Bundesliga

Krauss: "Rüssmann hatte Schweißperlen auf der Stirn"

Erster Gladbacher Bundesliga-Erfolg in München

Krauss: "Rüssmann hatte Schweißperlen auf der Stirn"

Erinnert sich gerne an den ersten Gladbacher Sieg in München: Bernd Krauss.

Erinnert sich gerne an den ersten Gladbacher Sieg in München: Bernd Krauss. imago

kicker: Warum klappte am 14. Oktober 1995 das, was vorher 30 Jahre lang nicht geglückt war, Herr Krauss?

Bernd Krauss: Weil es ein Tag war, an dem alles passte, wie man so schön sagt. Dabei hätte das Ganze auch gewaltig in die Hose gehen können.

kicker: Warum das?

Krauss: Im Jahr zuvor hatten wir wieder einmal in München verloren. Mittlerweile hatten wir alle Hotels durch, waren mal mit dem Flieger, mal mit dem Bus angereist, immer gab es was auf die Hörner. Da habe ich zu Rolf Rüssmann gesagt: Im nächsten Jahr machen wir mal ganz was anderes, wir fliegen erst am Spieltag.

kicker: Und die Reaktion des Managers? Krauss: Erst einmal hat er diese Ankündigung gar nicht ernst genommen. Aber als es so weit war, habe ich ihn daran erinnert. Erst hatte er Schweißperlen auf der Stirn, dann sagte er: Okay, versuchen wir es halt.

kicker: Und dann? Krauss: Wir waren im Mannschaftshotel in Nettetal, am Samstagmorgen zog ich die Gardinen auf und dachte: Oh, ist da noch eine Gardine? Es war neblig, und da kamen mir plötzlich auch ein wenig Bedenken. Wir sind dann zum Flughafen, und erst sah es gar nicht gut aus.

kicker: Eine verspätete Anreise? Krauss: Das wäre ja klasse gewesen, 60.000 Leute im Stadion in München, und der Gegner ist nicht da. Na ja, wir haben es zwar mit einiger Verspätung, aber doch rechtzeitig geschafft, waren kurz im Hotel, knappe Besprechung, ab ins Stadion, dann habe ich die Truppe rausgeschickt mit einer ungewöhnlichen Aufstellung.

kicker: Wegen Verletzungsproblemen? Krauss: Wir hatten plötzlich keinen Mittelstürmer mehr. Heiko Herrlich war weg, Martin Dahlin verletzt. Ich habe dann Stefan Effenberg nach vorne geschickt, zusammen mit Michael Sternkopf.

kicker: Hat bestens funktioniert. Krauss: Stimmt, Effe macht auf Zuspiel von Sternkopf das 1:0, und die Führung haben wir behauptet. Acht Minuten vor Schluss gab es noch ein Eigentor durch Andi Herzog, am Ende wurde es nochmal kritisch. Jean-Pierre Papin verkürzte zwei Minuten vor dem Abpfiff auf 1:2, aber wir haben das Ding ins Ziel gebracht.

kicker: Diesmal geht es nicht nach München, Borussia genießt den Heimvorteil. Hat die aktuelle Mannschaft denn eine Chance, den Bayern ein Bein zu stellen? Krauss: Klar, die haben einen Lauf und jede Menge Selbstvertrauen. Natürlich kommt es darauf an, wie sie ins Spiel kommen. Aber die Mannschaft wird sich nicht verstecken, und auf Seiten der Bayern stehen ja auch noch viele, die sich ungern an die letzten Spiele gegen Gladbach erinnern. In der vorigen Saison hat Borussia schließlich vier Punkte gegen die Bayern geholt. Chancenlos ist die Truppe auch diesmal nicht.

Interview: Oliver Bitter

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