Bundesliga

Zwischen Obama und Everest: Frankfurts Sportvorstand-Suche

Liste mit sechs bis sieben Kandidaten

Zwischen Obama und Everest: Frankfurts Sportvorstand-Suche

In Abu Dhabi dabei: Eintracht Präsident Peter Fischer mit Trainer Armin Veh und Haris Seferovic.

In Abu Dhabi dabei: Eintracht Präsident Peter Fischer mit Trainer Armin Veh und Haris Seferovic. imago

Aus Eintracht Frankfurts Trainingslager in Abu Dhabi berichtet Julian Franzke

Konkrete Namen ließen sich Steubing und Fischer erwartungsgemäß nicht entlocken. Zusammen mit Aufsichtsrat Philip Holzer, der in Abu Dhabi ebenfalls vor Ort ist, haben sie in ihrer Funktion als Hauptausschuss eine Liste erstellt, auf der sich laut Steubing sechs bis sieben Namen befinden. Diese Nachfolgekandidaten, die nicht nur aus den üblichen Verdächtigen bestehen sollen, werden am 27. Januar in einer Aufsichtsratssitzung den übrigen sechs Mitgliedern des Gremiums präsentiert. Satzungsgemäß muss der Aufsichtsrat bei dieser Zusammenkunft das Mandat erteilen, mit den Kandidaten die Gespräche aufzunehmen.

Das Anforderungsprofil wurde schon von Steubings Vorgänger Wilhelm Bender erarbeitet. "Das ist ein umfangreiches Buch. Jemanden zu finden, der diese Fähigkeiten alle hat, ist schwierig. Die wichtigsten Kriterien betreffen die Sportlichkeit, Souveränität, Solidität und Teamfähigkeit, außerdem muss der neue Mann nach Frankfurt und in die Gesellschaft passen. Sein Geschäft muss er natürlich verstehen. Wir wollen nicht, dass Heribert Bruchhagen einen Lehrling einarbeiten muss", erklärt Steubing.

Es ist ganz klar, dass es kein Heribert Bruchhagen zwei sein kann.

Peter Fischer über den neuen Eintracht-Sportvorstand

Fischer ergänzt mit einem Schmunzeln: "Er muss mindestens der Trauzeuge von Obama sein, die Erstbesteigung auf den Mount Everest gemacht haben, 212 Tore in der Bundesliga geschossen haben und mehrfach zumindest in Deutschland Spieler des Jahres gewesen sein. Als wir das in der Diskussion gemerkt haben, fingen wir irgendwann an, die ganze Sache ein Stück weit zu verdünnen und ein paar Prioritäten zu setzen. Wir wissen, dass wir Eintracht Frankfurt und nicht Bayern München sind; aber wir sind auch nicht Uerdingen – was ich nicht despektierlich meine."

Intensiv haben Steubing, Holzer und Fischer in Abu Dhabi die Kandidatenliste diskutiert – stets in dem Bewusstsein, dass Bruchhagen nicht eins zu eins zu ersetzen ist. "Es ist ganz klar, dass es kein Heribert Bruchhagen zwei sein kann", betont Fischer. Zuversichtlich meint er: "Ich bin relativ sicher, dass wir keinen großen Stockfehler gemacht haben. Das würde bedeuten, dass wir 224 Stunden dummes Zeug gemacht haben, und das haben wir nicht."

Die offene Frage der Ligazugehörigkeit dürfte die Gespräche mit Spitzenkräften zwar nicht gerade erleichtern. Allerdings wird es die Eintracht nicht akzeptieren, Verhandlungen und Entscheidungen so lange zu vertagen, bis der Klassenerhalt oder Abstieg feststeht. "Wenn einer sagen würde, ich warte jetzt mal ab, ob ihr 7. oder 17. werdet, könnte ich mir vorstellen, dass das ein ziemliches K.-o.-Kriterium wäre", sagt Fischer.

Pläne zur Genussschein-Ausgabe in der Schublade

Ein zweites wichtiges Thema betrifft die avisierte Ausgabe von Genussscheinen, um einen Betrag in Höhe von zehn Millionen Euro generieren zu können. Aufgrund der angespannten Lage an der Börse und in der Liga liegen die ausgearbeiteten Pläne derzeit jedoch im Aktenschrank. "Ich glaube, es gab nach dem Jahreswechsel seit 1988 keinen so schwachen Börsenbeginn mehr, das ist schlecht für Kapitalmaßnahmen. Hinzu kommt, dass bei so einem speziellen Produkt wie den Genussscheinen die Sportlichkeit dazu gehört – und die ist momentan nicht gerade herzzerreißend. Also müssen wir ein bisschen warten", erläutert Börsen-Experte Steubing. Das Procedere sei allerdings vorbereitet, sodass man die Pläne jederzeit aus der Schublade herausholen könne. Die Zielgruppe für die Genussscheine ist nicht der normale Fan im Block, sondern eine Gruppe von 30 bis 40 gut situierten Investoren. "Das ist ein spannendes Projekt, wenn man sich die klassischen Kapitalanlagen anschaut, die der Markt anbietet. Schließlich bekommt man heutzutage keine Zinsen mehr, wenn man viel Geld besitzt, sondern etwas weggenommen", behauptet Fischer. Steubing nennt die Verzinsung, die Partizipation an der möglichen Gewinnsituation der AG sowie - natürlich - die Rückzahlung als die drei wesentlichen Komponenten, die das Produkt spannend machen würden.

In völlig neue Dimensionen würde die Eintracht allerdings auch mit zehn Millionen Euro mehr, die ohnehin nur eine Art Darlehen darstellen, nicht vorstoßen. Letztlich könnte man damit gerade mal einen Spieler der Güteklasse eines Sebastian Jung, um dessen Rückkehr Frankfurt bisher vergeblich warb, ein paar Spielzeiten lang bezahlen.

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