Bundesliga

Herdling: "Mit einem Abstieg will ich nicht aufhören"

Hoffenheim: Lange Leidenszeit neigt sich dem Ende entgegen

Herdling: "Mit einem Abstieg will ich nicht aufhören"

Lange Leidenszeit: Vor knapp einem Jahr bestritt Hoffenheims Kai Herdling sein letztes Bundesligaspiel.

Lange Leidenszeit: Vor knapp einem Jahr bestritt Hoffenheims Kai Herdling sein letztes Bundesligaspiel. imago

Schon seit Ferbuar plagen den vielseitigen Mittelfeldspieler permanente Kniebeschwerden. "Ich hatte extreme Probleme mit meinem linken Knie", erzählt Herdling, "es wurde nie deutlich, woher es kommt. Es war Flüssigkeit drin, und es hat immer wieder reagiert, ich hatte Schmerzen vor allem auf der Oberschenkel-Rückseite. Es kam immer wieder."

Die Gefahr, den Anschluss im Profikader endgültig zu verlieren, verleiteten ihn zu falschem Ehrgeiz. "Ich hatte den Fehler gemacht und weitergespielt, mit Schmerzmittel und Spritzen. Das ist die alte Schule: Es zwickt zwar ein bisschen, aber Zähne zusammenbeißen und weiter geht's. Aber irgendwann wurde es chronisch, im Sommer mussten wir eine Entscheidung treffen. So macht es keinen Sinn. Also hab ich ein Rehaprogramm gemacht, das ist mir richtig auf die Nerven gegangen."

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Seit vier Wochen erst trainiert Herdling wieder mit der Mannschaft. "Jetzt ist das Knie wieder einigermaßen stabil. Es hält und zeigt nur noch ab und zu eine Reaktion. Aber ich kann wieder voll trainieren und versuche, wieder an die Mannschaft ranzukommen." Eine ernsthafte Chance, sich mal wieder für den Kader in einem Ligaspiel anzubieten, rechnet sich Hoffenheims Nummer 38 erst nach der Wintervorbereitung aus.

Wie geht es im Sommer weiter für Herdling?

Dann wird auch irgendwann die Frage beantwortet werden müssen, wie es im Sommer weitergeht. "Mein Vertrag läuft zwar aus. Aber wer mich kennt, weiß: Wenn es sportliche Rückschläge gab, habe ich danach immer eine positive Reaktion gezeigt", versichert Herdling, "wir müssen einfach abwarten, wie sich das Knie entwickelt und dann entscheiden, ob ich noch eine Saison spielen kann." Durchaus vorstellbar, dass die TSG seinem langjährigen Mitarbeiter dann noch einen Anschlussvertrag gönnt, schließlich gibt Herdling auch gerne und ohne zu murren den Sparringspartner im Training und erhöht zugleich das Kontingent der Local Player . . .

"Ich weiß, dass ich dem Verein vertrauen kann"

Und es anderswo tiefklassiger ausklingen zu lassen, scheint für Herdling abwegig. Seit 2002 kickt das Kraichgauer Urgestein schon für die TSG, nur unterbrochen von zwei wenige Monate währenden Gastspielen bei Waldhof Mannheim und bei Philadelphia Union in den USA. "Die TSG ist mein Verein. Stand jetzt, werde ich meine Karriere in Hoffenheim beenden, irgendwann", sagt Herdling, "ich weiß, dass ich dem Verein vertrauen kann."

"Ich würde gerne im Fußball bleiben. Warum nicht als Trainer?"

Als Cotrainer bei Hoffenheims U 15 hat Herdling schon in seine wahrscheinlichste Zukunft reingeschnuppert. "Ich habe zuletzt viel nachdenken können. Ich würde gerne im Fußball bleiben. Und weiter auch auf dem Platz stehen. Warum nicht als Trainer? Ich weiß, dass ich da Gutes leisten kann, so selbstbewusst bin ich." Erfahrungen hat er reichlich gesammelt und sie verinnerlicht. "Ich habe mir immer viel gemerkt und notiert. Was bei welchem Trainer auffällt, welche Übungen ich gut finde, welche nicht. Welche Art Fußball ich bevorzuge. Das könnte mal interessant werden."

Bei der Rückkehr in den Kreis der Mannschaft hat Herdling gleich auch das aktuelle Problem der TSG bemerkt. "Fußball ist ein Kopfspiel. Ohne Selbstvertrauen gehst du in mancher Situation eher auf Nummer sicher als ins Risiko. Das summiert sich", weiß Herdling, "das Befreite fehlt im Moment. Bei jeder Mannschaft, die unten steht. Sogar bei Dortmund vergangenes Jahr, und da kann keiner sagen, die können nicht kicken." Herdling hofft, dass 1899 ähnlich wie der BVB auch noch die Kurve kriegt in dieser kritischen Spielzeit. Denn eines hat er längst entschieden: "Mit einem Abstieg will ich ganz sicher nicht aufhören."

Michael Pfeifer