Bundesliga

Buchmann: "Darmstadt wird nicht nervös"

Frankfurts und Darmstadts Ex-Trainer spricht über das Derby

Buchmann: "Darmstadt wird nicht nervös"

"Am Bölle fühle ich mich zu Hause": Lothar Buchmann, Ex-Trainer des SV Darmstadt 98 und von Eintracht Frankfurt.

"Am Bölle fühle ich mich zu Hause": Lothar Buchmann, Ex-Trainer des SV Darmstadt 98 und von Eintracht Frankfurt. imago

Die jahrzehntelange Trainerkarriere des Lothar Buchmann, die streng genommen erst im April 2015 endete, nahm nach seiner ersten Station beim VfR Bürstadt ab 1977 bei den Lilien ihren Lauf. Buchmann führte den südhessischen Traditionsklub 1978 erstmals in die Bundesliga, coachte 1979/80 den VfB Stuttgart, bevor er zu Eintracht Frankfurt wechselte und 1981 den DFB-Pokal gewann. 1982 ging Buchmann schließlich zum großen Erzrivalen Kickers Offenbach, den er prompt in die 1. Liga führte.

Mehr als drei Jahrzehnte später liegen Buchmanns Sympathien eher beim Underdog aus Darmstadt. Lilien-Co-Trainer Sascha Franz, dessen Vater und Ex-Profi Horst er von früher gut kennt, besorgt ihm regelmäßig Karten fürs "Bölle". "Da fühle ich mich zu Hause", verrät er im kicker-Interview (Donnerstag-Ausgabe). Im letzten Heimspiel vor der Winterpause gegen Hertha BSC wird er wieder live dabei sein.

Eintracht Frankfurt - Die letzten Spiele
RB Leipzig Leipzig (H)
2
:
2
Bor. Mönchengladbach M'gladbach (A)
1
:
1
SV Darmstadt 98 - Die letzten Spiele
Borussia Dortmund Dortmund (A)
4
:
0
TSG Hoffenheim Hoffenheim (H)
0
:
6
Bundesliga - 15. Spieltag
mehr Infos
Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
40
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
35
3
Bor. Mönchengladbach Bor. Mönchengladbach
26
Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Eintracht Frankfurt

Gründungsdatum

08.03.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz-Weiß

mehr Infos
SV Darmstadt 98 - Vereinsdaten
SV Darmstadt 98

Gründungsdatum

22.05.1898

Vereinsfarben

Blau-Weiß

mehr Infos

Buchmann zieht vor den Lilien seinen Hut

Überhaupt ist Buchmann regelmäßig in Darmstadt, die 35 Kilometer von seinem Wohnort in Reichelsheim (Odenwald) nimmt er auf sich, um einkaufen zu gehen. Und nicht nur das: "Manchmal schaue ich beim Training vorbei und beobachte, ob sie etwas besser machen als ich früher" (lacht). Vor der Leistung des SVD zieht er den Hut. "Wenn sie unter diesen Bedingungen die Relegation oder mehr schaffen, dann haben sie eine Riesenrunde gespielt. Im Augenblick sieht es ja gut aus", sagt Buchmann.

". . . das ist sehr unangenehm für die anderen Mannschaften"

Fragt man ihn nach dem Schlüssel zum Erfolg, holt er länger aus. "Dirk Schuster verpflichtet Spieler, die woanders keine Chance mehr bekommen haben und sich in Darmstadt beweisen wollen. Er macht das seit Jahren zielstrebig, und er kann die Mannschaft richtig einschätzen. Wenn ich in der Deckung keine schnellen Leute habe - so wie Stuttgart - und trotzdem hoch stehen und pressen will, werden die Spieler überlaufen, da sie keine Eins-gegen-eins-Situationen bestehen können", erklärt der Ex-Trainer und ergänzt: "Also macht Darmstadt das einzig Richtige, sie stehen tiefer als andere, haben ein sehr gutes Zweikampf-Verhalten und sind sehr eng am Mann. Das ist die Grundlage. Nach vorne gibt es dann mehr Platz, und wenn die Konter sitzen, kann man auch punkten. Man kann in der Offensive Spiele gewinnen, daran hat sich nicht allzu viel geändert. Aber in der Defensive holt man Titel. Sie können sich gut einschätzen, spielen das, was sie können, und das ist sehr unangenehm für die anderen Mannschaften. Außerdem haben sie die nötige Geduld, werden nicht nervös, weil sie nichts zu verlieren haben."

Die Situation bei der Eintracht schätzt er wiederum durchaus als brenzlig ein. "Gefährlich wird es dann, wenn es keine Dreier in den Heimspielen gegen die Lilien und Werder gibt. Denn es ist schwer zu glauben, dass sie etwas in Dortmund holen. Da muss man nüchtern betrachtet mit einer Niederlage rechnen, auch wenn im Fußball vieles möglich ist", meint Buchmann.

Schuster muss vor dem Spiel gegen die Eintracht so wenig erzählen, wie ich früher vor einer Partie gegen die Bayern.

Lothar Buchmann

Allerdings zeige auch der Trend bei Darmstadt nach unten: "Sie nutzen zurzeit nicht ihre Möglichkeiten und erzielen deshalb nicht die Resultate, die möglich wären. Vorher hatten sie weniger Chancen, diese aber verwertet. Auch in Frankfurt werden sie ihre Möglichkeiten bekommen, ob sie die dann nutzen, das ist eine andere Geschichte." An der nötigen Motivation dürfte es jedenfalls nicht mangeln: "Schuster muss vor dem Spiel gegen die Eintracht so wenig erzählen, wie ich früher vor einer Partie gegen die Bayern."

"Ich mache jetzt mal ein Jahr Pause, so wie Thomas Tuchel"

Buchmann selbst hielt noch bis April 2015 Mannschaftsansprachen. Zuletzt trainierte er eine E-Jugend aus Bensheim, "weil es mir Spaß gemacht hat und ich die Jungs gut kannte", erzählt er, der mit 79 Jahren noch erstaunlich vital wirkt. "Ich mache jetzt mal ein Jahr Pause, so wie Thomas Tuchel, und dann bin ich wieder da. So könnte man es doch machen, oder? Aber Spaß beiseite, normalerweise ist Feierabend, irgendwann muss mal Schluss sein. Auch wenn es kein Problem wäre, Jugendlichen noch etwas beizubringen. Wenn die kleinen Scheißer sagen, Lothar binde nochmal die Schuhe, dann muss ich mich bücken und es machen." Die Verbindung zum Fußball habe ihn jung gehalten, sagt er.

Warum das letzte Derby zwischen Frankfurt und Darmstadt 1982 nur 10.000 Fans anlockte, wieso er den Eintracht-Stars früher oft mit "Engelszungen" etwas erzählen musste, um sie zu motivieren, was die besondere Nähe zwischen Spielern und Fans in Darmstadt ausmacht und warum er das Derby daheim im Wohnzimmer schaut, verrät Buchmann im Interview in der aktuellen kicker-Ausgabe .

Julian Franzke