Bundesliga

TV-Gelder: Allofs & Co. denken über neue Anstoßzeiten nach

Milliardenschwerer Premier-League-Deal schreckt Bundesliga auf

TV-Gelder: Allofs & Co. denken über neue Anstoßzeiten nach

"Es darf keine Tabuthemen geben": In der Bundesliga macht man sich nach dem TV-Megadeal in England so seine Gedanken.

"Es darf keine Tabuthemen geben": In der Bundesliga macht man sich nach dem TV-Megadeal in England so seine Gedanken. imago

Die Premier League stößt mit ihrem neuen TV-Vertrag in neue Dimensionen vor , steigerte die Erlöse für die nationalen Rechte um stolze 70 Prozent - und die Auslandsrechte werden erst noch komplett verhandelt. "Burnley ist damit größer als Ajax Amsterdem, das sagt eine Menge darüber, wie sich das alles entwickelt hat", sagte Ligachef Richard Scudamore selbst ein wenig ungläubig. Auch in der Bundesliga reibt man sich die Augen. "Es ist bemerkenswert, dass der Letzte in England mehr bekommt als der Erste in Deutschland. Man muss darüber nachdenken und bereit sein, etwas zu ändern", macht sich auch Schalkes Sportvorstand Horst Heldt Gedanken.

DFL-Chef Christian Seifert hatte bereits nach Bekanntwerden des Megadeals am Dienstag die Frage aufgeworfen, ob man in der Bundesliga bereit sei, "notfalls auch unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen, um weiter die besten Spieler der Welt in der Bundesliga zu halten?" Die Sorge ist klar: Die Kluft zur Premier League könnte zu groß werden, die internationale Konkurrenzfähigkeit verlorengehen. Der aktuelle TV-Vertrag der Bundesliga, der noch bis 2017 läuft, ist über 2,51 Milliarden Euro dotiert - über vier Jahre.

"Das ist natürlich schon extrem. Da muss man aufpassen, dass nicht die absoluten Topstars, die das Salz in der Suppe ausmachen, diesen Versuchungen erliegen. Ich hoffe, dass wir in der Bundesliga bei der Vermarktung nachziehen, damit es keine schlechte Verteilung gibt", kommentierte Hoffenheim-Coach Markus Gisdol den Premier-League-Deal. Ähnlich sieht es Wolfsburgs Manager Allofs: "Ich denke, die Preise werden, was Gehälter und Transfers angeht, steigen. Daher wäre es wünschenswert, dass die Bundesliga das gleiche Geld erhält, damit wir Schritt halten können."

Ich bin überzeugt, dass ein Marco Reus nicht nach Hull oder Stoke wechselt und dass auch andere Stars in Deutschland bleiben wollen. Nicht immer entscheidet der Geldkoffer.

Ganz so dramatisch sieht Max Eberl die Sache dann doch nicht

Um noch mehr Geld generieren zu können, führt die Premier League demnächst ein Spiel am Freitagabend ein. Kommt es auch in der Bundesliga zu einer weiteren Zerstückelung der Spieltage? "Es darf kein Tabuthema geben", findet Allofs: "Bisher haben wir den Spagat hinbekommen, Wünsche zu erfüllen, aber den Spieltag kompakt zu gestalten. Aber auch da muss es Kompromisse geben." Das sieht auch Gladbachs Sportdirektor Max Eberl so: "Unter Umständen müssen wir mit Traditionen brechen, um im Wettbewerb mithalten zu können. Das hören viele nicht gerne, aber ich finde, dass wir mit der Zeit gehen müssen."

Mahnende Stimmen von Eichin und Stevens

Verrücktmachen lassen sollte sich die Bundesliga jedoch auch nicht, findet beispielsweise Werder-Geschäftsführer Thomas Eichin, der die Entwicklung in England als "finanziellen Wahnsinn und ein bisschen besorgniserregend" beschrieben: "Die Liga boomt, da müssen wir schon aufpassen, dass wir nicht überzocken." Auch VfB-Coach Huub Stevens warnte davor, die Rechnung ohne die Fans zu machen: "Ich weiß nicht, ob es in Deutschland möglich ist, um zwölf Uhr mittags zu spielen. Ich denke, Fußball ist immer noch für die Fans, für das Publikum."

ski/dpa/sid