Bundesliga

Vestergaard: "Mister Cool" an der Weser

Bremens Abwehrchef freut sich auf Wiedersehen in Hoffenheim

Vestergaard: "Mister Cool" an der Weser

War auf Anhieb eine Bereicherung für Werder: Neuzugang Jannik Vestergaard.

War auf Anhieb eine Bereicherung für Werder: Neuzugang Jannik Vestergaard. imago

Auch diffizile Angelegenheiten vermag er in schicke Worte zu kleiden. Die Fragen nach dem nächsten Spiel, das ausgerechnet dort stattfindet, wo sie ihn abgeschoben haben, pariert er auf seine Weise. Es sei erst einmal wichtig, auch dort erfolgreich zu sein, meint Jannik Vestergaard, der Ex-Hoffenheimer, der mit Werder am Mittwoch im Kraichgau antritt. Dann könnte er sich auch diese persönliche Reaktion vorstellen: "Okay, jetzt habe ich es denen gezeigt. Doch wichtig ist die Mannschaft."

Der neue Chef von der Weser hat gesprochen. Gerade mal eine knappe Woche ist der Däne in Bremen und schon ist er angekommen. Andere wie der ausgeliehene Mehmet Ekici haben dies in drei Spielzeiten nicht geschafft. Vestergaard brillierte sofort, lieferte ein traumhaftes Debüt für Grün-Weiß ab. Der 22-Jährige bestach beim umjubelten 2:0-Sieg gegen den Tabellennachbarn Hertha BSC Berlin, diesem Mutmacher für die Rückserie, und wies alle seine Talente nach: Stark im Zweikampf, gut im Stellungsspiel, überragend in der Luft und mehr als annehmbar in der Spieleröffnung.

Spielersteckbrief Vestergaard
Vestergaard

Vestergaard Jannik

Bundesliga - 18. Spieltag
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Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
45
2
VfL Wolfsburg VfL Wolfsburg
37
3
Bor. Mönchengladbach Bor. Mönchengladbach
30
Trainersteckbrief Skripnik
Skripnik

Skripnik Viktor

Werder Bremen - Vereinsdaten
Werder Bremen

Gründungsdatum

04.02.1899

Vereinsfarben

Grün-Weiß

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Alle vom Neuen begeistert

"Sofort präsent", lobte Tomas Eichin den Defensivspieler. Der wegen seiner Personalpolitik, speziell wegen der Torwartwechsel im Winter kritisierte Geschäftsführer durfte sich freuen über diesen 2,5 Millionen teuren Einkauf, der zu seinem Königstransfer zu werden verspricht. Auch Viktor Skripnik war voll des Lobes über die Aktivitäten des Klubs im heute ablaufenden Transferfenster und natürlich besonders angetan von seinem neuen Innenverteidiger. Der Trainer erzählte, dass Vestergaard durchaus andere Möglichkeiten und andere Angebote gehabt habe. Daher sei er froh, so Skripnik, dass dieser sich für Bremen entschieden hat. "Seine Sicherheit tut uns gut. Dadurch können wir im Mittelfeld etwas mutiger auftreten und agieren."

Seine Sicherheit tut uns gut.

Werder-Trainer Skripnik über Vestergaard

Genau dies war es, was bei dem 1,99-Meter-Riesen verblüffte. Nach nur vier Trainingseinheiten stand der Däne, über den sein Nationaltrainer Morten Olsen sagt, dass er zu den größten Abwehrtalenten des Landes zählt, in der Startformation und spielte so, als sei er schon über Jahre dabei und bei Werder ausgebildet worden. Keine Anpassungsprobleme, keine Anlaufzeit, keine Hemmungen. "Super glücklich" habe er sich gefühlt, gab Verstergaard hinterher zu Protokoll. Die Mannschaft habe es ihm auch leicht gemacht. "Das Team funktioniert, daher habe ich mich sofort wohlgefühlt."

Kompliment zurück: Vestergaard hat es mit seiner Erscheinung und seinem Auftreten auch der Werder-Elf leicht gemacht. "Mit seiner Ruhe hat er uns geholfen", würdigte Marco Bode, der Ex-Profi, der nun als Chef des Aufsichtsrats fungiert, den Neuling, der wie ein alter Hase agierte. Und dabei lieferte der nach einem Luftduell mit Julian Schieber am linken Auge mit einem Veilchen dekorierte Skandinavier eine Partie mit Spitzenwerten ab.

Spielbericht

In der Halbzeitpause rieben sich alle verwundert die Augen, als die Zahl auf der Anzeigetafel erschien, die in Prozenten seine Meisterleistung in der Disziplin Zweikampf angab: 100 Prozent, kein Duell Mann gegen Mann verloren. Nach dem Wechsel hielt er diesen Wert hoch und landete beim Schlusspfiff bei mehr als respektablen 85 Prozent. "Ich weiß nicht, was ich davon halten soll", sagte er über diese Statistik. "Was habe ich davon, wenn ich einen guten Prozentsatz habe, aber den entscheidenden Zweikampf verliere und die Mannschaft dadurch verliert?"

Cool ist er, der blonde Jannik, der mit seiner langen Mähne aussieht wie ein Popstar und dazu taugt, der neue Frauenschwarm in der Hansestadt zu werden. Locker, leicht und flockig gibt sich der perfekt Deutsch sprechende Legionär, der bis 2018 an Werder gebunden ist. In der Partie gegen Hertha harmonierte er mit dem an seiner Seite immer besser werdenden, vor allem beim Aufbauspiel überzeugenden Alejandro Galvez.

Chancen für Prödl haben sich verschlechtert

An diesem Nachmittag vermisste niemand den Langzeitverletzten Sebastian Prödl. Der Österreicher kämpft nach seiner Knieverletzung um sein Comeback. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, noch hat er das Werder-Angebot nicht akzeptiert. Bisher hatte Prödl gute Karten im Pokerspiel. Seit das As Vestergaard im Spiel ist, hat sich das Blatt für den Nationalspieler wesentlich verschlechtert. Auch in dieser Hinsicht macht der Vestergaard-Transfer aus Sicht der sportlichen Leitung einen Sinn.

Hans-Günter Klemm