Bundesliga

Mit Schmidt zurück in die Zukunft

Kommentar zum Trainerwechsel in Mainz

Mit Schmidt zurück in die Zukunft

Musste einen Trainerwechsel vollziehen: Der Mainzer Manager Christian Heidel.

Musste einen Trainerwechsel vollziehen: Der Mainzer Manager Christian Heidel. imago

Zu beneiden war Kasper Hjulmand nie – denn sein Vorgänger Thomas Tuchel hat große Fußstapfen hinterlassen. Der Däne hat es mit seiner Vorstellung von Fußball nicht geschafft, dieses schwere Erbe mit neuem Leben zu füllen. Deshalb ist die Trennung logisch.

Die Idee, das Mainzer Spiel zu entwickeln, war grundsätzlich nicht falsch. Mit mehr Ballbesitz wollte Hjulmand Kontrolle und Dominanz ausüben. Doch Feldvorteile allein schießen keine Tore und führen nicht zwangsläufig zu Siegen. Nur vier hat er in der Liga geholt, nur einen aus den letzten 13 Partien. Weil seinem Team der Punch fehlte.

Bundesliga - 21. Spieltag
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Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
52
2
VfL Wolfsburg VfL Wolfsburg
44
3
Bor. Mönchengladbach Bor. Mönchengladbach
36
Trainersteckbrief Schmidt
Schmidt

Schmidt Martin

1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
1. FSV Mainz 05

Gründungsdatum

16.03.1905

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Hat die Vereinsführung Hjulmand richtig zugehört?

Dass die Weiterentwicklung an den entscheidenden Stellen hakt, ist keine neue Erkenntnis. Das hat sich bereits in der Phase vor der Winterpause mit neun Partien ohne Sieg angedeutet. Trotz der Verletzungsmisere hätten die Verantwortlichen schon damals handeln müssen. Denn Mainz-spezifische Elemente wie höchst aggressives Pressing, Treibjagd des ballführenden Gegners und überfallartiges Ausschwärmen, die zuerst Jürgen Klopp und später Thomas Tuchel in die DNS des Klubs woben, blendete Hjulmand aus.

Der Däne betonte stets, dass diese Prinzipien auch zu seiner Idee gehören – gesehen hat man davon herzlich wenig, weder im Spiel noch in den Trainingsinhalten. Deshalb muss sich auch die sportliche Leitung fragen lassen: Hat sie bei den Sondierungsgesprächen im Frühsommer 2014 richtig zugehört? Oder hat man aneinander vorbeigeredet? Denn Hjulmand scheint eine andere Vorstellung von diesen Elementen zu haben als diejenige, die im Verein verankert ist. In dieser Hinsicht erwies sich der Trainer als beratungsresistent. Doch ohne diese Tugenden kann Mainz in der Bundesliga nicht bestehen.

Mainz: Letzter in der Tabelle nach Spieltag 8

kicker-Redakteur Benni Hofmann kommentiert den Trainerwechsel in Mainz.

kicker-Redakteur Benni Hofmann kommentiert den Trainerwechsel in Mainz.

Dass Hjulmand als Tabellen-14., ein Resultat, mit dem Mainz in der Endabrechnung leben kann, entlassen wird, spricht nur auf den ersten Blick gegen seine Beurlaubung. In der Tabelle nach dem achten Spieltag sind die Nullfünfer Schlusslicht. Eine Mannschaft mit der Qualität des FSV Mainz 05 muss ein, zwei Prozent mehr liefern als andere, um in der Bundesliga bestehen zu können. Diese herauszukitzeln, ist die Aufgabe des Trainers. Mit seiner ruhigen Art ist Hjulmand das nicht gelungen. Das ist nicht einmal ein Vorwurf, denn der 42-Jährige ist keiner, der mit daumendick geschwollener Halsschlagader durch die Coaching-Zone wütet, der diese ein, zwei Prozent über Emotionalität erwirkt. Und kein Mensch kann aus seiner Haut.

Martin Schmidt ist - nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er als Verfechter der Philosophie von Thomas Tuchel gilt - die naheliegende und günstige Lösung. Der Schweizer kam 2010 als U-23-Trainer nach Mainz. Er kennt den Klub bestens und ist in der Profi-Mannschaft hochangesehen. Zudem ist er, was das Auftreten auf dem Trainingsplatz und am Spielfeldrand angeht, ein Gegenentwurf zu Hjulmand, ein positiv Verrückter. Mit der Entscheidung, wie 2001 Klopp und 2009 Tuchel einen Mann aus den eigenen Reihen nach oben zu ziehen, geht Manager Christian Heidel den Weg zurück in die Zukunft.

Benni Hofmann