Bundesliga

"Gladbach und Bayern werden die Bundesliga bereichern"

Zum Aufstieg zweier Traditionsklubs vor 50 Jahren

"Gladbach und Bayern werden die Bundesliga bereichern"

Großes Schauspiel: Mit einem 8:0 gelang dem FC Bayern der Bundesliga-Aufstieg - die offizielle Feier fiel blumig aus.

Großes Schauspiel: Mit einem 8:0 gelang dem FC Bayern der Bundesliga-Aufstieg - die offizielle Feier fiel blumig aus. imago

"Die Favoriten haben Wort gehalten. Den Gladbachern und Münchnern daher unseren herzlichen Glückwunsch zum Bundesliga-Aufstieg", gratulierte der kicker und das Sport-Magazin vor 50 Jahren. "Sie haben zwischen sich und allen anderen Mitbewerbern einen so deutlichen spielerischen Abstand gelegt, dass alle Zufälle ausgeschlossen waren. Gladbach und Bayern, das kann man wohl voraussagen, ohne ein großer Prophet zu sein, darf man als Bereicherung unserer höchsten Spielklasse ansprechen."

Der Autor dieser Zeilen sollte Recht behalten. Der FC Bayern und Borussia Mönchengladbach haben mittlerweile 50 respektive 47 Bundesligazeiten auf dem Buckel und prägen die deutsche Eliteliga bis zum heutigen Tag. Unvergessen sind die goldenen Siebziger, als ein Franz Beckenbauer und ein Gerd Müller auf der einen und ein Jupp Heynckes und ein Günter Netzer auf der anderen Seite die Trophäen fast alleine unter sich aufteilten.

Die Münchner gewannen in dieser Hochphase drei deutsche Meisterschaften (1972, 1973, 1974), die Fohlen holten sogar fünf (1970, 1971, 1975, 1976, 1977), der FC Bayern schnappte sich dreimal den Europapokal der Landesmeister (1974, 1975, 1976), Gladbach triumphierte zweimal im UEFA-Cup (1975, 1979). Dass die wichtigsten Spieler der beiden damaligen Vorzeigeklubs das Gerippe der deutschen Nationalmannschaft bildeten, die 1974 und 1972 Welt- und Europameister wurde, erklärt sich von selbst.

Der Gerd und ich haben uns fantastisch ergänzt.

Rainer Ohlhauser über Sturmpartner Gerd Müller

Der Grundstein für all diese Erfolge wurde an jenem 26. Juni 1965 gelegt, dem letzten Spieltag der Aufstiegsrunde. Die Bayern fegten den Berliner Regionalmeister Tennis Borussia mit 8:0 durch Tore von Rainer Ohlhauser (4), Rudi Nafziger (2), Dieter Brenninger und Gerd Müller aus dem mit 15.000 Zuschauern mäßig gefüllten Berliner Olympiastadion. Dadurch sicherte sich der Südmeister mit 18:3 Toren und 9:3 Punkten Platz eins in der Aufstiegsgruppe 2, vor Saarbrücken (Meister Regionalliga Südwest), Alemannia Aachen (Vizemeister Regionalliga West) und TeBe.

Um 17.42 Uhr war der Aufstieg perfekt, überglücklich gab sich Trainer "Tschik" Cajkovski direkt im Anschluss in der Kabine: "Ein großartiges Spiel, wir waren die beste von allen acht Mannschaften." Als die Münchner aus Berlin zurückkehrten, warteten 6000 Fans am Flughafen Riem. "Die begeisterten Fans durchbrachen die Sperren am Rollfeld", erinnert sich Beckenbauer in seiner Autobiographie "Gentleman am Ball", die Feierlichkeiten endeten schließlich im Salvatorkeller auf dem Nockherberg.

Dass Bayern kein Gründungsmitglied war - für Ohlhauser ein Glücksfall

An seine vier Tore im entscheidenden Aufstiegsspiel erinnert sich Rainer Ohlhauser "natürlich noch", verriet der mittlerweile 74-Jährige der "Welt". "Aber den richtig schweren Gegner (Alemannia Aachen, Anm. der Redaktion) hatten wir in der Aufstiegsrunde ja schon davor aus dem Weg geräumt." Der Angreifer des FC Bayern steuerte in der Saison 1964/65 sagenhafte 49 Tore zum Erfolg bei, nach den 38 Spieltagen der Meisterschaftssaison betrug das Torverhältnis der Münchner 146:32. Zusammen mit seinem Sturmpartner Gerd Müller, der 39 Treffer erzielte, bildete er eines der legendärsten Sturmduos des deutschen Rekordmeisters. "Der Gerd und ich haben uns fantastisch ergänzt", erinnert sich Ohlhauser. "Gerd konnte den Ball gut halten, gut Doppelpass spielen, war immer präsent. Ich konnte laufen, war schnell, ausdauernd und habe das Spiel aufgebaut."

Dass der FC Bayern 1963 nicht zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga gehörte, sieht Ohlhauser im Nachhinein als Glücksfall an. "Durch die zwei Jahre im Unterhaus konnten wir dann in Ruhe eine junge Mannschaft aufbauen. Mit Maier, Beckenbauer, Müller, die Stützen der späteren Erfolgsmannschaft. Hätten wir von Anfang an Bundesliga gespielt, wer weiß, wie das gelaufen wäre."

Wenn ein Neuaufbau im Aufstieg mündet: Netzer erlöst Gladbach

Borussia Mönchengladbach feiert den Aufstieg in die Bundesliga

Kindlicher Jubel: Borussia Mönchengladbach feiert den Aufstieg in die Bundesliga - rechts Trainer Weisweiler. imago

Für Westmeister Borussia Mönchengladbach hingegen hing der Aufstieg in die Bundesliga an jenem Tag lange Zeit am seidenen Faden. Die Ausgangsposition war eindeutig, es musste wenigstens ein Punkt her für den großen Traum Bundesliga. Bis zur 69. Minute hatte Wormatia Worms durch ein Tor von Dieter Bedürftig mit 1:0 geführt, erst dann "erlöste Netzers Treffer 35.000 Zuschauer", schrieb seinerzeit das Sport-Magazin. "Netzer, wiederum als großartiger Regisseur im Mittelfeld, und der antrittsschnelle Heynckes hatten keine ernsthaften Gegenspieler", urteilte das Fachblatt. "Ihr Spiel hatte Witz, zeigte prächtige Ideen und stellte die Wormser vor Abwehraufgaben, die auch mit ihrem taktischen Konzept nicht gelöst werden konnten." Insgesamt blieb Gladbach in diesem Spiel zwar blasser als zu Sturm- und Drangzeiten, aber dennoch die bessere Mannschaft.

"Ich bin froh, dass wir alles hinter uns haben", seufzte Trainer Hennes Weisweiler nach dem 1:1, das Platz eins in der Aufstiegsgruppe 1 bedeutete mit 17:7 Toren und 8:4 Punkten vor dem SSV Reutlingen (Zweiter Regionalliga Süd), Holstein Kiel (Meister Regionalliga Nord) und Wormatia Worms (Vizemeister Regionalliga Südwest). Weisweiler: "Wir haben jetzt 53 Spiele absolviert, da weiß jeder, was wir geleistet haben."

An den Erfolg der Fohlen hatte Weisweiler vor besagter Saison nicht zu träumen gewagt. Für den deutschen Pokalsieger von 1960 stand nach einigen Abgängen (z. B. Hans Dieter Höttges, Ulli Kohn) ein Neuaufbau ins Haus mit vielen jungen Talenten. Umso imponierender war die Art, in der die junge Gladbacher Mannschaft durch die Saison marschierte, zweifellos ein Verdienst von Weisweiler. Vor allem ein Trio war für das elegante Spiel der Fohlen enorm wichtig: Jupp Heynckes, Bernd Rupp und Günter Netzer. "Unsere Spielweise wird weiter vom Spielerischen gekennzeichnet, wie das diesmal unsere Stärke war", betonte der Trainer vor dem Einstieg in das Abenteuer Bundesliga, "modern und im Wechsel zwischen Abwehr und Angriff." Ein Satz, der 50 Jahre später auf die Elf von Lucien Favre noch genauso zutrifft.

Die Aufstellung des FC Bayern beim 8:0 gegen TeBe: Maier - Kunstwadl, Olk - Grosser, Beckenbauer, Borutta - Nafziger, Müller, Ohlhauser, Drescher, Brenninger

Die Aufstellung von Borussia Mönchengladbach beim 1:1 gegen Worms: Orzessek - Wimmer, Ernst - Jansen, Lowin, Pöggeler - Heynckes, Netzer - Laumen, Rupp, Waddey

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