Bundesliga

Dardais Fazit: "Wir sind zu nett"

Hertha: Brooks-Poker geht in die nächste Runde

Dardais Fazit: "Wir sind zu nett"

Verlangt von seinen Spielern mehr Aggressivität in den Zweikämpfen: Hertha-Coach Pal Dardai.

Verlangt von seinen Spielern mehr Aggressivität in den Zweikämpfen: Hertha-Coach Pal Dardai. imago

Aus Herthas Trainingslager in Belek berichtet Steffen Rohr

"Die erste Halbzeit haben wir sehr kontrolliert gespielt. Wir haben zwar nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung das erste Gegentor kassiert, aber Ordnung, Ballbesitz und Torchancen waren gut", resümierte Dardai nach dem Remis im zweiten Testspiel des einwöchigen Trainingslagers in Belek/Türkei. "Nach der Pause hat man gemerkt, dass die Mannschaft so noch nie zusammengespielt hat, aber zum Schluss haben sie wieder gut gespielt. Die Jungs haben gut gearbeitet. Es waren viele gute Spielzüge und Zweikämpfe dabei. Aber unsere Fehler im Umschaltspiel haben dem Gegner zu viele Konterchancen ermöglicht. Das müssen wir verbessern."

Trainersteckbrief Dardai
Dardai

Dardai Pal

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Hertha BSC - Vereinsdaten
Hertha BSC

Gründungsdatum

25.07.1892

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Blau-Weiß

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Zugleich mahnte Dardai eine zupackenderes Zweikampfverhalten an. "Wir sind viel zu nett. Wir haben einige Zweikämpfe verloren, weil wir zu nett sind. Da muss man ein bisschen aggressiver sein."

Ähnliche Worte hatte Dardai in der Schlussphase des Spiels bereits an die Adresse seiner Profis gerichtet. Als Gladbach-Neuzugang Martin Hinteregger in der 85. Minute Berlins Verteidiger Sebastian Langkamp foulte, rief Dardai von draußen: "Ihr könnt ab und zu auch austeilen – nicht immer nett sein!" Als kurz darauf erneut Hinteregger Änis Ben-Hatira zu Fall brachte, legte Dardai Richtung eigene Mannschaft nach: "Könnt ihr nicht austeilen, Männer? Ihr schluckt alles runter!"

Sonderlob für den "japanischen" Haraguchi

Ein Lob erhielt Genki Haraguchi, der das 2:2 erzielt hatte (70.). "Ballannahme, -mitnahme, Abschluss – das war ein wunderschönes Tor. Das war der japanische Genki", sagte Dardai mit Blick auf die gute Torquote, die Haraguchi in seiner Heimat bei Urawa Red Diamonds hatte und von der er bei Hertha bislang weit entfernt ist. Ben-Hatira hatte Haraguchis Treffer vorbereitet und auch sonst einige auffällige Aktionen. Ebenfalls sehenswert war Marvin Plattenhardts Anschlusstor per direktem Freistoß aus gut 20 Metern und halbrechter Position (60.). Zuvor hatten Fabian Johnson (35.) und der Ex-Berliner Raffael (48.) Gladbach in Führung gebracht.

Bei Hertha testete Dardai die beiden Youngster Maximilian Mittelstädt und Yanni Regäsel auf ungewohnten Positionen. Regäsel, gelernter Rechtsverteidiger, spielte wie bereits am Vortag im Test gegen Hannover 96 (1:0) links in der Viererabwehrreihe. Und Mittelstädt, eigentlich auf der linken Außenbahn zu Hause, durfte sich nach seiner Einwechslung gegen Gladbach 45 Minuten im zentralen Mittelfeld probieren. "Das dient der Ausbildung, es soll ihr peripheres Sehen und ihre Orientierung verbessern", so Dardai. "In der Vorbereitung kann man solche Sachen leisten für die jungen Spieler. Maxi hat gut mitgemacht, er hat ein großes Herz. Und auch Yanni hat zwei, drei gute Flanken geschlagen."

Markierte gegen Gladbach das 2:2: Genki Haraguchi (li., hier beim Torjubel mit Teamkollege Alexander Baumjohann).

Markierte gegen Gladbach das 2:2: Genki Haraguchi (li., hier beim Torjubel mit Teamkollege Alexander Baumjohann). imago

Schulterprobleme bei Kraft

Wie am Vortag fehlte auch gegen Gladbach Torhüter Thomas Kraft, dem seine Schulterverletzung wieder zu schaffen macht. "In der letzten Aktion im Training am Montagvormittag traten die Beschwerden wieder auf", erklärte Hertha-Arzt Ulrich Schleicher. "Wir müssen bei Thomas jetzt von Tag zu Tag schauen, wie es sich entwickelt." Eine vorzeitige Abreise aus Belek, über die am Dienstag gesprochen wurde, ist aber vorläufig vom Tisch.

Hinter den Kulissen geht derweil der seit eineinhalb Jahren laufende Vertragspoker mit Innenverteidiger John-Anthony Brooks in die nächste Runde. Manager Michael Preetz wollte sich mit Brooks-Berater Kadir Özdogan nach kicker-Informationen bereits am Montag in Belek zusammensetzen. Weil Özdogan, der im Mannschaftshotel wohnt, aktuell eine Grippe plagt, wurde das Gespräch verschoben, wird aber zeitnah nachgeholt. Nach der Rückkehr nach Berlin will Preetz dann einen Termin mit Roger Wittmann, der in Sachen Brooks seit Kurzem mit Özdogan zusammenarbeitet, wahrnehmen.

Hertha will Klarheit

John-Anthony Brooks

Der Vertragspoker mit ihm geht in die nächste Runde: John-Anthony Brooks. imago

Die Strategie liegt auf der Hand: Hertha will die Verhandlungen, die zuletzt monatelang nicht vorangingen, forcieren und bald Klarheit, was Brooks plant. Verlängert der Innenverteidiger seinen bis 2017 datierten Vertrag nicht, steht er im Sommer zum Verkauf. Klar ist: So lange wie im Fall von Nico Schulz, der erst spät in der Sommer-Transferperiode 2015 nach Mönchengladbach gewechselt war und zuvor Hertha trotz eines konkreten Angebots über Monate hingehalten hatte, will und wird sich Hertha im Fall Brooks nicht gedulden.

Im kicker hatte Preetz bereits am vergangenen Donnerstag mit Blick auf Brooks und Tolga Cigerci, der wie Brooks bis 2017 gebunden ist und mit dem Hertha ebenfalls seit langem verhandelt, erklärt: "Wenn man keine Verlängerung hinbekommt, muss man bei Spielern wie Brooks und Cigerci einen Verkauf erwägen." Auch intern erhöht der Klub den Druck. Pal Dardai verriet dem kicker am Dienstag: "Ich frage John inzwischen jeden Tag: Junge, wie sieht’s aus? Warum verlängerst du nicht? Du bist bei uns genau richtig aufgehoben. Er sagt mir dann immer, dass gesprochen wird." In den Tagen von Belek aufs Neue – mit ungewissem Ausgang.

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