Bundesliga

Elkin Soto - Held im Verborgenen

Mainzer wird in Straubing operiert - Heidel kritisiert Referee

Elkin Soto - Held im Verborgenen

Schwer verletzter Sympathieträger: Elkin Soto.

Schwer verletzter Sympathieträger: Elkin Soto. imago

Binnen kürzester Zeit schaffte es der Hashtag "Soto" am Sonntagabend in die Trends der sozialen Netzwerke. Allein: Der Grund war kein Zaubertor oder eine grandiose Leistung von Elkin Soto Jaramillo, sondern die schwere Verletzung, die sich der Kolumbianer bei der 1:2 (0:1)-Niederlage seines FSV Mainz 05 gegen den Hamburger SV zugezogen hat. Auch nach Abpfiff drehten sich die Gedanken in der Mainzer Arena um das Schicksal des 34-Jährigen.

Das dokumentieren die Worte der tief getroffenen Nullfünfprofis. "Wenn man jeden Tag mit dem Spieler zusammen ist und ihn sehr gerne hat und man sieht, dass es ihm beschissen geht, dass er schwer verletzt ist - dann ist es menschlich, dass man sich damit auch mal beschäftigt." Das sagte Loris Karius. "Wir sind in Gedanken bei ihm, es tut furchtbar weh." Ein Satz von Julian Baumgartlinger. Ähnlich äußerten sich alle Mainzer, ob Spieler oder Verantwortliche.

Spielersteckbrief Soto
Soto

Soto Elkin

Bundesliga - 31. Spieltag
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1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
1. FSV Mainz 05

Gründungsdatum

16.03.1905

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Denn Elkin Soto ist in Mainz nicht einfach nur ein Fußballer. Elkin Soto ist Publikumsliebling. Elkin Soto ist "der Balldieb". Elkin Soto ist seit 2007 im Klub und für die spanisch sprechenden Spieler, die nach ihm kamen, so etwas wie der große Bruder. Ex-Trainer Jürgen Klopp erklärte einmal: "Eines muss gesagt werden: Elkin Soto ist ein herausragender Bundesligaspieler." Ex-Trainer Kasper Hjulmand nannte ihn einen "hidden hero", einen verborgenen Helden, weil er so professionell mit der neuen Rolle als Ergänzungsspieler umgeht, die ihm in der laufenden Saison zugedacht war. Dafür wollte ihn Martin Schmidt belohnen: "Auch das war ein Grund, warum er gegen den HSV für Yunus Malli anfangen sollte in seinem vorletzten Heimspiel hier."

Die Rückkehr zu Once Caldas war beschlossene Sache - nun wird er operiert

Ein schöner Gedanke des Schweizers, denn die Rückkehr Sotos zu seinem Heimatklub Once Caldas in Kolumbien im Sommer war angesichts des auslaufenden Vertrags beschlossene Sache. Diese Pläne sind vorerst auf Eis. Weil Soto sich nach einem unglücklichen Zweikampf mit Rafael van der Vaart eine brutale Verletzung zuzog (32.): vollständige Ausrenkung des linken Knies, vorderer Kreuzbandriss, Innenbandriss. Zudem ist der Meniskus aus der Kapsel gesprungen. Soto wurde noch während der laufenden Partie ins Krankenhaus transportiert. Dort überprüften die Ärzte, ob Gefäße beschädigt wurden, um ein Kompartmentsyndrom auszuschließen. Inzwischen befindet sich der Spieler auf dem Weg nach Straubing zum Kniespezialisten, der ihn nach Klub-Angaben "in den nächsten Tagen" operieren wird.

Peter Sippel trifft oft kuriose Entscheidungen.

Christian Heidel

Ein schwerer Schlag für einen großen Sportler, vor allem aber für einen sympathischen Menschen. Ein Schlag, der ein ganzes Team zeitweise umwerfen kann, wie der weitere Spielverlauf zeigte. Rund 30 Minuten Spielzeit plus 15 Minuten in der Pause brauchten die Rheinhessen, um in die Partie zurückzufinden. Dass trotz des zwischenzeitlichen Ausgleichs am Ende eine 1:2-Niederlage stand, war den meisten egal. "Alles, was anschließend passiert ist, ist komplett unwichtig gegen diese Verletzung", sagte Christian Heidel. Der Manager, der van der Vaart aber ausdrücklich keinen Vorwurf machte, sah im Einsteigen des Niederländers ein Foul: "Ich mache dem Schiedsrichter den Vorwurf, dass er das nicht abpfeift. Das kann man nicht übersehen. Peter Sippel trifft oft kuriose Entscheidungen. Er macht das bestimmt nicht mit Absicht, doch hat insgesamt eine unglückliche Figur abgegeben."

Darüber ließe sich trefflich diskutieren, zumal Trainer Schmidt dem Unparteiischen mit Ausnahme der Roten Karte gegen Daniel Brosinski "im Großteil eine korrekte Leistung" ausstellte. Egal, denn angesichts der Verletzung Sotos trat alles andere in den Hintergrund.

Schmidt lobt Heidels Vertragsangebot

Mit einer Stimme sprachen die Mainzer wieder, als es um die Zukunft des defensiven Mittelfeldspielers ging. "Wenn er möchte", sagte Heidel, "kann er sofort einen neuen Vertrag unterschreiben." Es ist weniger der finanzielle Aspekt, unter dem man die Vertragsverlängerung des FSV Mainz mit dem schwer verletzten Soto sehen sollte. Denn sechs Wochen nach dem Zeitpunkt der Krankschreibung übernimmt die Berufsgenossenschaft die Pflicht-Lohnfortzahlung, dazu kommt die Auszahlung der Zusatz-Versicherung, die jeder Profi abgeschlossen hat.

Viel wichtiger ist, dass der betroffene Spieler in der langen Zeit der Rehabilitation die gesamte Infrastruktur des Vereins nutzen kann. Ärzte, Reha, Aufbautraining unter professioneller Anleitung, dazu die Versicherung durch den Arbeitgeber - das sind die die Vorteile, die durch den Arbeitsvertrag abgedeckt sind. Dazu ist er voll im Verein integriert, es wird sich "gekümmert", was zwar ein weicher Faktor ist, aber grundsätzlich die Genesung beschleunigt.

Schmidt lobte das spontane Angebot des Managers: "Die Geschichte hat öfters gezeigt, dass Mainz 05 schwer verletzten Spielern eine Stütze bietet und sagt: Wird' in Ruhe gesund. Ich finde, das ist eine schöne Sache." In der Tat: Das ist ein einwandfreier Zug der Rheinhessen, der mehr wert ist als drei Punkte.

Benni Hofmann/Frank Lußem