"Ich hatte einen laufenden Vertrag, den ich als Spieler aufgrund meiner Verletzung nicht erfüllen konnte", erinnert sich der neue Cheftrainer der TSG Hoffenheim, "also war die Frage, ob ich ihn auflöse oder in anderer Funktion erfülle." So kam es. Fortan lieferte er als Scout dem damaligen Trainer des FCA II zu: Thomas Tuchel. Am Sonntagabend treffen sich beide wieder. Diesmal als Gegner und als Cheftrainer in der Bundesliga. So schnell kann es gehen.
"Tuchel bat mich, Spiele und Gegner zu analysieren. Das habe ich dann gemacht. Ich habe für ihn, nicht mit ihm gearbeitet", hat Nagelsmann längst klargestellt. Tuchel als Nagelsmanns Mentor oder gar Ziehvater zu bezeichnen, treffe den Kern der Sache deshalb nicht. Das waren andere. Alexander Rosen zum Beispiel, der als damaliger NLZ-Chef das Trainertalent erkannte und ihm später auch die ersten Aufgaben als Chefcoach (U17/U19) übertrug.
"Er war ein sehr wissbegieriger Spieler, nicht ganz einfach zu führen, wir haben uns da auch gerieben", erinnert sich Tuchel, der aus dem schwäbischen Krumbach stammt, gerade mal 60 Kilometer von Nagelsmanns Geburtsort entfernt. Dennoch ließ er Nagelsmann die kommenden Gegner beobachten und analysieren. "Wir haben das Potenzial für ein Führungsverständnis, ein Gefühl fürs Spiel und für taktische Abläufe bei ihm erkannt." Schon als im Oktober die Kraichgauer Nagelsmann zum designierten Nachfolger von Huub Stevens ausriefen, war Tuchel sicher: "Ich traue es ihm absolut zu, weil ich von seiner Qualität absolut überzeugt bin."
Wie akribisch Nagelsmann die nächsten Gegner studiert, sollte Tuchel ja bekannt sein. Nun wird er selbst von seinem einstigen Zuarbeiter durchleuchtet. Es wird spannend zu sehen, wer am Sonntag die besseren Lösungen findet.