Bundesliga

Schieber: "Die Erwartungen an Kalou sind zu hoch"

Der Hertha-Angreifer im kicker-Interview

Schieber: "Die Erwartungen an Kalou sind zu hoch"

Rechnet im August mit seiner Rückkehr: Hertha-Angreifer Julian Schieber.

Rechnet im August mit seiner Rückkehr: Hertha-Angreifer Julian Schieber. imago

Weil sich ein Knorpelstück im linken Knie gelöst hatte, musste Schieber Anfang März in Augsburg operiert werden. Dennoch ist er mit sieben Treffern noch immer Berlins bester Torschütze in dieser Saison. Der kicker sprach mit dem Hertha-Angreifer über die Lage seines jetzigen Klubs, die seines Ex-Klubs und die eigenen Comeback-Pläne.

kicker: Hertha ist seit vier Spielen sieglos. Wird es nochmal richtig eng für Ihre Mannschaft, Herr Schieber?
Julian Schieber: Wir müssen hellwach sein, ein bisschen innerliche Anspannung ist schon da. Aber klar ist auch: Hinter uns stehen immer noch fünf Mannschaften. Unsere Ausgangslage ist gut.
kicker: Zuletzt schrammte Hertha beim FC Bayern und gegen Mönchengladbach knapp an einem Punkt vorbei. Was fehlt aktuell, um gegen einen Großen zu bestehen?
Schieber: Jeweils ein Tor. Speziell in München hat es die Mannschaft gut gemacht. Gladbach war uns - so ehrlich muss man sein - in allen Belangen überlegen und hat verdient gewonnen.
kicker: Hertha hat sich unter Pal Dardai erkennbar stabilisiert, aber in zwölf Spielen nur elf Tore geschossen. Muss man mehr Risiko eingehen?
Schieber: Das ist immer spielabhängig. Generell ist die defensive Stabilität, die wir zurückerlangt haben, die Basis. Aber wir müssen natürlich unser Offensivspiel verbessern: in dieser, vor allem dann aber in der nächsten Saison.

Spielersteckbrief Schieber
Schieber

Schieber Julian

Spielersteckbrief Kalou
Kalou

Kalou Salomon

Schiebers Rat an Kalou: Nicht beirren lassen

kicker: Um Salomon Kalou, der seit dem 1:0 gegen Augsburg Ende Februar ohne Tor ist, flammen aktuell verstärkt Diskussionen auf. Was raten Sie ihm?
Schieber: Er darf sich nicht beirren lassen und muss weiterarbeiten. Ich bin ein Fan seiner Spielweise. Er hat in jedem Spiel seine ein, zwei Szenen und wird bald wieder treffen. Fakt ist: Die Erwartungshaltung an ihn ist wegen seines großen Namens unrealistisch hoch. Und er bekommt vorn nicht besonders viele Bälle, sondern reibt sich auf im Dienst der Mannschaft.
kicker: Hertha hat die vergangenen beiden Spiele in Dortmund jeweils 2:1 gewonnen und das Hinspiel in dieser Saison durch Ihr Tor mit 1:0. Warum liegt der BVB Hertha so gut?
Schieber: Auf die Vergangenheit dürfen wir uns nicht verlassen. Bei den beiden Siegen in Dortmund hat Borussia ziemlich viele Chancen liegen lassen, Hertha hat das ausgenutzt und war im richtigen Moment da. Das muss auch am Samstag das Ziel sein.
kicker: Wie schwer wird die Aufgabe?
Schieber: Immens schwer. Die Dortmunder Mannschaft will Jürgen Klopp nicht nur im DFB-Pokal, sondern auch in der Liga einen vernünftigen Abschied bereiten. Auch wenn Marco Reus fehlt: Wenn die Borussia erstmal ins Rollen kommt, ist es schwer gegen sie. Wir müssen sehr konzentriert sein, wenn wir etwas mitnehmen wollen.

Keine Ahnung, der liegt sicher verwahrt in der Geschäftsstelle.

Julian Schieber auf die Frage, ob sein Vertrag auch für die 2. Liga gilt

kicker: Klopp verlässt den Klub im Sommer, Thomas Tuchel beerbt ihn. Was bedeutet das für Dortmunds Perspektive?
Schieber: In dieser Saison ist sehr viel an negativen Einflüssen zusammengekommen. Ich bin überzeugt davon, dass die Borussia in der nächsten Saison wieder ein heißer Anwärter auf die Champions-League-Plätze sein wird.
kicker: Gilt Ihr Vertrag auch für die 2. Liga?
Schieber: Keine Ahnung, der liegt sicher verwahrt in der Geschäftsstelle (lacht). Im Ernst: Es war keine einfache Saison für Hertha, aber die Jungs packen das. Vielleicht reicht sogar ein Punkt aus den restlichen drei Spielen, aber drei wären natürlich besser. Ich will nicht am letzten Spieltag auf die Resultate der Konkurrenz schauen müssen.

Rückkehr im August anvisiert

kicker: Wie geht's dem operierten Knie?
Schieber: Ich bin jetzt in der dritten Woche in Donaustauf zur Reha. Die Umgebung und das Pensum dort tun mir gut, zumal ich meine Frau und meinen Sohn nachgeholt habe. Mein Programm startet morgens um neun Uhr und endet am Nachmittag gegen halb fünf mit Aquajogging. Nach der nächsten Woche kehre ich zum Heimspiel gegen Frankfurt erstmal nach Berlin zurück. Dann entscheiden wir, wie es weitergeht. Ich liege im Plan, nächste Woche kann ich die Krücken beiseite stellen. kicker: Verpassen Sie den Start der Vorbereitung auf die neue Saison?
Schieber: Es sieht danach aus, aber ich mache mir keinen Druck. Wenn alles so weiterläuft wie bisher, kann ich im August wieder Fußball spielen. Darauf arbeite ich hin, darauf freue ich mich. Ich hätte der Mannschaft gern geholfen im Abstiegskampf, aber die Enttäuschung über mein Saison-Aus ist abgehakt. Ich schaue nach vorn.

Interview: Steffen Rohr