Bundesliga

Die Punkte heiligen die Mittel

Kommentar zum Spieltag

Die Punkte heiligen die Mittel

Mit harten Bandagen: Bayerns Thomas Müller wird von Sascha Riether (re.) angegangen.

Mit harten Bandagen: Bayerns Thomas Müller wird von Sascha Riether (re.) angegangen. Getty Images

Aber sollen die derart unterlegenen Gegner dieser außergewöhnlichen Bayern in den direkten Vergleichen naiv mitzuspielen versuchen? Die Strafe fiele deftig aus. Also ist erlaubt, was das Regelwerk nicht verbietet.

Die Punkte heiligen die Mittel.

Selbst für die Münchner gilt diese im Ergebnissport Fußball selbstverständliche Weisheit. Auf Schalke mussten sie für die verdienten drei Zähler schwer schuften, mit ihrem Ballgeschiebe schufen sie sich wenige Chancen. Erst Arjen Robbens hoher Flugball von der Seite ermöglichte den 2:1-Kopfballtreffer durch Javi Martinez und leitete den Sieg ein.

Den gleichfalls auf Pass- und Positionsspiel bedachten Dortmundern reichte ihre sonst oft spektakuläre Spielkunst nicht, um beim HSV eine 1:3-Niederlage zu verhindern. Die Hamburger kämpften, rannten, grätschten und unterbrachen immer wieder den ohnehin zähen Rhythmus der lange behäbigen Borussia: Zu Recht erzwangen sie mit dieser legitimen zerstörerischen Strategie und ihrer entschlossenen Körpersprache drei Punkte. Genauso laufen jüngste Beschwerden über das extrem zweckdienliche Vorgehen der Aufsteiger aus Ingolstadt und Darmstadt genauso ins Leere.

Stuttgarter brauchen praktische Anleitungen

In Stuttgart wären sie sicher froh, wenn sie schon so viel Guthaben auf ihrem Konto hätten wie die beiden wackeren und forschen Neulinge. Doch beim VfB huldigten sie lange einer durchaus idealistischen und deshalb respektablen Spielidee, allerdings fehlen dem taktischen Vordenker Alexander Zorniger die dazu nötigen Könner auf dem Spielfeld, schreiend krass in der Defensive. Selbst beim 2:0-Sieg gegen Darmstadt zu Monatsbeginn gestattete das Kollektiv um Kapitän Christian Gentner nach der 1:0-Führung Heller und Kollegen alle Räume des Platzes, um über Konter auszugleichen. Es ging noch einmal gut für den VfB.

Seither kassierten die Stuttgarter in zwei Spielen acht Treffer, vier in München beim Ersten, jetzt vier zu Hause gegen den bisherigen Letzten aus Augsburg, 31 insgesamt, elf nach Standards.

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Die Stuttgarter brauchen nicht mehr Philosophie-Seminare über alternativlose Konzepte abzuhalten, sie brauchen Strategiegespräche und praktische Anleitungen für ein vereintes, kompaktes Abwehrverhalten, für das nicht allein die desolate Viererkette verantwortlich gemacht werden darf. Das Vorgehen gegen in Unterzahl angreifende Augsburger war wie in einigen Begegnungen zuvor im Mittelfeld und hinten dilettantisch, die Reaktion der nach den Gegentreffern verständlicherweise völlig verunsicherten, nach vorne in Ansätzen sehr wohl begabten Elf hilflos.

Der Zweck heiligt gerade beim VfB in dieser brenzligen Lage die Mittel. Der Zweck des Spiels sind Punkte. Auch wenn Ideen und Idealismus noch so ehrenwert sein mögen.

Karlheinz Wild

Spieltagsbilder 13. Spieltag 2015/16