Bundesliga

Heidels Vorfreude ohne Champagner

Strutz: Schröder-Vollzug in den nächsten Tagen

Heidels Vorfreude ohne Champagner

"Ich bitte um Verständnis": Christian Heidel zu seiner Entscheidung, sich neu zu orientieren.

"Ich bitte um Verständnis": Christian Heidel zu seiner Entscheidung, sich neu zu orientieren. imago

Warum wechselt Heidel?

"Es hat nur sekundär mit Schalke zu tun", sagte der 52-Jährige am Montagmittag auf einer Pressekonferenz an der Seite von Präsident Harald Strutz. Bis vor eineinhalb Jahren sei ein Weggang aus Mainz gar nicht vorstellbar gewesen. "Doch ich habe für mich privat eine Entscheidung getroffen, noch einmal im Leben etwas anderes machen zu wollen. Ich wollte mir nicht vorwerfen, wenn der Deckel zu ist: Warum hast du nicht auch etwas anderes versucht?" Doch auf Werbetour gehen in eigener Sache, das kam für den gebürtigen Mainzer keinesfalls in Frage. Insofern kam das Schalker Angebot im Sommer sozusagen gerade recht. Kritik daran, dass sich die Frage des Wechsels von Oktober bis Februar gezogen habe, begegnete Heidel so: "Ich bitte um Verständnis, dass ich nach so langer Zeit eine solche Entscheidung doch nicht von heute auf morgen treffen kann." Auch nach dem Treffen mit dem Schalker Aufsichtsrat am Sonntag sei er keinesfalls in Jubelstimmung gewesen. "Ich habe abends keine zwei Flaschen Champagner geköpft. Das ändert aber nichts daran, dass ich mich auf Schalke freue." Auch Strutz äußerte Verständnis für Heidels Entscheidung.

Wird für Heidel eine Ablöse fällig?

Der Vertrag des Managers und hauptamtlichen Vorstandes läuft bis 2017. Ablöse? "Darüber haben wir uns gar keine Gedanken gemacht", erklärt Strutz. Für den Präsidenten und auch den Rest des Vorstandes sei von Anfang an klar gewesen, dass man einem verdienten Mann wie Heidel keine Steine in den Weg legen werde, wenn dieser gehen wolle.

Wann kommt der designierte Nachfolger Rouven Schröder?

Strutz rechnet mit "Vollzug in den nächsten Tagen". Ob für den Direktor Profifußball und Scouting bei Werder Bremen – auch sein Kontrakt ist bis 2017 datiert - Ablöse gezahlt werden muss, dazu wollten sich die Beteiligten mit dem Verweis auf laufende Verhandlungen nicht äußern. Geplant ist, dass der 40-Jährige am 1. April an der Seite Heidels seinen Dienst antritt. "Martin Schmidt und ich unterhalten uns wöchentlich über Kaderplanung. Wenn Rouven vielleicht früher kommen könnte, dann sitzt er dabei. Und wenn wir beide das Gefühl haben, dass der Tag gekommen ist, wo das auch ohne mich funktioniert, dann hätte ich überhaupt kein Problem damit, einen Schritt zurückzugehen", erklärte Heidel. Im Januar habe er Kontakt mit Schröder aufgenommen, sagte Strutz. Die Verbindung zu einem weiteren, potenziellen Nachfolger – es dürfte sich um Dirk Dufner gehandelt haben – habe er nach positiven Unterredungen mit dem Noch-Bremer nicht mehr weiterverfolgt.

Heidel heuert erst am 1. Juli auf Schalke an – ein Problem in Sachen Kaderplanung in Gelsenkirchen oder Mainz?

"Die Saison ist ja etwas früher zu Ende durch die EM", erklärt Heidel mit einem Augenzwinkern. "Wenn ich behaupten würde, mich interessiert Schalke 04 jetzt bis 15. Mai nicht, dann würde mir das niemand abnehmen, das ist doch auch klar." Offiziell führt Horst Heldt, der ein Lob von seinem Nachfolger erntete, die Geschäfte. Inoffiziell wird Heidel ein gewaltiges Mitspracherecht haben. Und in Mainz? Man darf ihm nach 24 Jahren bei den Rheinhessen abnehmen, dass er seine aktuelle Aufgabe dadurch nicht vernachlässigt. "Der Kader wird wie immer absolut seriös geplant." Ohnehin sind fast alle Stammspieler über den Sommer hinaus gebunden.

Drohen im Fall Christian Clemens Interessenkonflikte?

Der Flügelstürmer ist bis Saisonende von Schalke nach Mainz verliehen, der FSV hält eine Kaufoption. "Ich muss da nicht mit mir selbst verhandeln – das ist Quatsch. Mainz 05 muss entscheiden, ob diese Kaufoption gezogen wird", führt Heidel aus. "Und die Hauptrolle bei dieser Entscheidung spielt Martin Schmidt."

Welche Ziele verfolgt Heidel mit Schalke?

"Es wäre falsch, mich jetzt zu meinen Zielen auf Schalke zu äußern." Klare Antwort des Bald-Königsblauen. Fakt ist: In Gelsenkirchen hat er finanziell andere Möglichkeiten als in Mainz. Dort ist die bekannte Philosophie der Spielerentwicklung und des Verkaufs, um Gewinne zu erzielen, "im Moment alternativlos". Ob er sich darauf freue, kräftig investieren zu dürfen, wurde Heidel gefragt. Antwort: "Wenn das mein Ansatz wäre, wäre das bestimmt der falsche." Ihm sei bewusst, dass er auf Schalke auf einer anderen Basis arbeiten werde. Auf konkrete Äußerungen – wie eingangs erwähnt – will sich Heidel aktuell nicht einlassen. Nach kicker-Informationen beinhaltet sein bis 2020 laufender Vertrag eine üppige Meisterprämie. Und in Gelsenkirchen sehnt man sich, das ist bekannt, nach der Schale. Heidel soll mit seinem Sachverstand, seinem Händchen für Trainer und seinem Verhandlungsgeschick bei Transfers den FC Schalke 04 auf eine andere Ebene hieven – so wie er in den vergangenen 24 Jahren Mainz 05 an der Seite von Harald Strutz von einem abstiegsbedrohten Zweitligisten zu einem "strahlenden Bundesligisten" (Strutz) geformt hat.

Benni Hofmann