Bundesliga

Veh: "England ist uns 20 Jahre voraus"

Podiumsdiskussion "Fußballmacht Rhein Main"

Veh: "England ist uns 20 Jahre voraus"

Illustre Runde: Armin Veh, Christian Heidel, Rüdiger Fritsch und Clemens Krüger (v.li.).

Illustre Runde: Armin Veh, Christian Heidel, Rüdiger Fritsch und Clemens Krüger (v.li.). picture alliance

"England ist uns 20 Jahre voraus, was die Auslandsvermarktung betrifft", sagte Frankfurts Cheftrainer Veh. Wie innovativ man auch sei, den aktuellen Abstand gegenüber der Premier League in Bezug auf die finanziellen Möglichkeiten könne man nicht aufholen. Gleichwohl ist Veh davon überzeugt, dass die absoluten Topspieler der Bundesliga nicht zu englischen Mittelklassevereinen wechseln werden. Die ausländischen Topstars seien dafür laut Veh nach wie vor für Bundesligisten kaum zu bekommen: "Wenn ein Paul Pogba aus Turin weggeht, werden ihn sogar die Bayern normal nicht bekommen. Oder Angel di Maria, wenn Chelsea oder Paris St. Germain im Rennen wären."

Mainz-Manager Heidel sieht dennoch keinerlei Anlass zur Angstmacherei. "Wenn ein Engländer anruft, gibt's halt einen Zuschlag. Die haben ja das Geld", erklärte der Mainzer Macher, der schon seit fast 25 Jahren die Geschäfte bei den 05ern führt. Es müsse der allgemeine Plan sein, so viel Geld wie möglich aus England zu holen. Er untermauerte dies mit einem aktuellen Beispiel aus seinem Klub. Stürmer Sebastian Polter (zuletzt auf Leihbasis bei Union Berlin) wechselte für etwa 2,3 Millionen Euro zu den Queens Park Rangers in die zweite englische Liga. "Das sind 60, 70 Prozent mehr als ich auf dem deutschen Markt für Polter bekommen hätte", so Heidel. Ebenso hätte ein Bundesliga-Klub wohl auch keine rund 10 Millionen für Shinji Okazaki gezahlt. Diese Summe überwies Leicester City für den 29-Jährigen Angreifer, der in Mainz nur noch bis 2016 unter Vertrag gestanden hatte.

Trainersteckbrief Veh
Veh

Veh Armin

Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Eintracht Frankfurt

Gründungsdatum

08.03.1899

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Rot-Schwarz-Weiß

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1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
1. FSV Mainz 05

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FSV Frankfurt - Vereinsdaten
FSV Frankfurt

Gründungsdatum

20.08.1899

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SV Darmstadt 98 - Vereinsdaten
SV Darmstadt 98

Gründungsdatum

22.05.1898

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Wenn ein Engländer anruft, gibt's halt einen Zuschlag. Die haben ja das Geld.

Mainz-Manager Christian Heidel

Alles Kleinvieh gegenüber dem aktuellen Rekordtransfer auf der Insel. Der englische Jungnationalspieler Raheem Sterling (20) tauschte jüngst für umgerechnet etwa 68 Millionen Euro sein Liverpool-Trikot gegen das Jersey von Manchester City ein. "Bei 68 Millionen Euro Transfersumme hat der Darmstädter an sich nichts mit zu tun", warf Rüdiger Fritsch, Präsident des Sensationsaufsteigers Darmstadt 98, breit grinsend ein. "Bei uns dreht es sich dann eher um 680.000 Euro", meinte Fritsch und unterstrich, dass keine Summe der Welt garantiert, den passenden Spieler verpflichtet zu haben. Fußball sei bei allem wilden Transfergebaren immer noch eine Mannschaftssportart. Und solange weiterhin jeder Klub nur mit zehn Feldspielern antreten dürfe, habe Darmstadt immer die Chance die übrigen, eventuell unzufriedenen Kaderspieler mit weniger Einsatzzeiten zu verpflichten.

Aufstockung der Bundesliga? Heidel erläutert den Denkanstoß

Mehr Einsatzzeiten für alle – dafür würde ein Aufstockung der Bundesligen auf 20 Teams sorgen, die zuletzt unter anderem von Heidel ins Gespräch gebracht wurde. Clemens Krüger, langjähriger Geschäftsführer des FSV Frankfurt, steht einer solchen Überlegung positiv gegenüber. Darüberhinaus regt er an, dringend über Änderungen im Bereich der 3. Liga und der Regionalligen nachzudenken. "Es ist total falsch, wenn wir Meister in der Regionalliga haben, die nicht direkt aufsteigen."

Wenn der Vierte in Deutschland oder in England Champions-League-Sieger werden kann, ist das unbegreiflich. Das sind keine Champions.

Christian Heidel und Armin Veh

Während es Fritsch und Veh mit Verweis auf die erhöhte Belastung der Spieler weiterhin gerne bei 18 Vereinen belassen würden, erläuterte Heidel den Hintergrund seines Denkanstoßes. Durch Klubs "wie Hoffenheim oder RB Leipzig, die es vorher nicht gab", verringere sich die Anzahl der Plätze in der Liga für normale Vereine, die ihre Ausgaben mit den Einnahmen decken müssen. Bei einer Aufstockung auf 20 Mannschaften müssten weniger etablierte Vereine weichen. Das würde sich ebenfalls positiv auf das TV-Geld auswirken, auch wenn man es durch mehr Klubs teilen müsste. Die vier zusätzlichen Saisonspiele für jeden seien noch zu stemmen.

Heidel und Veh: "Das sind keine Champions"

Einigkeit herrschte zwischen den Rhein-Main Rivalen Frankfurt und Mainz in Bezug auf die zu große Diskrepanz zwischen Champions und Europa League. "Durch die exorbitanten Einnahmen in der Champions League" hätten sich die deutschen Teilnehmer der letzten Jahre kilometerweit abgesetzt, so Heidel. Man müsste oben was wegnehmen und es der Europa League geben, um diesen Wettbewerb aufzuwerten. "Wenn der Vierte in Deutschland oder in England Champions-League-Sieger werden kann, ist das unbegreiflich. Das sind keine Champions", sagten Heidel und Veh einmütig. Auch wenn die Champions League vom Teilnehmerfeld her nahezu eine geschlossene Gesellschaft, mit der aktuellen, positiven Ausnahme Gladbach, sei und der UEFA-Cup früher interessanter war – "bleibt die Europa League ein riesiges Ziel für unsere Vereine", so Veh.

Spannend, ob das Mainz oder Frankfurt in der kommenden Saison erreichen können. Für die einen der Einzug in den Europacup, das wäre wohl für Darmstadt vergleichbar mit dem Klassenerhalt in der Bundesliga und für den FSV Frankfurt mit einer guten Rolle in einer sehr starken 2. Liga.

Carsten Schröter