Bundesliga

Chance für Breitenreiter - und für Schalke

Ein Kommentar von kicker-Redakteur Thiemo Müller

Chance für Breitenreiter - und für Schalke

Künftig für Schalke verantwortlich: Trainer André Breitenreiter.

Künftig für Schalke verantwortlich: Trainer André Breitenreiter. Fotomontage picture alliance

Und in der Tat war Breitenreiter nicht der Top-Kandidat - sondern der Augsburger Kollege Markus Weinzierl, der am Mittwoch absagte. Dass danach aber schon Breitenreiter ganz stark in den Fokus rückte, hat er vor allem seinem hervorragenden Eindruck in den Sondierungsgesprächen zu verdanken. In der Beurteilung des Schalker Kaders wesentlich detaillierter vorbereitet als prominentere Mitbewerber, dazu selbstbewusst genug, um auch als relativ unbeschriebenes Blatt dem schwer zu führenden königsblauen Ensemble mit der nötigen Autorität zu begegnen.

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Mit solchem Auftreten überzeugte der 41-Jährige Schalkes Manager Horst Heldt ebenso wie dessen Vorstandskollegen und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Ganz bewusst entschied man sich für die Lösung, die man unter fachlichen Gesichtspunkten für die beste hielt. Und nicht für die, welche auf Anhieb den größten Beifall gefunden hätte. Unter diesem Aspekt ist Breitenreiters Verpflichtung ein Zeichen von Mut und Souveränität. Ob der Fußballlehrer seine Vorstellungen, die er den Bossen so überzeugend näherbrachte, auch dem Team entsprechend vermitteln kann, bleibt dennoch abzuwarten.

Fakt ist: Breitenreiters Wirken in Paderborn bedeutet unterm Strich eine starke Bewerbung. Und der Status als aktueller "Abstiegstrainer" muss dem Aufstiegscoach von 2014 nicht als entscheidender Makel ausgelegt werden. Ein Dieter Hecking stieg einst mit Lübeck sogar aus der Zweiten Liga ab, und auch Jürgen Klopp kam 2008 ein Jahr nach dem Abstieg mit Mainz nach Dortmund.

Für Senkrechtstarter Breitenreiter ist Schalke natürlich die ganz große Karrierechance. Sollte er diese nicht nutzen, wäre seine Laufbahn dennoch nicht am Ende. Auf Schalke gescheitert wäre indes Manager Heldt, für den Breitenreiter so etwas wie die "letzte Patrone" bedeutet. Eine Verzweiflungsaktion scheint die Trainerwahl dennoch nicht. Denn auch für Schalke ist der unverbrauchte Breitenreiter eine Chance. Nämlich die, vom Tiefpunkt der letzten Jahre aus tatsächlich einmal etwas konzeptionell Nachhaltiges zu entwickeln.

Thiemo Müller

Thiemo Müller

kicker-Redakteur: Thiemo Müller.