Bundesliga

Bayern: Langeweile und ein Denkanstoß für Guardiola

Spieltagskommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Bayern: Langeweile und ein Denkanstoß für Guardiola

Muss sich derzeit weder national noch in Europa verstecken: Bayern-Trainer Pep Guardiola.

Muss sich derzeit weder national noch in Europa verstecken: Bayern-Trainer Pep Guardiola. imago

Einen solchen Vorsprung gab es nach acht Spieltagen noch nie in der Bundesliga: Mit einem Mehr an sieben Punkten führt der FC Bayern nach dem 5:1-Sieg gegen Borussia Dortmund das 18er-Feld an. Die Konkurrenz, die es für die Münchner in dieser Liga nicht gibt, ist schon jetzt aussichtslos distanziert. Da hört es sich putzig an, wenn die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer bemüht betonen, dass die Meisterschaft noch kein Thema sei und es für ihre Starvereinigung keinen Anlass gebe, nachzulassen oder arrogant zu werden, so der Vorstandsvorsitzende.

Der Sportvorstand kündigte die beharrliche Fortsetzung der zielgerichteten Arbeit an, damit die Gegner weiterhin wüssten: Gegen diese Bayern ist nichts zu holen.

Bundesliga - 8. Spieltag
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Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
24
2
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
17
3
FC Schalke 04 FC Schalke 04
16
Trainersteckbrief Guardiola
Guardiola

Guardiola Josep

Sie wissen es längst. 8 Siege in 8 Spielen, 28:4 Tore, im Schnitt also ein 3,5:0,5-Sieg sagen alles. Wolfsburg, in der vergangenen Saison der Abschlusszweite, wurde mit 5:1 aus der Allianz Arena geschossen; Bayer Leverkusen, Champions-League-Teilnehmer, mit 3:0; nun Borussia Dortmund, der aktuelle Zweite, der jedoch kein Verfolger mehr ist.

Dieses Projekt, zurück ins Duell mit dem FCB, ist kein kurzfristiges Projekt. Es braucht Zeit und viel Detailarbeit, wie die Gegentreffer enthüllten.

Selbst wenn die Dortmunder eingangs der bald ungleichen Auseinandersetzung noch Widerstand leisteten, gönnten sie sich zu viele dilettantische Patzer, die dann dieses Ergebnis bewirkten. Zweimal wurde ihre Abwehr von langen Pässen des großartigen Innenverteidigers Jerome Boateng übertölpelt, zum 3:1 Sekunden nach der Pause, also zu einem äußerst fatalen Zeitpunkt. Robert Lewandowski erzielte seinen elften, bald darauf seinen zwölften Saisontreffer.

Der neue BVB-Trainer Thomas Tuchel forderte mit allem Recht als ersten Ansatz zur Besserung eine diszipliniertere Abwehrarbeit ein, zudem mehr Bissigkeit im Zweikampf - eine für seine Spieler peinliche Wertung: Wer in München nicht die letzte Aggressivität in die direkten Duellen investiert - wie Piszczek gegen Thiago vor dem 5:1 -, darf auf keine Gnade hoffen. Was für eine Entschlossenheit strahlt ein Thomas Müller aus! Wie verzagt erscheint dagegen - der ebenfalls großartige Fußballspieler - Henrikh Mkhitaryan!

Müller: "So unspannend wie möglich"

Entscheidend aber ist, dass der FC Bayern einfach die kollektiv bessere und reifere Mannschaft losschickt, natürlich auch die in der Mehrzahl individuell stärkeren Einzelkönner. Dieser Befund gilt im Vergleich mit den gleichwohl befähigten Dortmundern, noch mehr mit dem großen Rest der Liga, siehe die gegen Köln patzenden Schalker auf Platz 3 oder die schlingernden Wolfsburger oder die Leverkusener. Wo ist da ein Gegenkandidat für diese unwiderstehlichen und famosen Bayern? Nirgends. Die Bundesliga könne für den normalen Fan spannender sein, räumt Müller nachsichtig ein, aber mit künftiger Milde sei nicht zu rechnen, stellt er klar: Der FC Bayern werde versuchen, die Liga "weiter so unspannend wie möglich" zu machen. So ist es jetzt schon.

Rummenigge, der gerne sagt, er wünsche sich einen Herausforderer, sprach nach der 5:1-Demonstration vom Spagat, den sein Klub zwischen der nationalen Liga und dem Großauftrag - dem möglichen Titelgewinn in der Champions League - zu schultern habe. Dazu habe der deutsche Rekordmeister diese Ansammlung an Topleuten angestellt.

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Es ist die zurzeit beste Mannschaft Europas. Allerdings werden die internationalen Ehren in der Champions League nicht im Herbst, sondern im kommenden Frühjahr vergeben. Sie bestimmen den Wert der Jahresabrechnung beim FC Bayern.

Gutes Paket für Guardiola

Dennoch hat Rummenigge Recht, wenn er auf die Frage, wie es um die Vertragsverlängerung des Trainers stehe, antwortet, dass der FC Bayern dem spanischen Coach ein gutes Paket anbieten könne: Derzeit findet Pep Guardiola keinen besseren Arbeitgeber in Europa. Und am Geld wird es sowieso nicht scheitern. Noch in diesem Jahr soll die Entscheidung fallen. Guardiola sollte genau nachdenken!

Karlheinz Wild

Spieltagsbilder 8. Spieltag 2015/16