Bundesliga

Guardiolas kluge Strategie macht Klopps BVB hilflos

Kommentar zum 27. Spieltag

Guardiolas kluge Strategie macht Klopps BVB hilflos

Alles hört auf meine Strategie: Bayern-Trainer Pep Guardiola.

Alles hört auf meine Strategie: Bayern-Trainer Pep Guardiola. imago

Es war fast wie im Pokalfinale 2014. Auch damals, im Berliner Mai, musste der FC Bayern wichtige Kräfte ersetzen, Schweinsteiger, Alaba, Thiago, Badstuber, dazu den suspendierten Mandzukic. Auch Ribery saß zunächst draußen und musste schon nach einer halben Stunde den angeschlagenen Kapitän Lahm ersetzen.

Angesichts dieser Personalnot bastelte Pep Guardiola hinten eine Dreierkette, gegen die die BVB-Sprinter Reus, Lewandowski, Mkhitaryan und der eingewechselte Aubameyang sich nicht durchsetzen konnten, obwohl Dante und Rafinha sicher nicht zu den schnellsten Akteuren zählen. Der FC Bayern gewann in der Verlängerung mit 2:0. Die Aufgeregtheiten im FC Bayern nach dem heftigen Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid waren mit dem Double-Gewinn besänftigt. Der BVB hatte eine Riesenchance vertan, den ersatzgeschwächten Widersacher der voraufgegangenen Jahre empfindlich zu ärgern.

Bundesliga - 27. Spieltag
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Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
67
2
VfL Wolfsburg VfL Wolfsburg
57
3
Bor. Mönchengladbach Bor. Mönchengladbach
50

Auch in diesen 27. Spieltag importierten die souveränen Tabellenführer aus München ein paar Zweifel, nach der 0:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach. Und vor allem plagten sie arge Verletzungsprobleme: Neben Robben und Ribery fehlte Alaba, Javi Martinez sowieso. Lahm, 69 Minuten aktiv nach vier Monaten Verletzungsunterbrechung, und Thiago, für Lahm eingewechselt und erstmals seit über einem Jahr wieder im Wettkampf, befinden sich noch in der Aufbauphase.

Trotzdem arbeiteten sich die Münchner zu einem 1:0-Sieg, weil Guardiola gewieft seine Dreierabwehr mit den beiden äußeren Assistenten, Rafinha und Bernat, im Bedarfsfall zu einer Fünferkette verbreiterte, davor ein Dreieck mit den Routiniers Lahm-Alonso-Schweinsteiger und wieder eine Station davor zwei agile Stürmer, Lewandowski und Müller, positionierte.

Guardiolas ausgeklügelte Strategie ging, wie vor knapp elf Monaten, wiederum auf - weil die Seinen die taktische Vorgaben gehorsam umsetzten, während sich die Dortmunder Spieler zwar redlich, aber in der Summe ziemlich ideen- und letztlich hilflos mühten. Zwar hatte die Borussia nach der Pause ein paar wenige Torszenen, doch ein klarer Plan war nicht zu erkennen. Insgesamt fehlte es im BVB-Spiel an der Bewegung, an der Geschlossenheit, am Tempo, am Kombinationsfluss, an Überraschungsmomenten, um die konzentriert und diszipliniert verteidigenden Bayern auszuhebeln.

Nun schon drei Pflichtspiele zu Hause ohne BVB-Treffer - eigentlich unfassbar bei diesem prominenten Personal - sprechen eine deutliche Sprache. Von Jürgen Klopp, der den FC Bayern schon einige Male gnadenlos überlistet hatte, so im Hinspiel vor der Pause, kamen keine ersichtlichen taktischen Hilfestellungen von außen. Diese Partie an diesem Karsamstag 2015 ging an den FC Bayern - und an Guardiola. Die Münchner, an deren 25. Meisterschaft ohnehin keine Zweifel mehr bestanden, machten damit einen weiteren Schritt zu diesem Titel.

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Auf der anderen Seite der Republik, im hohen Norden beim Hamburger SV, müssen sie dagegen weiter und immer heftiger um den Ligaverbleib bangen. Sicherlich wäre es vermessen gewesen, nach sechs Spielen ohne Sieg und nur einem einzigen gewonnenen Punkt nun in Leverkusen Glanztaten der heutigen HSV-Vertretung zu erwarten - allein wegen des erneuten Trainerwechsels.

Peter Knäbel, ein Berufsnovize in der Bundesliga, hat sich mutig dieser Herkulesaufgabe gestellt, vom erfahrenen Helfer Peter Hermann erhofft er sich wichtige Unterstützung. Allerdings sagt es viel über die Befindlichkeit des einstmals so gloriosen Traditionsklubs aus, wenn ein Co-Trainer wie ein Heilsbringer begrüßt wird. Aus der vergangenen Saison, in der nach fünf Niederlagen zum Rundenfinale erst über die Relegation und da nur dank eines mickrigen Auswärtstors der Klassenerhalt glückte, haben die Hamburger offenbar nicht ausreichend gelernt.

Vor allem die ständigen Improvisationen und Experimente in der Trainerfrage blieben bislang ohne jede positive Wirkung. Vorstand Dietmar Beiersdorfer und seine Kollegen müssen alsbald eine zukunftsfähige Lösung finden. Sie soll Thomas Tuchel heißen. Der ehemalige Trainer des FSV Mainz 05 begreift sich aber als Bundesliga-Trainer.

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Spieltagsbilder 27. Spieltag 2014/15