Bundesliga

Eggestein und Co: Der "Werder-Weg" als Irrgarten

Bremens Umgang mit den Talenten wirft Fragen auf

Eggestein und Co: Der "Werder-Weg" als Irrgarten

Tribünenplatz am Wochenende: Maximilian Eggestein stand weder bei Werder noch bei Werder II im Kader.

Tribünenplatz am Wochenende: Maximilian Eggestein stand weder bei Werder noch bei Werder II im Kader. picture alliance

Die Förderung von Talenten aus dem eigenen Nachwuchs wird in Bremen gerne als stilprägend dargestellt. Nicht ohne Stolz sprechen die Verantwortlichen deshalb immer wieder vom "Werder-Weg". Der Aufstieg der U 23 in die 3. Liga schuf vergangenen Sommer zudem eine ideale Basis: Die hoffnungsvollen Youngster, so der Plan, würden entweder zum Bundesligakader zählen oder eben auf Profi-Niveau wertvolle Spielpraxis sammeln.

Die Realität sah am vergangenen Wochenende freilich ganz anders aus: In Maximilian Eggestein, Luca Zander, Florian Grillitsch, Lukas Fröde und Levent Aycicek standen gleich fünf Top-Talente des Klubs weder im Bundesliga-Aufgebot gegen den FC Bayern noch im Kader der U 23, die in Halle prompt mit 2:6 unterging und nun das Tabellenende ziert. Eine überaus kuriose Planung.

Spielersteckbrief M. Eggestein
M. Eggestein

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Bundesliga - 9. Spieltag
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Werder Bremen - Vereinsdaten
Werder Bremen

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04.02.1899

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Skripnik will sich Kader möglichst lange offenhalten

Dabei sind weder Verletzungen noch etwaige Disziplinarmaßnahmen der Grund, wie von Vereinsseite versichert wird. Vielmehr habe sich Cheftrainer Viktor Skripnik die genaue Besetzung gegen Bayern möglichst lange offenhalten wollen, erklärt Geschäftsführer Thomas Eichin, und deshalb Eggestein und Co. in der Hinterhand behalten. Gleichzeitig betont Sportdirektor Rouven Schröder, dass im Rahmen der Förderung eben auch jene Talente Spielpraxis bekommen müssten, die dann stattdessen im Drittliga-Team aufliefen.

Ein für sich gesehen logisches Anliegen, doch in der Gesamtbetrachtung bleibt das Resultat schlichtweg nicht nachvollziehbar: Ausgerechnet die größten Hoffnungsträger aus dem eigenen Nachwuchs verbringen ein Wochenende ohne jede Not nur in der Zuschauerrolle, weil für sie weder "oben" noch "unten" ein geeigneter Platz gefunden wird. Der "Werder-Weg" als Irrgarten!

Die Glaubwürdigkeit des eigenen Projekts steht auf dem Spiel

Einen "permanenten Austausch zwischen unseren beiden Profimannschaften" hatte Eichin von Beginn an angekündigt. Ein Konzept, das bei allen Vor- und Nachteilen absolut schlüssig war. Doch dass jene Jungprofis, die eigentlich optimal "gefördert und gefordert" (Eichin) werden sollten, plötzlich zwischen den Stühlen sitzen, kann nicht im Sinne des Erfinders sein. Ein deutlicher Beleg dafür, dass die interne Kommunikation an der Weser schleunigst verbessert werden muss.

Andernfalls steht die Glaubwürdigkeit des eigenen Projekts auf dem Spiel. Gerade Eggestein war einen Spieltag zuvor für seinen starken Kurzeinsatz beim 0:1 in Hannover von seinen Chefs noch zu Recht hervorgehoben worden. "Der Junge ist wieder im Kommen", sagte Skripnik. Um am vergangenen Wochenende selbst mit dafür verantwortlich zu zeichnen, dass seine Ankündigung prompt ad absurdum geführt wurde.

Thiemo Müller