Bundesliga

Personalnot verhilft Hilßner und Zander zum Debüt

Bremen: Skripnik muss wegen langer Ausfallliste improvisieren

Personalnot verhilft Hilßner und Zander zum Debüt

Bundesligadebüt: Bremens Youngster Marcel Hilßner, hier rechts gegen Leverkusens Julian Brandt.

Bundesligadebüt: Bremens Youngster Marcel Hilßner, hier rechts gegen Leverkusens Julian Brandt. imago

Es war nur ein Randthema beim enttäuschenden Abschluss der englischen Woche, dem deprimierenden 0:3 gegen Leverkusen, wodurch Werder Bremen in eine gefährliche Situation in der Liga gerutscht ist. Und dennoch war dieser Doppelwechsel, den Trainer Viktor Skripnik in der 55. Spielminute vornahm, um nach dem katastrophalen Start in die zweite Hälfte ein Zeichen zu setzen und womöglich einen Umschwung zu erzwingen, bezeichnend für die Möglichkeiten und Perspektiven, wie sie sich dem Nord-Klub bieten. Der Ukrainer brachte zwei aus dem Talentschuppen: Marcel Hilßner und Luca-Milan Zander, beide 20 Jahre jung, kamen so zu ihrem Erstliga-Debüt. Die Frage, die sich stellt: Ist Werders Aufgebot breit genug aufgestellt?

Hilßner und Zander zahlen Lehrgeld

Der Einsatz der Jung-Profis zahlte sich nicht aus, brachte nicht die Wende. Genießen konnte das Duo das Erlebnis Bundesliga wohl kaum. Soeben auf dem Feld, gelang Julian Brandt, dem gebürtigen Bremer auf der Gegenseite, der zweite Treffer für die Gäste, der die Partie entschied. Die eingewechselten Skripnik-Eleven mühten sich, doch dabei blieb es. Beide mussten während ihres gut halbstündigen Schnupperkurses in der höchsten deutschen Spielklasse viel Lehrgeld zahlen, wie die gesamte Werder-Elf im zweiten Abschnitt. Vor allem Hilßner, der mit seiner Rolle im linken Halbfeld enorme Probleme hatte und sich vor dem dritten Gegentreffer von Kevin Kampl düpieren ließ.

Spielersteckbrief Hilßner
Hilßner

Hilßner Marcel

Spielersteckbrief Zander
Zander

Zander Luca-Milan

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Trainersteckbrief Skripnik
Skripnik

Skripnik Viktor

Skripnik: "Unser Weg geht nur über die jungen Leute"

"Ich bin froh, dass ich die Spieler gebracht habe", meinte hinterher Skripnik dennoch. Irgendwann müssten sie Bundesliga-Luft schnuppern, ergänzte der Coach, dem gewiss nicht verborgen geblieben ist, dass die erste Liga für seine blutjungen Schützlinge mitunter doch noch eine Nummer zu groß ist. Skripnik noch einmal zu der gerade in letzter Zeit viel diskutierten Thematik um die zwischenzeitlich zur Ausbildungsmannschaft U 23 zurückgestufte Gilde der Nachwuchskicker: "Unser Weg geht nur über die jungen Leute."

Gerade am Samstag, wo teils selbst verschuldete Personalnot herrschte: Philipp Bargfrede und Fin Bartels gesperrt, Ulisses Garcia (Zehbruch) auf der Ausfallliste, Aron Johannsson wegen Beschwerden an den Adduktoren kurzfristig ausgefallen. Vier Stammspieler fehlten, so dass die personellen Alternativen für den Werder-Cheftrainer dünn waren. Also saß neben Alejandro Galvez, dem einzigen gestandenen Profi, die junge Garde auf der Ersatzbank: neben Hilßner und Zander noch Florian Grillitsch (1 Bundesliga-Einsatz), Janek Sternberg (16) und Lukas Fröde (2).

Somit blieb Skripnik keine andere Wahl. Er musste auf die Notlösungen Hilßner und Zander zurückgreifen und verwies auf die lange Liste der Ausfälle: "Ich habe immer betont, dass bei uns nicht so viele Stammspieler ausfallen dürfen."

Bilder zur Partie Werder Bremen - Bayer 04 Leverkusen

Aus der Personalnot wurde diesmal indes keine Tugend. Der einfache Grund: Die Bremer Youngster brauchen noch Zeit, wie auch ähnliche Personalexperimente in der Vergangenheit gezeigt haben. Ob Levent Aycicek oder Marnon Busch, ob Melvyn Lorenzen oder Maximilian Eggestein, allesamt schon mal in der "Ersten" erprobt - diese Zukunftshoffnungen besitzen noch nicht das Format, das beispielsweise ein Julian Brandt schon jetzt auszeichnet.

Erwächst bei Werder ein neuer Brandt?

Der waschechte Bremer Junge, der früher in der Kurve des Weserstadions für die Grün-Weißen gejubelt, aber nie für Werder gespielt hat, hat sich über den Umweg Wolfsburg bei Leverkusen zu einem der Hoffnungsträger im deutschen Fußball gemausert. Ein Klassenunterscheid besteht zwischen dem Junioren-Nationalspieler und den Talenten, auf die die Bremer bauen. Es bleibt die Hoffnung, dass sich in der Zukunft einer aus dem Werder-Talentschuppen zu einem solchen Überflieger entwickelt, wie es Leverkusens Brandt schon ist.

Hans-Günter Klemm