Bundesliga

Streich: "Kempf muss sein Talent veredeln"

Freiburg: Aktuell nur Einsätze in der Regionalliga

Streich: "Kempf muss sein Talent veredeln"

"Er muss durch ein paar Täler durch": Trainer Christian Streich glaubt weiter an Marc-Oliver Kempf.

"Er muss durch ein paar Täler durch": Trainer Christian Streich glaubt weiter an Marc-Oliver Kempf. Getty Images

Auch vor der Partie beim VfB Stuttgart suchte man Kempf auf dem Aufstellungsbogen vergebens. Der 20-Jährige stand wie schon so oft in diesem Jahr noch nicht einmal im 18er Kader. Stattdessen spielte er am Samstag in der zweiten Mannschaft (Regionalliga Südwest) vor 100 Zuschauern gegen die SV Elversberg (3:1) 90 Minuten durch. Und das, obwohl bei den Profis Innenverteidiger Pavel Krmas wegen einer Gelb-Sperre fehlte.

Allerdings darf man die Einsätze im Regionalligateam nicht als Bestrafung verstehen. Die Wege zwischen Profis und Amateuren sind gerade in Freiburg kurz, heutige Stammkräfte wie Schmid, Sorg oder Günter empfahlen sich einst über die "Zweite" für die Profis.

Anstatt in der Bundesliga auf der Bank zu schmoren, sollte Kempf lieber drei Klassen tiefer Wettkampfpraxis sammeln. Und die war dringend nötig, nachdem er auch 2015 mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Erst stoppten ihn muskuläre Probleme, anschließend fiel er wegen eines Teilabrisses des Außenbandes im rechten Sprunggelenk mehrere Wochen aus. Sein Comeback gab er am 7. März gegen Werder Bremen (0:1), als er zur Halbzeit eingewechselt wurde. Seitdem bestritt er für den SC Freiburg II sechs Regionalliga-Partien.

Wenn er sich durch gewisse Phasen durchbeißt, kann es etwas ganz Besonderes werden.

SC-Coach Christian Streich über Marc-Oliver Kempf

Auf der Pressekonferenz vor dem Derby in VfB Stuttgart erklärte Christian Streich: "Marc hat da mehrere Spiele über 90 Minuten gemacht und steht uns wieder zur Verfügung. Er brauchte die Spielpraxis, damit er die Zweikampfhärte wieder kriegt und hat sehr ordentlich trainiert." Dennoch war es naheliegend, den zuvor stabilen Stefan Mitrovic zusammen mit Marc Torrejon aufs Feld zu schicken. Und so spielte Kempf erneut nur in der Regionalliga.

"Er muss die körperliche Anpassung schaffen, damit er über viele Wochen das Pensum schafft. Das ist immer noch ein Prozess. Deshalb kamen auch die Verletzungen", sagte Streich kürzlich im Gespräch mit dem kicker. Seine Forderung: "Es muss ihm gelingen, 90 Minuten den Fokus ganz, ganz hoch zu halten. Ich verlange von den Innenverteidigern viel, das braucht ein bisschen Zeit. Marc ist sehr talentiert und bringt viel mit. Über ganz hohe Fokussierung muss er sein Talent veredeln. Wenn er sich durch gewisse Phasen durchbeißt, kann es etwas ganz Besonderes werden. Aber er muss durch ein paar Täler durch, und zwar mit erhobenem Kopf."

An Kempfs Rüstzeug für die 1. Liga besteht kein Zweifel. Der 1,85 Meter große Verteidiger ist fußballerisch gut ausgebildet, kann das Spiel mit dem linken Fuß sauber eröffnen und wirkte in seinen bisherigen Profi-Spielen für Freiburg trotz fehlender Erfahrung meist erstaunlich abgeklärt (kicker-Notenschnitt 3,18). In den entscheidenden Wochen im Abstiegskampf dürfte es allerdings schwierig werden, an gestandenen Spielern wie Torrejon, Mitrovic oder Krmas vorbeizuziehen. Wobei nicht ausgeschlossen ist, dass Kempf noch seine Chance erhält. In Stuttgart wechselte Streich den mit Gelb vorbelasteten Mitrovic nach einer schwachen Leistung (Note 5) schon zur Pause aus.

Julian Franzke