Bundesliga

Yakin: "Ich hätte beim VfB bleiben müssen"

Stuttgarter Trainerkandidat im kicker-Interview

Yakin: "Ich hätte beim VfB bleiben müssen"

Weißes Trikot, weiße Schuhe: Murat Yakin 1997 beim VfB Stuttgart.

Weißes Trikot, weiße Schuhe: Murat Yakin 1997 beim VfB Stuttgart. imago

In der Saison 1997/98 trug er das Trikot des VfB Stuttgart, spielte unter Jogi Löw und mit Bobic und Balakov zusammen. Eine erfolgreiche Zeit, die den Trainerwechsel zu Winfried Schäfer nicht überdauerte. Anschließend landete Murat Yakin (41) über Fenerbahce Istanbul und den 1. FC Kaiserslautern beim FC Basel, wo der frühere Schweizer Nationalspieler 2013 und 2014 jeweils als Trainer zu Meisterehren kam. Zuletzt war er bis Mai bei Spartak Moskau tätig, momentan wird der einstige Verteidiger als Trainerkandidat beim VfB gehandelt.

kicker: Herr Yakin, Schweizer Trainer genießen in der Bundesliga einen guten Ruf. Lucien Favre, Pierluigi Tami und Sie werden mit dem VfB Stuttgart in Verbindung gebracht . Stünden Sie bereit für Ihren Ex-Klub?

Murat Yakin: Ich habe davon gehört, aber mit mir hat niemand persönlich gesprochen. Deswegen kann und will ich mich nicht groß dazu äußern. Grundsätzlich ist die Bundesliga eine der spannendsten und interessantesten Ligen der Welt und für jeden Trainer eine verlockende Herausforderung.

Ich durfte sehr viel lernen, vor allem von der Mentalität der Deutschen.

Murat Yakin über seine Saison beim VfB Stuttgart

kicker: Vor etwa zwei, drei Jahren lockten bereits Hannover 96 und der FC Schalke. Warum hat's damals nicht geklappt?

Yakin: Es war einfach der falsche Zeitpunkt. Ich stand beim FC Basel unter Vertrag, wir waren auf Meisterschaftskurs und auch international erfolgreich. Deswegen kam ein Wechsel für mich nicht in Frage.

kicker: Sie kennen die Bundesliga als Spieler, spielten 1997/98 für den VfB. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Yakin: Viele gute. Wir hatten eine starke Mannschaft mit Bobic und Balakov, wurden Vierter und qualifizierten uns für den Europapokal. Dazu erreichten wir das Finale im Europapokal der Pokalsieger. Eine tolle Zeit.

kicker: Die mit dem 0:1 gegen Chelsea, dem Trainerwechsel von Jogi Löw zu Winfried Schäfer und ihrem plötzlichen Abschied zu Fenerbahce endete.

Yakin: Das war schade, aber solche Dinge passieren.

kicker: Wieso sind Sie eigentlich nach nur einer Saison wieder gegangen?

Yakin: Der Trainerwechsel war nicht gut für mich. Schäfer zeigte mir schnell, dass er nicht mit mir plant. Als Jogi Löw mich mit nach Istanbul nehmen wollte, habe ich mich entschlossen zu wechseln. Im Nachhinein muss ich sagen: Ich hätte beim VfB bleiben müssen.

kicker: Weil Schäfer schnell wieder weg war.

Yakin: Auch, und weil die Bundesliga der richtige Schritt in meiner Karriere war. Ich durfte sehr viel lernen, vor allem von der Mentalität der Deutschen. Aber mit Jogi Löw, der damals schon ein sehr guter Trainer war, in die Türkei zu einem absoluten Spitzenteam zu gehen, war einfach zu reizvoll.

Farbige Schuhe sind heute gang und gäbe. Damals war es etwas Ungewöhnliches. Aber letztlich war das keine Idee von mir.

Murat Yakin über seine weißen Fußballschuhe

kicker: Es heißt, Sie hätten es beim VfB auch deswegen schwer gehabt, weil Sie als Spieler wie als Mensch herausstachen. Was nicht jeder Kollege gut fand.

Yakin: Das kann ich so nicht bestätigen. Ich hatte keine Probleme innerhalb der Mannschaft.

kicker: Auch keine Neider, die hinter vorgehaltener Hand kritisierten, dass Sie weiße Fußballschuhe trugen?

Yakin: Farbige Schuhe sind heute gang und gäbe. Damals war es etwas Ungewöhnliches. Aber letztlich war das keine Idee von mir, sondern eine des betreffenden Sportartikelherstellers. Aus jedem Land wurde ein Spieler ausgewählt, der diese weißen Schuhe bekam. Für Deutschland war es Giovane Elber, für die Schweiz war ich das. Ich habe den Schuh getragen, auch wenn er eigentlich nicht zu mir gepasst hat.

kicker: Wie meinen Sie das?

Yakin: Ich habe immer schwarze Schuhe favorisiert.

kicker: Ihr zweiter Versuch in der Bundesliga geriet ebenfalls sehr kurz. Was lief 2000/01 in Kaiserslautern schief?

Yakin: Otto Rehhagel holte mich als Abwehrchef für Ciriaco Sforza, der den Betzenberg verlassen hatte. Alles lief gut, Rehhagel war ein Spitzentrainer...

kicker: ... den Andy Brehme beerbte.

Yakin: Sie sagen es. Aber das will ich heute nicht weiter kommentieren.

kicker: Warum nicht?

Yakin: Es ist besser so. Jedenfalls machte es keinen Sinn zu bleiben.

kicker: Man sagt: Aller guten Dinge sind drei. Wann sehen wir Sie in der Bundesliga auf der Trainerbank?

Yakin: Ich genieße momentan die Zeit mit der Familie und schaue mir viele Spiele an - auch in der Bundesliga, die eine große Herausforderung darstellt.

Interview: George Moissidis