Bundesliga

Sahin: Der Taktgeber aus der Tiefe

Dortmund: Feines Gespür für Räume und exquisite Technik

Sahin: Der Taktgeber aus der Tiefe

Erfährt neue Wertschätzung: Dortmunds Taktgeber Nuri Sahin.

Erfährt neue Wertschätzung: Dortmunds Taktgeber Nuri Sahin. Getty Images

Oberflächlich betrachtet hatte der Auftritt des 46-maligen türkischen Nationalspielers gegen Mainz schon allein deshalb etwas Besonderes, weil er an gleich zwei Torszenen beteiligt war: Einmal per Kopf im Anschluss an eine Ecke (wurde vom Mainzer Keeper Kapino gehalten), das zweite Mal im Nachsetzen nach Aubameyangs Freistoß zwölf Minuten vor dem Ende. Sahin reagierte geistesgegenwärtig und krönte eine starke Leistung mit seinem erst 19. Ligatreffer. Auf dieses Tor hatte er länger als ein Jahr warten müssen.

Sahins auffallende Präsenz im Abschlussbereich darf als durchaus ungewöhnlicher Vorgang markiert werden - die Gefahrenzone des Gegners gehörte bisher nicht zu seinen favorisierten Aufenthaltsorten. Sahin wird wegen seiner strategischen Veranlagung, seiner Ball- und Passsicherheit, wegen seines Stellungsspiels, seiner Ruhe und Übersicht geschätzt. Die Zuständigkeit für den finalen Pass oder entschlossene Aktionen im Strafraum überließ er in der Vergangenheit meist anderen, und das brachte ihm auch Kritik ein.

Fußballerische Lösungen für fast alle Probleme

Mittlerweile erfährt Sahin eine neue Wertschätzung. Jürgen Klopps Experiment, seine Doppel-Sechs in Abwesenheit von zwei kampfstarken Abräumern wie Sebastian Kehl oder Sven Bender mit spielfreudigen Akteuren wie Ilkay Gündogan oder eben Sahin zu besetzen, hat zuletzt prima funktioniert. Und es hat nicht deshalb funktioniert, weil die beiden Feinfüße wild grätschend in der strategisch wichtigen Zone vor der eigenen Abwehr auffielen und ihre abwesenden Kollegen zu imitieren versuchten, sondern weil sie es auf ihre Art regelten - mit dem feinen Gespür für Räume und der exquisiten Technik, die es ihnen erlaubt, für fast alle Probleme fußballerische Lösungen zu finden.

Sahin hatte wegen anhaltender Kniebeschwerden und einer dann doch fälligen Operation nur sieben (!) Minuten mitwirken können in der Hinrunde. Jetzt ist er gesund und spielt als Dortmunder Ordnungshüter immer. "Die Rückrunde läuft sehr positiv für mich", strahlt er, "sowohl das Trainerteam als auch die Mannschaft sind zufrieden mit mir. Das ist das Wichtigste."

Als Taktgeber aus der Tiefe hat Sahin in den vergangenen Wochen deutlich punkten können. Sportdirektor Michael Zorc bescheinigt ihm "aufsteigende Form". Und weiter: "Nuri musste sechs Monate pausieren. Er brauchte einfach Sicherheit für sein Spiel."

Thomas Hennecke