Bundesliga

Neuer TV-Vertrag: Seifert will kein "Umsatzphantom"

DFL-Neujahrsempfang: Bekenntnis zur Zentralvermarktung

Neuer TV-Vertrag: Seifert will kein "Umsatzphantom"

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert (li.) und Präsident Reinhard Rauball.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert (li.) und Präsident Reinhard Rauball. picture alliance

Rund 6,9 Milliarden Euro - so viel Geld erhalten die Klubs der englischen Premier League ab der kommenden Saison von ihren Medienpartnern Sky und BT Sport für den neuen TV-Vertrag von 2016 bis 2019. Die Auswirkungen dieses Megadeals machen sich bereits bemerkbar, immer mehr Spieler wechseln auf die Insel. Zuletzt zog es aus der Bundesliga Wolfsburgs Timm Klose zu Norwich City, die Kanarienvögel überweisen für den Schweizer zwölf Millionen Euro in die Autostadt. Eine mehr als stolze Summe für einen Innenverteidiger, der zudem in der Hinrunde lediglich acht Ligaeinsätze vorweisen kann.

Eine Entwicklung, die nicht nur Robin Dutt Sorgen bereitet. "Preise in dieser Kategorie sind für zwölf der 18 Bundesligaklubs nicht möglich", warnte Stuttgarts Sportdirektor, der für den VfB erklärte, keine "Mondpreise" für Neuzugänge auszugeben.

Dies ist auch finanziell kaum möglich, denn der momentan laufende TV-Vertrag ist mit 2,51 Milliarden Euro dotiert - über vier Jahre. In diesem Jahr wird aber ein neuer Vertrag abgeschlossen, ein Konzept liegt derzeit zur Prüfung beim Bundeskartellamt. Sollte kein Einwand kommen, soll nach der Ausschreibung noch vor der EURO 2016 ein Abschluss erfolgen.

Und die Bundesligisten hoffen auf eine Steigerung der Einnahmen, erstmals soll die Milliardengrenze pro Saison geknackt werden. Seifert warnte am Dienstag allerdings davor, sich an den Zahlen aus England zu orientieren. "Der Abschluss England ist ein guter, aber nicht zu erreichen für den Rest von Europa", sagte der Geschäftsführer. Dennoch werde die Liga den bestmöglichen Abschluss anstreben. "Die Bundesliga braucht Geld, um mit der in Geld schwimmenden Liga in England, um mit Spanien und Italien mitzuhalten", sagte Seifert. "Die Bundesliga muss in der Weltklasse bleiben. Seifert richtete in diesem Zusammenhang deutliche Worte an die Medienanstalten: "Wer nicht bereit ist, in die Bundesliga zu investieren, kann auf Dauer kein Medienpartner sein", stellte er klar.

Seit der Megadeal in England abgeschlossen wurde, laufen in Deutschland Diskussionen, wie die Bundesliga mehr Geld erwirtschaften kann. Eine weitere Aufsplittung der Spieltage zur besseren Auslandsvermarktung kam dabei ebenso zur Sprache wie die Aufgabe der Zentralvermarktung. Letzterem Ansinnen erteilte Seifert aber eine klare Absage. "Wir sollten nicht die Bundesliga erschüttern, nur um einem Umsatzphantom hinterherzujagen. Die Solidarität ist ein Markenzeichen des Deutschen Fußballs und niemand will, dass dieses Prinzip nicht in seinen Grundfesten gelebt wird", sagte Seifert. Dennoch dürften auf die Fans mit Abschluss des neuen Vertrags einige Veränderungen zukommen. So könnte die DFL mehr exklusive Inhalte für verschiedene Rechteinhaber und Plattformen garantieren, neue Rechtepartner ihre eigenen Formate etablieren.

Seifert und Rauball fordern Aufarbeitung der Skandale

Neben dem neuen TV-Vertrag spielte auch das "Krisenjahr 2015" eine große Rolle. Seifert forderte die entsprechenden Verbände zu einer Aufarbeitung der Skandale auf. "2015 war ein schweres Jahr - auch und besonders für den Fußball. Vieles an dem Sport, der uns so am Herzen liegt, wirkte irritierend, manches auch verstörend", sagte Seifert. Das Jahr habe "Narben hinterlassen", das Vertrauen wiederherzustellen, werde Zeit erfordern.

Dies könne im Fall der umstrittenen Vergabe der WM 2006 an Deutschland durch eine transparente Veröffentlichung des Untersuchungsberichts der Wirtschaftskanzlei Freshfields gelingen, sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball. Im Hinblick auf den Skandal sagte Rauball: "Wir müssen die Lehren daraus ziehen und dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passieren wird und auch nicht mehr passieren kann."

jer