Bundesliga

Mainz: Defensiv stabil, vorne ohne Zug zum Ziel

Erkenntnisse eines Tests

Mainz: Defensiv stabil, vorne ohne Zug zum Ziel

Muss in der Offensive noch an ein paar Stellschrauben drehen: Kasper Hjulmand.

Muss in der Offensive noch an ein paar Stellschrauben drehen: Kasper Hjulmand. Getty Images

Aus dem Trainingslager in Marbella berichtet Benjamin Hofmann

Da stand er nun, regendurchnässt, und stellte sich den Fragen der Hand voll Journalisten, die den Bundesliga-Zwölften mit ins Trainingslager begleitet haben: Kasper Hjulmand sprach von einem Gegner, den er bewusst ausgewählt hatte. "Braunschweig steht tief, gegen Paderborn wird es ähnliche Szenen geben", sagte der FSV-Trainer. Der Aufsteiger kommt am 31. Januar nach Mainz. Bis dahin, so hofft der Däne, soll seine Mannschaft im Angriffskonzept einen Schritt nach vorne gemacht haben – vor allem vor dem Hintergrund, dass Toptorjäger Shinji Okazaki wegen des Asien-Cups fehlen dürfte. Hjulmand sah "am Anfang zu wenig Bewegung, zu wenig Laufwege", wollte aber wegen des tiefen, regennassen Rasens nicht allzu hart ins Gericht gehen mit seinen Schützlingen. Gewiss spielen auch die schweren Beine nach sechs von acht Trainingslagertagen eine Rolle.

1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
1. FSV Mainz 05

Gründungsdatum

16.03.1905

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Weniger gilt das für das Erkennen von guten Momenten, um den Zug zum Tor zu forcieren. Solche gab es gegen die Niedersachsen. Beispiel? Mitte der ersten Hälfte eroberte Geis kurz vor dem eigenen Strafraum den Ball und spielte direkt zu Daniel Brosinski auf Höhe der Mittellinie. Doch statt in dieser Fünf-gegen-Vier-Situation Geschwindigkeit aufzunehmen und die Überzahl auf dem Flügel im Zusammenspiel mit Jairo Samperio zu nutzen, suchte der Rechtsverteidiger Yunus Malli im Zentrum. Eine Fehlentscheidung, durch die die Kontermöglichkeit verpufft war.

Hjulmand lobt de Blasis' Einsatz

Falsche Entscheidungen trifft laut Hjulmand im taktischen Bereich manchmal auch Pablo de Blasis. Doch der 42-Jährige lässt nichts auf den Angreifer kommen, der gegen Braunschweig rackerte, sich gut von den gegnerischen Innenverteidigern löste, Bälle forderte. "Er versucht alles und diese Energie können wir brauchen", erklärte der Trainer. Der Argentinier holte im Zusammenspiel mit dem gedankenschnellen Geis den Elfmeter heraus.

Von den Flügeln, auf denen sich links Christian Clemens und rechts der einmal mehr schwache Jairo Samperio versuchen durften, kamen insgesamt wenig Impulse. Clemens, der sich im Test gegen Freiburg am Mittwoch zielstrebiger präsentiert hatte, zog häufig nach innen, um Platz zu machen für seinen Hintermann Pierre Bengtsson. Dadurch gerieten Clemens Stärken, also Geschwindigkeit und Abschluss, in den Hintergrund. Dafür schaltete sich Bengtsson oft in die Offensive ein, präsentierte klare Aktionen, deutete sein Potenzial bei Standards – eine gute Freistoßflanke, ein direkter Freistoß knapp neben das Tor – an und stand hinten sicher.

Das defensive Grundkonstrukt steht

Letzteres gilt allgemein für Mainz. Die Viererkette aus Brosinski, Stefan Bell, Gonzalo Jara und eben Bengtsson funktionierte auch ohne den sich noch immer im Aufbau befindlichen Niko Bungert (Knochenmarksödem in der Hüfte). Davor stabilisierten Geis und Elkin Soto. Das Grundkonstrukt steht. Die Passfolgen, um den Ball nach vorne tragen, klappen. Beides versehen mit dem für Trainingslager üblichen Zusatz "bis auf einige wenige Ausnahmen".

Doch es bleibt die alte Leier: Im Umschalten präsentieren sich die Nullfünfer ohne Zug zum Tor und im Gegenpressing fehlen zumeist die konzertierten Aktionen mit Aggressivität sowie physischer und mentaler Schnelligkeit. Zudem vermisste Hjulmand Passversuche durch die Schnittstellen: "Die Spieler müssen ein bisschen mehr Verständnis bekommen dafür. Wir dürfen nicht nur über außen kommen. Wir müssen und werden daran arbeiten." Knapp zwei Wochen Zeit hat der Däne dafür noch, um gegen einen ähnlich tief verteidigenden Gegner wie Braunschweig nicht regennass, also mit leeren Händen dazustehen.