Bundesliga

"Kein Mitleid" mit Modeste

Kölns "Co" Schmid über Psyche des Stürmers und seine Hilfe

"Kein Mitleid" mit Modeste

Bei ihm läuft es in letzter Zeit nicht mehr rund: Kölns Stürmer Anthony Modeste.

Bei ihm läuft es in letzter Zeit nicht mehr rund: Kölns Stürmer Anthony Modeste. Getty Images

Es waren ganz einfache Torabschlüsse. Aus guter Position, ohne Gegenspieler. Immer und immer wieder. Gemeinsam mit Sturmkollegen Bard Finne übte Anthony Modeste in einer Extraschicht reine Torschüsse. "Das ist wie bei einem Tennisspieler, der immer wieder den gleichen Schlag probiert, um sich Sicherheit zu holen", erklärte Manfred Schmid, der dem 27-Jährigen die Bitte nach einem Sondertraining erfüllt hatte.

Sicherheit und Vertrauen sind die Schlagwörter, die in diesen Tagen der Torflaute immer wieder fallen. In einer Krise, die es im Kopf des Angreifers zu bearbeiten gilt. Denn das Können ist bei Modeste, der nach acht Spieltagen schon sechsmal getroffen hatte, zweifelsohne vorhanden, wie Schmid betont: "Was er in der Vorbereitung und in den ersten Spielen gezeigt hat, das kommt ja nicht aus Glück. Man hat gesehen, was in ihm steckt. Aber wenn man gewisse Dinge sieht, merkt man, dass er viel darüber nachdenkt, dass die Körperspannung nicht die ist, die sie vor ein paar Wochen war. Aber das ist klar: Wenn man als Stürmer die Tore nicht macht, beginnt man nachzudenken."

Spielersteckbrief Modeste
Modeste

Modeste Anthony

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Stöger Peter

1. FC Köln - Vereinsdaten
1. FC Köln

Gründungsdatum

13.02.1948

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Ich würde mir wünschen, dass er wieder mehr lacht, dass er wieder mehr Spaß hat.

Kölns Co-Trainer Manfred Schmid

Dass Modestes Gedanken nicht die Positivsten sind, liegt in der Natur der Sache. Und gerade an diesen Punkt setzte Schmid am Dienstag an. "Ich habe ihm mitgegeben, dass ich kein Mitleid mit ihm habe, weil er kein armer, trauriger Mensch ist, sondern eine tolle Familie hat, ein toller Mensch ist. Jeder im Verein hat ihn gern. Ich habe ihm einfach vermittelt, dass es für uns nicht wichtig ist, ob er den Elfmeter trifft oder nicht. Er muss nur alles dafür tun, dass er Tore macht. Das ist für uns wichtig."

Entscheidender Schritt muss von Modeste kommen

Positives Denken ist angesagt. Schmid ("Es liegt mitunter auch an seiner Körpersprache") versucht dem Mittelstürmer Leichtigkeit zu vermitteln: "90 Prozent der Leute in Köln haben keinen so tollen Beruf wie wir. Denen geht's schlechter. Ich würde mir wünschen, dass er wieder mehr lacht, dass er wieder mehr Spaß hat. So wie er es am Beginn getan hat und alles dafür tut. Dann wird er auch seine Tore wieder machen."

Das Schwierige daran ist die Umsetzung. Der entscheidende Schritt muss von Modeste kommen: "Es ist wichtig, dass er sein Denken ein bisschen ändert und dann wird es auch wieder funktionieren, weil er ganz einfach die Qualität hat", so Schmid.

Pause für den Angreifer?

Dass Modeste dazu in Bremen auch von Beginn an die Möglichkeit erhält, ist gut möglich. Sein Trainer würde diese Variante offensichtlich bevorzugen. Schließlich sagt Peter Stöger: "Es ist relativ einfach, alles auf einen abzuladen - und das lassen wir nicht zu. Deswegen werden wir eine Entscheidung treffen, die natürlich schon eine sportliche Entscheidung ist, aber auch eine, die in die Richtung Sportpsychologie geht, bei der man rein hören muss." Klingt danach, dass Modeste - bewusst oder unterbewusst – dem Trainerteam schon ganz klar signalisieren müsste, dass er eine Pause möchte.

Stephan von Nocks