Bundesliga

Toni: "Das Wichtigste ist, dass ich verdiene"

Ex-Bayern-Profi muss sich in München verantworten

Toni: "Das Wichtigste ist, dass ich verdiene"

Er musste sich vor Gericht rechtfertigen: Luca Toni.

Er musste sich vor Gericht rechtfertigen: Luca Toni. imago

"Ich habe ihn gesehen", ruft die Protokollantin durch den Saal und dann schreitet tatsächlich Luca Toni, verschmitzt lächelnd, durch die Tür. Hellblaues Hemd, modischer grauer Anzug, schwarze Schuhe, ein Drei-Tage-Bart, Toni macht eine gute Figur. Der Italiener hat sich gut gehalten. Das können die Abwehrspieler der Serie A bestätigen, schließlich wurde der 38-Jährige mit 23 Toren in der letzten Saison sogar nochmal Torschützenkönig für Hellas Verona. Doch deshalb ist er nicht in München.

Toni redet nicht über Treffer und Titel, er schraubt noch nicht einmal annähernd an seinem Ohr, nein, er ist gekommen, weil es um sein Geld geht. Davon hat er in München eine Menge verdient, wie man mittlerweile weiß: Sieben Millionen Euro netto als Handgeld für seinen Wechsel vom AC Florenz zu Bayern im Jahre 2007, danach dann 6 Millionen Euro netto jährlich als Gehaltszahlung. Macht in etwa einen Betrag von 43 Millionen Euro brutto für drei Jahre. Davon kann man sich schon mal ein paar Anzüge kaufen. Dass die Bayern ihm 2010 seinen Abgang und die Vertragsauflösung noch mal mit etwa 3 Millionen Euro brutto versüßten tut schon fast nichts mehr zur Sache.

Spielersteckbrief Toni
Toni

Toni Luca

Bayern München - Vereinsdaten
Bayern München

Gründungsdatum

27.02.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Hellas Verona - Vereinsdaten
Hellas Verona

Gründungsdatum

01.01.1903

Vereinsfarben

Blau-Gelb

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Die Kirchensteuer steht noch aus

Toni und die Bayern: Das war eine schöne Geschichte vor allem für ihn, erfolgreich und gut bezahlt, was will man mehr? Perfetto. Ja, wenn es jetzt nicht diesen Streit um die Kirchensteuer gäbe. Der deutsche Fiskus möchte nämlich gerne von dem Fußballspieler 1,7 Millionen Euro nicht gezahlte Kirchensteuer zurück. Doch Toni denkt nicht daran, das zu zahlen, schließlich hatte er genau deswegen mit den Bayern einen Netto-Vertrag abgeschlossen. Die Bayern sollten sich um alle Steuerabführungen kümmern und er bekam monatlich den vereinbarten Betrag von 500.000 Euro überwiesen. Fertig war der Lack. Die Einzelheiten? "Dafür bezahle ich meine Leute", sagt er. Doch so einfach ist das Leben manchmal eben doch nicht.

zum Thema Luca Toni

Wie war das nun aber mit der Religionszugehörigkeit? Toni erklärt: Als er im August 2007 auf der Geschäftsstelle der Bayern erschien, um mithilfe einer Sekretärin sein Anmeldeformular auszufüllen, sei er lediglich gefragt worden, ob er mal heiraten wolle, so erzählt es Toni dem Vorsitzenden des OLG München. Als er das verneinte, sagt der Fußballer, habe ihm die Dame gesagt, "gut, dadurch sparen wir Geld". Worum es dabei ging? Toni: "Keine Ahnung, ich habe das nicht angeschaut, nur unterschrieben. Ich wollte schnell raus, Fußballspielen."

Die Bayern ließen also die Spalte der Religionszugehörigkeit offen. Das blieb so lange, bis der neue Steuerberater von Toni im Jahr 2008 das änderte. Aus dem Strich auf dem Formular wurde "r.-k.", römisch-katholisch. Zwei kostspielige Buchstaben. Acht Prozent der festgelegten Einkommenssteuer beträgt die Kirchensteuer. Ein Batzen Geld, wenn man so viel verdiente wie der Bayern-Stürmer.

Toni: "Wenn jemand an Gott glaubt, dann muss er nicht die Kirche bezahlen"

Doch wessen Schuld war es nun, dass Toni zum eingetragenen Katholiken geworden war? Es ist der entscheidende Punkt, weshalb sich das Gericht am zweiten Verhandlungstag ausschließlich den Fragen widmete: Wann bekam Toni mit, dass in Deutschland eine Kirchensteuer zu entrichten ist? Inwieweit hatte der Italiener Einfluss darauf? Welchen Status nahm er steuerbehördlich ein? Der Spieler von Hellas Verona äußerte sich eindeutig: "Ich habe erst im September 2010 zum ersten Mal durch meinen Steuerberater in Modena erfahren, dass es eine Kirchensteuer gibt. Ich habe mich sehr geärgert und habe nicht verstanden, warum ich das auf einmal bezahlen soll, denn ich hatte ja einen Netto-Lohn." Es wird schnell klar: Der Italiener ist zwar Katholik, doch bei der Kohle hört der Glauben auf. "Ich wäre sofort aus der Kirche ausgetreten, um das nicht zu bezahlen. Wenn jemand an Gott glaubt, dann muss er nicht die Kirche bezahlen."

Luca Toni

Er wollte beim FC Bayern doch immer nur Fußballspielen - und am Ohr drehen: Luca Toni. Getty Images

Tonis Standpunkt ist so einfach wie seine Art Fußball zu spielen: "Das Wichtigste ist, dass ich verdiene." Lohnabrechnungen, Jahressteuerbescheinigungen? "Keine Ahnung, das hat mich nicht interessiert, ich wollte nur mein Geld", betont Toni vor Gericht, der die Schuld bei seinem einstigen Steuerberater sieht. Der Italiener selbst besaß noch nicht einmal einen Briefkasten. "Ich wollte meinen Namen nicht da drauf machen, sonst hätten die Fans jeden Tag geklingelt." Eigenständigkeit sieht anders aus.

"Ich wollte Fußballspielen - basta", sagt er. Als eine Zeugin später aussagt, dass es beim ersten Treffen des Fußballers mit seinem neuen deutschen Steuerberater im Dezember 2007 aber genau darum gegangen wäre, welche Steuern es in Deutschland gebe, verdreht Toni die Augen. Aussage gegen Aussage.

Einen Vergleich hatte der FC Bayern, der ebenfalls mit einem Anwalt vertreten ist, am ersten Verhandlungstag abgelehnt. Nachvollziehbar, denn der Klub hatte mit dem Italiener im Zuge des Aufhebungsvertrages vereinbart, dass er auf alle Ansprüche verzichtet. Der damalige Richter hatte vorgeschlagen, dass Toni 700.000 Euro zahlt, Bayern 500.000 und der frühere deutsche Steuerberater von Toni ebenfalls 500.000.

An diesem Tag gibt es noch keinen Vorschlag. Der Prozess dauert an. "Ein Urteil", so der Richter, "wird heute nicht gefällt". Es gibt also ein Wiedersehen mit Toni. Das dürfte wiederum vor allem die weiblichen Angestellten am OLG München freuen.

Mounir Zitouni