Bundesliga

Nagelsmann: "Ich liebe solche Herausforderungen"

Hoffenheim: Tim Bendzko inspiriert den TSG-Trainer

Nagelsmann: "Ich liebe solche Herausforderungen"

Doppelbelastung: Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann zwischen Klausuren und Abstiegskampf.

Doppelbelastung: Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann zwischen Klausuren und Abstiegskampf. imago

"Netterweise kam mir der DFB entgegen und schickt einen Dozenten hierher, deshalb kann ich vor Ort die Prüfung schreiben. Damit spare ich mir natürlich fünf Stunden Zeit, darüber bin ich sehr glücklich, erklärte der Prüfling, der die Doppelbelastung als Herausforderung sieht. "Tim Bendzko singt in einem Lied: 'Was wär das Leben wert, wenn alles einfach wäre.' Daran halte ich mich", so Nagelsmann, "natürlich sucht der Mensch immer den einfachen Weg, das ist ganz natürlich. Aber wenn wir ehrlich sind und in uns reinhören, dann sind Erfolge nach schwierigen Zeiten um so schöner. Ich werde mich freuen, wenn der Fußballlehrer vorbei ist, es war keine einfache Zeit, aber trotzdem eine schöne. Auch über das Projekt Klassenerhalt werde ich mich freuen, wenn wir es geschafft haben - nach schwierigen Zeiten." Als wäre das nicht Herausforderung genug.

"Der FCA kann das schlechter kompensieren als der BVB"

Auf diesem Weg sei das Duell mit dem FCA "ein ganz wichtiges, wir möchten gewinnen. Das wäre ein sehr wichtiger Sieg, ich glaube, das ist jedem klar". Auch in der Prüfungszeit fand der TSG-Coach noch Zeit, den Gegner intensiv zu studieren. "Die größte Gefahr strahlen sie aus nach diagonalen Bällen, die müssen wir versuchen zu unterbinden oder sie gut zu verteidigen, um wenig über die Flügel zuzulassen", erläuterte Nagelsmann, "und dann werden sie uns auch Möglichkeiten bieten, bei eigenem Ballbesitz Torgefahr auszustrahlen, die wollen wir nutzen." Ebenso die zuletzt anstrengenden englischen Wochen für Augsburg durch die Europa League. "Sie haben zurzeit viele Angeschlagene und können das einen Tick schlechter kompensieren als der BVB, das kann ein Vorteil sein."

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Strobls Einsatz ist fraglich

Aber auch die TSG hat Angeschlagene, außer dem erneut fehlenden Tarik Elyounoussi (Knieprobleme) Tobias Strobl zum Beispiel. Auch den zuletzt so zuverlässigen und beständigen Sechser plagen seit Sonntag Kniebeschwerden, sein Einsatz ist fraglich. Dann würde Nagelsmann gleich die Doppelsechs wegbrechen, da auch Sebastian Rudy wegen seiner Roten Karte in Dortmund für drei Spiele gesperrt wurde.

Dafür steht neben Eugen Polanski auch wieder Kapitän Pirmin Schwegler bereit, den eine Muskelverletzung im Oberschenkel in der Vorbereitung mächtig zurückgeworfen hatte. "Es sah zuletzt deutlich besser aus, er bestätigt auch, dass er immer besser in Tritt kommt. Wir müssen sehen, ob das grundsätzlich für 90 Minuten reicht. Wir kommen langsam wieder dahin, dass er theoretisch wieder dazu in der Lage ist." Aber auch Nadiem Amiri ist durchaus in der Lage, aus einer etwas tieferen Position heraus die Hoffenheimer Offensive anzuschieben.

"Ich werde kein Grätschverbot verhängen"

Nach Andrej Kramaric, der in Bremen Gelb-Rot gesehen hatte, beendeten die Kraichgauer nun beim BVB das zweite Auswärtsspiel in Folge in Unterzahl und brachten sich so um die Chance, mehr zu punkten. "Ein Grätschverbot werde ich nicht verhängen", zieht Nagelsmann daraus erst mal keine Konsequenzen. "Ich glaube nicht, dass es ein grundsätzliches Problem werden wird und wir uns daran gewöhnen müssen, die Spiele zu zehnt zu Ende zu spielen." Besser wär's.

Persönliche Bande zum FC Augsburg, für dessen 2. Mannschaft Nagelsmann einst unter Trainer Thomas Tuchel spielte (2007/08), bestehen nicht mehr. "Ich habe wenig Kontakte, von den Gesichtern kenne ich schon noch ein paar, bin aber nicht in regem Kontakt. Augsburg ist ja nah an meinem Geburtsort, deshalb habe ich die Entwicklung natürlich verfolgt. Aber im Grunde ist es ein Bundesligist wie jeder andere."

Auf den sich Nagelsmann ebenso akribisch vorbereitet wie auf seine Klausuren. "Ich liebe solche Herausforderungen, das ist ein bisschen Nervenkitzel", verrät Nagelsmann, "ich werde mich am Dienstagabend im Trainingszentrum verschanzen, die Rollläden zu machen und an mein Kurzzeitgedächtnis appellieren." Es sei allerdings nicht zu befürchten, dass ihn nach der Prüfungsphase die Langeweile in ein paralleles Studium treibt. "Das glaube ich nicht. Manchmal denke ich schon, so ein Fernstudium nebenbei wäre interessant, aber nein, das werde ich nicht machen, in der jetzigen Position hat man genug zu tun, da werde ich mich nicht langweilen." Das wird der Abstiegskampf schon verhindern.

Michael Pfeifer