Gesprächsbedarf mit dem schlaksigen Angreifer besteht aber nicht nur von Journalistenseite. Nach dem sportlich guten, aber auch von viel Theatralik, Gestik und Schauspielerei geprägten Auftritt des vom Kölner Boulevard als "Zappelphilipp" bezeichneten Stürmers, habe die FC-Verantwortlichen den 23-Jährigen ins Gebet genommen.
Die Aussage von Peter Stöger zu dem am Rande eines Platzverweis wandelnden Akteurs ist eindeutig: "Wir haben mit ihm natürlich gesprochen. Das hatten wir ihm auch in der Pause nochmal klar gemacht. Jeder ist zu einem gewissen Grad selbst dafür verantwortlich, wie er seine Emotionen, seinen Frust auslebt. Bis zu einer gewissen Grenze kann man alles mittragen - wir draußen, die Zuschauer, die Gegner, die Mitspieler, natürlich auch die Schiedsrichter. Und ab einem gewissen Grad geht es halt nicht mehr."
Spielersteckbrief Deyverson
Trainersteckbrief Stöger
1. FC Köln - Vereinsdaten
Gründungsdatum
13.02.1948
Vereinsfarben
Rot-Weiß
Klar ist: Der FC bemüht sich darum, dass die Leihgabe von Belenenses Lissabon nicht ganz schnell in einer für ihn negativen Schublade landet. Dafür, dass sich Deyverson während der gut 60 Minuten, die er mitwirken durfte, so oft im Grenzbereich bewegte, hat Kölns Trainer eine Erklärung: "Da ist einiges dazu gekommen: Das erste Spiel vor der Kulisse, das erste Heimspiel, das erste Mal, dass er von Beginn an gespielt hat." Stöger sieht zum einen den positiven Effekt, für den Deyverson nicht nur als Torschütze gesorgt hat: "Er ist schon jemand, der von seiner Begeisterung, von seinem Einsatz lebt. Er hat ja auch sehr vieles in Schwung gebracht, wie er sich aufgeopfert hat in den Zweikämpfen." Doch die andere Seite der Medaille missfällt ihm sehr: "Aber was wir nicht brauchen, was ich nicht mag, ist Theatralik und solche Sachen. Das haben wir ihm auch gesagt. Das wird er auch verstehen."
Stöger bei Deyverson auf der Suche nach dem Mittelmaß
Deyverson ist kein Kind von Traurigkeit. In Portugal flog er in eineinhalb Jahren bei Belenenses Lissabon vier Mal vom Platz (dreimal Rot, einmal Gelb-Rot). Ihn völlig ruhig zu stellen, wäre aber genauso unrealistisch wie kontraproduktiv, wie Stöger weiß: "Das gesunde Mittelmaß muss man finden. Dass er seine Qualität im Spiel nicht verliert und dass es nicht so gefährlich ist."
Folglich nimmt Stöger seine Schützling nach dem Rüffel auch ein Stück weit in Schutz: "Ich habe in der Bundesliga schon Spieler gesehen, die ähnlich auftreten", so der Österreicher, "aber bei uns fällt es halt extrem auf, weil wir eine extrem brave Mannschaft sind." Ein Etikett, das der FC mit dem Deyverson vom Frankfurt-Spiel schnell los sein dürfte.
