Bundesliga

Kind über Erdinc: "Ein großes Missverständnis"

Hannover: Desaströser Abschiedsauftritt des Stürmers

Kind über Erdinc: "Ein großes Missverständnis"

Ein auftritt zum Haar raufen: Hannovers Stürmer Mevlüt Erdinc.

Ein auftritt zum Haar raufen: Hannovers Stürmer Mevlüt Erdinc. imago

Zum ersten Mal seit dem 22. August (0:1 gegen Leverkusen) hatte Trainer Michael Frontzeck wieder in der Startelf auf ihn vertraut. Nach knapp einer Stunde aber war schon wieder Schluss für Mevlüt Erdinc, diesmal wohl endgültig.

Gerade 17 Ballkontakte gelangen dem 28-Jährigen bei der 0:1-Heimniederlage gegen den FC Bayern. Die aufsehenerregendsten Momente hatte er abseits des eigentlichen Geschehens: Erst lief er trotz frühlingshafter Temperaturen mit Handschuhen auf, dann schnürte er sich mitten im Spiel die Schuhe, und das bei einem Eckball des Gegners - Szenen, die die ablehnende Stimmung des Publikums zusätzlich förderten. Pfiffe der eigenen Fans für Erdinc gab es sowohl beim Verkünden der Aufstellungen als auch bei dessen Auswechslung nach 58 Minuten.

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Hannovers Misere ist besonders auch eine Misere des Angriffs. Artur Sobiech, jahrelang im zweiten Glied und auch für diese Saison eher als Back-up im Sturm vorgesehen, hatte dank der schwächelnden oder verletzten Konkurrenten den ersten Platz im Angriff ergattert, musste aber gegen den Rekordmeister mit einer Sprunggelenkverletzung erneut passen. Allan Saint-Maximin, der den Polen im Spiel zuvor in Hoffenheim vertreten hatte, wurde von Frontzeck auf die Bank befördert, wo nach langer Verletzung auch Charlison Benschop Platz nahm. Dafür durfte Erdinc ran – und leistete sich diesen desaströsen Abschiedsauftritt.

"Was wir gesehen haben, ist, dass wir insbesondere im Sturm Riesenprobleme haben", stellte Klubboss Martin Kind nach der Partie unumwunden fest und zielte dabei besonders auf den 3,5 Millionen Euro teuren Top-Verdiener Erdinc, der im Sommer als Königstransfer von der AS St. Etienne verpflichtet worden war.

Es ist erkennbar, dass er irgendwie in dieser Mannschaft nicht zurechtkommt, dass er keine Motivation hat. Nach heutiger Einschätzung ein großes Missverständnis.

Hannovers Präsident Martin Kind über Mevlüt Erdinc

In Hannover traf der türkische Nationalspieler, der in Frankreich unter anderem einst bei Paris St. Germain internationale Klasse demonstrieren konnte, kein einziges Mal - nicht einmal in Testspielen.

Nun stehen für Erdinc die Zeichen in Hannover deutlich auf vorzeitige Trennung, trotz Vertrages bis 2018. Die Enttäuschung ist immens. "Das ist ein Mix aus vielem. Da sind die Erwartungen, die mit dem Transfer verbunden waren, dann die Entwicklungen", analysiert Martin Kind. "Es ist erkennbar, dass er irgendwie in dieser Mannschaft nicht zurechtkommt, dass er keine Motivation hat. Ich denke, für beide Seiten ist es nach heutiger Einschätzung ein großes Missverständnis. Tut mir leid, weil wir große Hoffnungen hatten, er selbst auch. Sie haben sich nicht bestätigt."

Lockt Galatasaray?

Erdincs Hoffnung derweil ist, mit der türkischen Nationalelf, für die er wegen der Herkunft seiner Eltern spielt, in seinem Heimatland 2016 bei der EURO am Start zu sein. Dafür braucht er Spielpraxis, die er nun anderswo suchen wird. Galatasaray soll sich um ihn bemühen, auch bei Lille OSC in der Ligue 1 wird sein Name gehandelt. In Hannover dagegen ist er spätestens seit diesem Wochenende der erste sichere Abgang.

Michael Richter

Bilder zur Partie Hannover 96 - Bayern München