat der Schweizer indes hinlänglich bewiesen: von der linken Außenbahn gehen durch Drmic keinerlei Impulse aus, zudem fehlt dort die Umtriebigkeit von Ivo Ilicevic. Seit Mittwoch kommt zudem noch ein Loch in der Viererkette hinzu: Gegen Hertha BSC brummt Kapitän Djourou seine Sperre ab. Und Cleber bewies während seiner 45 Minuten auf Schalke einmal mehr, dass er ein alles andere als ein Stabilisator ist. Allerhand Faktoren, die abermals für einen aufreibenden Abstiegskampf sprechen.