Immer anspielbar sein. Dreiecke bilden. Das lernen die Kids in der F-Jugend. Es gehört zum kleinen Einmaleins. Was Bobic, Balakov und Elber aber am siebten Spieltag der Saison 1995/96 beim Duell mit der Borussia aus Mönchengladbach darbieten, grenzt an Perfektion. Nach zwei Pleiten (1:4 gegen Bayer Leverkusen und 3:6 bei Borussia Dortmund) spielt sich das Trio in einen Rausch und fertigt die Fohlen-Elf mit 5:0 ab. Angetrieben von einem bulgarischen Motor und mit deutsch-brasilianischer Effizienz vollendet. Alle fünf Tore gehen auf das Konto der neu gefundenen Power-Offensive. Zuerst bedient Balakov Bobic, der zum 1:0 trifft. Elber legt nach. Der Brasilianer bereitet in der zweiten Hälfte prompt das 3:0 durch Balakov vor, der sich dann mit zwei hübschen Assists revanchiert.Für wen? Klar. Einmal für Bobic und einmal für Elber.
Torschützenkönig, Topscorer und Top-Vorbereiter
Es soll der Startschuss für eine besondere, eine von Harmonie geprägte Ära sein. Nach diesem Spiel verliert der VfB in der Hinrunde lediglich eine Partie – bei den Bayern in München (3:5). Am Ende der Saison resultiert daraus eine bemerkenswerte Statistik: Bobic holt sich die kicker-Torjägerkanone (17 Tore in 26 Spielen), Elber wird Topscorer (16 Tore, 10 Vorlagen) und Balakov ist der Top-Vorbereiter der Liga (13 Assists, gemeinsam mit Dortmunds Andreas Möller).
Das Magische Dreieck: Mit dem Spiel gegen Gladbach fing alles an, mit dem Pokal-Triumph endete die zweijährige Liaison. imago
Was an diesem 23. September 1995 gegen Gladbach wie von einem anderen Stern wirkt, soll sich nur ein Jahr später wiederholen. In nahezu identischer Manier. Stuttgart empfängt am 26. Oktober erneut die Borussia aus Gladbach, gewinnt 5:0 und die Tore – genau: Wieder schmückt das Super-Trio die Anzeigetafel. Dreimal Bobic, einmal Elber, einmal Balakov. Die Zahlen nach dem 34. Spieltag: Bobic wird Topscorer (19 Tore, 11 Assists), gefolgt von Elber auf Platz zwei (17, 11) und Balakov auf Rang vier (13, 12). Zusammengefasst: 1995/96 ist das Magische Dreieck an 50 von 59 Saisontoren direkt beteiligt; 1996/97 hatte das Trio bei 59 von 76 Stuttgarter Ligatoren seine Füße im Spiel. Wahnsinns-Werte, die 1997 mit dem Gewinn des DFB-Pokals belohnt werden (2:0 gegen Cottbus im Finale) – Elber trifft im Übrigen doppelt.
Die Spieler hinten machten die Drecksarbeit - und wir drei versuchten, die Tore zu schießen.
Giovane Elber
"Es war eine wunderbare Zeit", erinnerte sich Elber 2012 im Sportstudio, "und ganz wichtig, niemand war auf den anderen neidisch." Der damalige Coach - kein Geringerer als Joachim Löw - gab dem Trio sämtliche Freiheiten, wie Elber erzählte. "Die Spieler hinten machten die Drecksarbeit sozusagen", sagte der Brasilianer, "und wir drei - Bobic, Balakov, Elber - versuchten die Tore zu schießen." Ein Plan, der häufig aufging und mit einer Demonstration durchgeführt wurde. Löw erklärte einst, dass diese Kombination wirklich etwas Magisches gehabt habe und er mit diesen Spielern zum ersten Mal seine Vorstellung von Fußball habe praktizieren können.
Wieder vereint: Zu Gast im Sportstudio trafen sich Fredi Bobic, Krassimir Balakov und Giovane Elber (v.l.n.r.) wieder. imago
20 Jahre nach der Geburt des Magischen Dreiecks kommt es nun wieder zum Duell zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach (Sa, 15.30 Uhr LIVE! bei kicker.de). Beide Teams starteten verkorkst in die Saison, fuhren am Mittwoch aber ihren ersten Dreier ein und wollen nun nachlegen. Stuttgart könnte diese damalige Effizienz, angesichts der zuletzt katastrophalen Chancenverwertung, gut gebrauchen. Schließlich war von dieser einstigen Magie in den vergangenen Heimspielen kaum etwas zu sehen – geradezu verhext wirkte das Spiel vor dem gegnerischen Tor. Und Gladbach? Der Champions-League-Teilnehmer wird froh sein, in der Mercedes-Benz-Arena keinem Magischen Dreieck gegenüberzustehen.