Bundesliga

Jara: "Natürlich war das ein Fehler"

Mainz: Chilene spricht über den "Finger Gottes"

Jara: "Natürlich war das ein Fehler"

Chiles Gonzalo Jara markiert den sterbenden Schwan, Uruguays Edinson Cavani das Unschuldslamm.

Chiles Gonzalo Jara markiert den sterbenden Schwan, Uruguays Edinson Cavani das Unschuldslamm. Getty Images

Die Sonne scheint am Bruchweg. Und Gonzalo Jara kommt in Begleitung des Übersetzers seines Vertrauens. Nachvollziehbar. Es kommt bei derlei schwierigen Themen auf Nuancen an. Da ist es das gute Recht des 29-Jährigen, sich in der Muttersprache mitteilen zu wollen.

Das ist der Vorfall im Viertelfinale der Copa America. Jara ging Edinson Cavani unter der Gürtellinie an. Der Uruguayer gab dem Kontrahenten einen sanften Wischer. Jara legte sich hin und provozierte so einen Platzverweis. "Natürlich war das ein Fehler", sagt der Defensivallrounder nun. Er ergänzt: "Ich kann gar nicht so genau beschreiben, was passiert ist. Was ich getan habe, hat man durch die Kameras gesehen. Was Cavani gesagt hat, nicht." Wiedergeben möchte er das nicht, weil er das nicht korrekt finde.

Spielersteckbrief Jara
Jara

Jara Gonzalo

Spielersteckbrief Cavani
Cavani

Cavani Edinson

1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
1. FSV Mainz 05

Gründungsdatum

16.03.1905

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos

Was auf dem Platz passiert, bleibt auf dem Platz. Selbiges sagte Luis Suarez nach einem vergleichbaren Vorfall im März 2013 zwischen ihm und Jara. Das ist eine Attitüde des Fußballs. Und in Ordnung. In der Kreisliga gibt es danach ein Bier. Im Profifußball bestenfalls ein Shakehands in der Mixed Zone. "Gerade in diesem Spiel ist viel geredet worden. Man beschimpft sich. Das ist normal", sagt Jara über das Copa-Viertelfinale. Für ihn gab es weder Bier noch Shakehands, sondern eine Sperre von drei Spielen. Copa zu Ende.

Hart, aber im Sinne des Fairplay absolut richtig. Realisiert hat er das Ausmaß seiner Aktion erst nach dem Verbands-Urteil. Jara verpasste Halbfinale, Finale und damit Chiles Triumph. Es wäre sein ganz persönlicher Karrierehöhepunkt gewesen. "Es tat weh, weil ich ein wichtiger Teil der Mannschaft war. Es ist nicht dasselbe, die Copa zu gewinnen, wenn man das Finale nicht gespielt hat." Man darf auf den November gespannt sein. Dann empfängt Uruguay Chile. Und Jara denkt, dass er und Cavani möglicherweise schon darüber sprechen werden.

Jara will sich im Training anbieten

Gesprächsstoff gab es auch in Mainz. Auch über den Vorfall aus dem Viertelfinale. Vielmehr aber noch über die sportliche Situation des Südamerikaners, der im Sommer 2014 von Nottingham Forest nach Rheinhessen gekommen war. 17 Einsätze hatte Jara in seiner Bundesliga-Premierensaison. Aber nur drei Einwechslungen nach dem Trainerwechsel von Kasper Hjulmand zu Martin Schmidt. Manager Christian Heidel hatte sinngemäß erklärt, dass man Jara, dessen Vertrag bis 2016 läuft, ziehen lassen würde, wenn ein Angebot vorläge. Das ist bislang offenbar nicht der Fall.

"Für mich hat sich nichts geändert", sagt Jara. Auch nach der Verpflichtung von Innenverteidiger Henrique Sereno nicht. "Man braucht zwei Spieler pro Position, ich habe entweder Innenverteidiger oder rechter Verteidiger gespielt." Dort ist die Konkurrenz bei den Nullfünfern groß: rechts mit Leon Balogun und Daniel Brosinski, im Zentrum mit Stefan Bell, Niko Bungert, Sereno und Balogun. Im finalen Test bei Rotherham United stand der Chilene nicht im Kader. Ein – nicht doppeldeutig zu verstehender – Fingerzeig. "In England habe ich zuerst auch wenig gespielt und mich dann durchgesetzt", sagt der Chilene. "Ich weiß aber auch, dass es vielleicht nicht so einfach ist, nach dem Liga-Auftakt in die Mannschaft zu kommen." Alles, was er tun kann, ist sich im Training anzubieten.

Jara legt Willen zur Integration an den Tag

Gonzalo Jara und Edinson Cavani

Der "Po-Grabscher" Jaras war der Auslöser der Situation mit Cavani. imago

Lehren hat er ohnehin aus seinem sportlich durchwachsenen ersten Jahr in Deutschland gezogen. Das zumindest erklärte Heidel im Trainingslager. Jara habe sich zunächst zu wenig integriert. Diesen Willen lege der Rechtsfuß nun an den Tag. "Ich muss Deutsch lernen", sagt Jara und lacht, angesprochen auf die vermeintlich schwierige Zeit während und nach der Copa. Dann wird er ernst und reflektiert: "Es war eigentlich keine richtig schwere Zeit für mich." Eine auf den ersten Blick seltsame, auf den zweiten Blick nachvollziehbare Haltung. Es handelt sich um Profifußball. Der am härtesten zu verdauende Teil der Sperre, der während des Turniers, ist abgesessen. Und im Klub-Spielbetrieb kann von einem auf den nächsten Tag viel passieren. Verletzungen, Formtiefs – oder ein interessantes Angebot.

Jara ist nicht der Typ, der sich um solcherlei Geschichten einen Kopf macht. Oder um das, was geschrieben und gesendet wird. Sollte er bleiben, hat er auch keine Angst vor Anfeindungen gegnerischer Fans in der Liga. "Der Druck in Südamerika ist viel größer." Dort taufte man den hierzulande als "Po-Grabscher" titulierten Jara nach dem Viertelfinale schnell als "El dedo de dios". Der "Finger Gottes".

Benni Hofmann